Überlegungen zum "Fall" M. Özil
- Jörn Budesheim
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Die Diskussion wurde von einem Mitglied gemeldet: "Diese Diskussion besteht inzwischen hauptsächlich aus persönlichen Angriffen." Ich habe den Strang vorerst gesperrt. Eine weitere Entscheidung soll zeitnah getroffen werden.
- Friederike
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Ich schreibe in meiner Eigenschaft als Moderatorin und vertrete jetzt aber nur @Jörns und meine Auffassung, weil Stefanie und Ottington nicht so viel präsent sein können. Wir sind der Meinung, daß Ihr Beiden, @Tommy und @Tosa Inu, es alleine hinkriegt, Euer Gespräch wieder zu versachlichen.
Friederike
Friederike
Ich sehe hier keinen Sinn darin, den Dialog fortzusetzen.
„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)
- Jörn Budesheim
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Weil "seine" niemanden aufgrund biologische Merkmale ausschließt? Was offenbar Voraussetzung dafür ist, dass sie das Zeug hat, zum allgemeinen Gesetz erhoben zu werden.
Schon die Aufforderung "erklär Du mir" setzt die Falschheit des Rassismus voraus, weil zum Erklären die logischen Gesetze zählen, welche es nicht zulassen Eigenschaften des Erklärers in das Argument "hineinzuziehen".
Ich finde, hier sind die Begründungslasten auch ganz anders verteilt. Wenn Einzelne benachteiligt werden sollen, dann müssen schon mal verdammt gute Gründe her. Das heißt: der Rassist muss was vorlegen - nicht umgekehrt. Er muss erläutern, warum jemand aufgrund biologischer Merkmale vom "allgemeinen Gesetz" ausgeschlossen werden soll.
- Jörn Budesheim
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Zudem: Wenn man eine bestimmte philosophische Position stark macht, die dazu führt, dass man nicht mal den Rassismus einhegen kann, sollte man dann nicht die eigene Position bedenken, statt dem Antirassisten diese anzubieten?
Nur steht hier gar keine rassistische gegen eine antirassistische Position.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Fr 27. Jul 2018, 16:07Ich finde, hier sind die Begründungslasten auch ganz anders verteilt. Wenn Einzelne benachteiligt werden sollen, dann müssen schon mal verdammt gute Gründe her. Das heißt: der Rassist muss was vorlegen - nicht umgekehrt. Er muss erläutern, warum jemand aufgrund biologischer Merkmale vom "allgemeinen Gesetz" ausgeschlossen werden soll.
Die ganze Diskussion dreht sich erkennbar nicht darum, ob man gegen Rassismus vorgehen soll, sondern wie.
„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)
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Wenn sein Antirassismus zu keinem Antirassismus führt , sollte diesen Antirasssismus ausführende Antirassist möglicherweise seinen Antirassismus praktisch ändern, wenn er will dass sein Antirassismus zu Antirassismus führe.
""Wahrheit" ist immer nur theoretisch." proximus
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Eine Antwort von nachgerade fliegeianischer Umständlichkeit.
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Man kann es auch genau anders herum sehen. So, wie Tuba Sarica. Sie sieht in den deutschtürkischen Unterstützern Erdogans Mitläufer. Erdogan hat ja die Deutschtürken dazu aufgerufen, sich nicht zu integrieren. Er bestärkt sie in ihrer Opferrolle und ihrer Deutschenfeindlichkeit. Und dafür lieben und wählen sie ihn. Also, nix ziviler Ungehorsam. Eher Gehorsam gegenüber einem Hass predigenden Despoten.
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“Ziviler Ungehorsam, ein Zeichen für Integration“
Ausländer können einfach nichts falsch machen
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Tuba Sarica: "Die Kritik an Özil ist berechtigt"
Es lohnt sich, Saricas unbequeme Innenansichten aus der deutschtürkischen Community - sie spricht gern auch von "Parallelgesellschaft" - zu bedenken. Natürlich nicht, um die eigene Fremden- oder Türkenfeindlichkeit zu munitionieren, sondern um der nötigen Differenzierung willen. Mich wundert es sehr, wie bereitwillig die Öffentlichkeit jetzt den Rassismus-Vorwurf Özils aufgreift; seine Ablenkungsstrategie ist voll aufgegangen. Dass er sich jederzeit wieder mit Erdogan photographieren lassen würde, wird ihm geradezu als Standfestigkeit und Zivilcourage ausgelegt... Da läuft etwas schief.
Es lohnt sich, Saricas unbequeme Innenansichten aus der deutschtürkischen Community - sie spricht gern auch von "Parallelgesellschaft" - zu bedenken. Natürlich nicht, um die eigene Fremden- oder Türkenfeindlichkeit zu munitionieren, sondern um der nötigen Differenzierung willen. Mich wundert es sehr, wie bereitwillig die Öffentlichkeit jetzt den Rassismus-Vorwurf Özils aufgreift; seine Ablenkungsstrategie ist voll aufgegangen. Dass er sich jederzeit wieder mit Erdogan photographieren lassen würde, wird ihm geradezu als Standfestigkeit und Zivilcourage ausgelegt... Da läuft etwas schief.
- Jörn Budesheim
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Deutscher sein ist ein "normativer Status". Ein echter Deutscher ist, wer einen echten deutschen Pass hat.
Was mich nicht überzeugt, ist: Bei den Verteidigern von Özils Position, hieß es, Özil habe zwar einen Fehler gemacht, sich mit Erdogan ablichten zu lassen, sei jedoch etwas naiv gewesen und im wesentlichen unpolitisch. In dem öffentlichen Statement, zu dem er sich nun bekennt, zeigt sich aber das Bild eines reflektierten und politisch denkenden Menschen. Wenn er nicht in wenigen Wochen sehr viel gelernt hat, hat sich auf dem Foto doch auch schon ein reflektierter und politisch denkender Mensch ablichten lassen. Das darf man dann durchaus kritisch sehen.
Was wir leisten müssen - darum mein Wunsch einer breiten Wertediskussion - ist, uns wechselseitig klar zu machen, wann denn nun jemand als deutsch (wenn es denn so wichtig ist) zu bezeichnen ist und wenn man das gefunden hat, kann man auf diesen Konsens verweisen.
Das ist der Punkt, den ich exakt so sehe, wie Du.Tommy hat geschrieben : ↑So 29. Jul 2018, 12:22Ich bin mit Herrn Özil in einem Punkt auf einer Seite, nämlich bei der Frage ab wann man denn nun eigentlich ein "echter" Deutscher ist.
Herr Özil ist in Deutschland geboren und hat erfolgreich für die deutsche Nationalelf gespielt. Dass Herr Özil in einer Parallelgesellschaft lebt (welche?), kann man nun wirklich nicht behaupten.
Was muss denn ein Ausländer noch tun, damit er nicht mehr als Ausländer gilt?
Ist das überhaupt möglich? Oder bleibt ein Ausländer eben der ewige Ausländer, für den eben auch auf ewig andere Maßstäbe gelten?
Was wir leisten müssen - darum mein Wunsch einer breiten Wertediskussion - ist, uns wechselseitig klar zu machen, wann denn nun jemand als deutsch (wenn es denn so wichtig ist) zu bezeichnen ist und wenn man das gefunden hat, kann man auf diesen Konsens verweisen.
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Sollte man auch. Und wenn er auf die Vorwürfe wegen des Bilds mit Erdogan mit Rassismus kontert, wirkt das eher wie derailing. Sicher hat er ein gutes Argument, aber darum ging es nicht.Tosa Inu hat geschrieben : ↑So 29. Jul 2018, 12:42Was mich nicht überzeugt, ist: Bei den Verteidigern von Özils Position, hieß es, Özil habe zwar einen Fehler gemacht, sich mit Erdogan ablichten zu lassen, sei jedoch etwas naiv gewesen und im wesentlichen unpolitisch. In dem öffentlichen Statement, zu dem er sich nun bekennt, zeigt sich aber das Bild eines reflektierten und politisch denkenden Menschen. Wenn er nicht in wenigen Wochen sehr viel gelernt hat, hat sich auf dem Foto doch auch schon ein reflektierter und politisch denkender Mensch ablichten lassen. Das darf man dann durchaus kritisch sehen.
Das selbe gilt auch für den Vergleich mit Schröder und Loddar. Dass andere den gleichen Fehler machen, mindert nicht die eigene Schuld.
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Du verharmlost falsches Verhalten, in dem du die Fehler eines anderen aufzeigst, und lenkst dann vom Thema ab, wenn du als Ursache für diese Ungleichbehandlung Rassismus anführst. Detailing und whataboutism.
Trump arbeitet z.b ganz oft mit diesen Manipulationstechniken.
Über Schröder hat man sich (vor knapp 15 Jahren) genauso aufgeregt und Loddar ist so unwichtig, dass man ihn mit einem deutschen Touristen vergleichen könnte, der sich gerade Moskau anschaut. Aber egal wie: wir reden über Özil, nur über Özil
Trump arbeitet z.b ganz oft mit diesen Manipulationstechniken.
Über Schröder hat man sich (vor knapp 15 Jahren) genauso aufgeregt und Loddar ist so unwichtig, dass man ihn mit einem deutschen Touristen vergleichen könnte, der sich gerade Moskau anschaut. Aber egal wie: wir reden über Özil, nur über Özil
- Jörn Budesheim
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Es ist meines Erachtens einfach wichtig, festzuhalten, dass es sowas wie "biodeutsch sein" oder was auch immer nicht gibt.
Ich glaube zum Beispiel nicht, dass jemand der am helllichten Tag "absaufen, absaufen" schreit, gut integriert ist.
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Doch, das tust du. Wenn auch nicht bewußt und absichtlich.
Aber wenn Kritik so beginnt: “ Ja gut, was Özil gemacht hat, war falsch und unüberlegt, ABER [hier folgen 15 SPO- Artikel über Integration und Rassismus]“, dann wirken die von mir genannten Strategien bereits prächtig.
Ich würde Özil absichtliche Schädigung vorwerfen, wie man sie von Trump, Putin und Erdogan kennt. Er wirft den Begriff Rassismus absichtlich rein, weil er weiß, dass die Deutschen sich mit reflexhafter Schnappatmung gegenseitig an die Kehle gehen.
Er ist ein Spalter