Ist der Mensch ein Tier...

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Stefanie
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Sa 11. Mai 2019, 23:24

oder das Tier ein Mensch, oder?

Es wird bei der gängigen Klassifizierung immer vom Tier ausgegangen. Dies bedeutet, dass vom Anbeginn des Leben auf der Erde, Tiere die Erde belebten. Man hätte und könnte ja auch sagen, Menschen haben angefangen die Erde zu beleben.
Wenn es um Aussagen geht wie der Mensch ist das einzige Tier ,dass....schreibe und sage ich übrigens der Mensch ist das einzige Lebewesen, dass Der Mensch ist kein Tier, und das Tier kein Mensch. Sie sind jeweils Lebewesen einer eigenen Art. Irgendwann im Laufe der Evolution hat der Mensch eben eine anderen Richtung eingeschlagen, als andere Lebewesen wie insbesondere den Affen.
Soweit erstmal...
Anbei ein paar Texte zur Anregung.

https://www.philosophie.ch/philosophie/ ... tiges-tier

https://www.philosophie.ch/philosophie/ ... h-und-tier

https://www.deutschlandfunk.de/anthropo ... _id=314723



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
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Jörn Budesheim
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Mi 15. Mai 2019, 11:27

Bild

Gute Texte. Nur in aller Kürze: Bei einer Ringvorlesung zu dem nämlichen Thema hat einer der Wissenschaftler folgende "Formel" (die ursprünglich von John Searle stammt) als Hauptunterschied betrachtet. Keins der anderen Lebewesen ist in dem Maß, wie wir es sind, fähig nach diesem Muster zu denken, handeln, interagieren:

"x ist y in z"

Beispiele:
  • die gelben Holzbauklötze (x) sind Brötchen (y) in unserem Mama-Papa-Familienspiel (z).
  • Diese Papierstücke sind 50 Euro in unserem Geldsystem
  • Dieses Zeichen steht für diesen Gegenstand in unserem spontanen Sprachspiel




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Stefanie
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Do 16. Mai 2019, 23:03

Mit diesen Beispielen ist das abstrakte Denken gemeint?



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Jörn Budesheim
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Fr 17. Mai 2019, 05:03

Das sind Beispiele für die Formel x ist y in z.




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Stefanie
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Fr 17. Mai 2019, 06:52

In einem der Artikel wird die Fähigkeit zum abstrakten Denken als Hauptunterschied benannt.
Ist das die Formel für das abstrakte Denken, und wenn nicht, welche Fähigkeit wird damit dann beschrieben?



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Jörn Budesheim
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Fr 17. Mai 2019, 08:18

Das verlangt natürlich die Fähigkeit zu abstrahieren, also von etwas abzusehen. Aber es beschreibt, wie an den Beispielen gezeigt, die Fähigkeit etwas in einem bestimmten Kontext als etwas zu sehen: bedrucktes Papier im Kontext Markt als Geld. Einen Stein im Kontext Fußballspielen als Pfosten etc.

Wovon sieht man dabei ab? Von allerlei ... jedoch ist wichtig, dass man von den schieren physikalischen Eigenschaften absehen kann und sich in normative Kontexte begeben kann.




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Jörn Budesheim
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Sa 18. Mai 2019, 07:40

Stefanie hat geschrieben :
Sa 11. Mai 2019, 23:24
Es wird bei der gängigen Klassifizierung immer vom Tier ausgegangen.
Gibt es tatsächlich so etwas wie die gängige Klassifizierung? In irgendeinem der verlinkten Artikel sagt jemand, meines Erachtens ganz zurecht, dass es hier keineswegs um ein Entweder-Oder geht. Der Mensch ist ein Tier, aber damit ist keineswegs alles gesagt. Bei Markus Gabriel heißt es dementsprechend, der Mensch ist das Tier, das keines sein will.




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Jörn Budesheim
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Sa 18. Mai 2019, 07:54

"Der Mensch ist ein Tier." Ob man diese biologische Klassifizierung als Provokationen empfindet, das hängt ganz sicher davon ab, wie man zu den anderen Tieren steht. Setzt man sie herab, fühlt man sich selbst herabgesetzt.




szimmer
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Sa 18. Mai 2019, 09:01

"herabgesetzt" 🤔😲😀
Ich mag diese versteckten freudschen(?) verbalen Botschaften. Das bedeutet (frei interpre.tiert) Du gehst unbewusst von einer aufrechten (ver)stehenden Haltung aus "oben" und musst Dich gefühlt erstmal nach unten setzen. Ob das schon ein Naturgesetz ist oder nur Dein persönliches moralisches Empfinden sei mal dahingestellt...möchte ich nicht beurteilen.

Wir hatten das ja schon an anderer Stelle. Die Menschen haben irgendwann gelernt Werkzeuge zu benutzen und damit aktiv ihre Umgebung zu bearbeiten. Das bedeutet dass sie eine Beziehung zur "objektiven" Umwelt aufgebaut haben indem sie Objekte hergestellt haben "für sich". Das war dann schon der Beginn einer Art Logik. Eine ziemlich nützliche "fortschrittliche". Irgendwann konnte dann auch die nähere Umgebung verlassen werden...z.b. auf der tagelangen Jagd mit Waffen...und später der Auszug aus Afrika mit Verteilung auf der ganzen Erde. Dadurch meinten die Menschen u.a. sie könnten "sich die Erde Untertan machen". Das war dann quasi absolutes Denken... losgelöst von den Wurzeln. Diese Absolution führte aber immer wieder zur Sesshaftwerdung d.h. "Herabsetzung" an Stellen die günstig erschienen. Z.b. im fruchtbaren Zweistromland. Das waren dann jeweils -wenn es länger "ging"- Stationen eines Kulturbeginns. Jedenfalls besteht die Geschichte der Menschheit und jedes Einzelnen aus einem Wechsel aus Aufstehen (Verstehen) und Setzen (Gesetze...Setzlinge)...eine ART Wandel. Sobald eine Kultur gesetzt wird benötigt sie Regeln für das Zusammenleben etc.
Nicht zu vergessen das Hinlegen Zurücklegen Erinnern (Religion) Reflek.tieren "Überlegen"...frägt sich nur immer wem Gegen.über...Objekten, der Welt, Tieren?
Also quasi auch dem Tier "an und in sich"?
Fragen über Fragen 🤔🤪😀



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szimmer
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Sa 18. Mai 2019, 09:09

»O Zarathustra«, sagten sie, »nun liegst du schon sieben Tage so, mit schweren Augen: willst du dich nicht endlich wieder auf deine Füße stellen?

Tritt hinaus aus deiner Höhle: die Welt wartet dein wie ein Garten. Der Wind spielt mit schweren Wohlgerüchen, die zu dir wollen; und alle Bäche möchten dir nachlaufen.
"
...

"Der Mensch ist gegen sich selber das grausamste Tier; und bei allem, was sich »Sünder« und »Kreuzträger« und »Büßer« heißt, überhört mir die Wollust nicht, die in diesem Klagen und Anklagen ist!

Und ich selber – will ich damit des Menschen Ankläger sein? Ach, meine Tiere, das allein lernte ich bisher, daß dem Menschen sein Bösestes nötig ist zu seinem Besten, –

– daß alles Böseste seine beste Kraft ist und der härteste Stein dem höchsten Schaffenden; und daß der Mensch besser und böser werden muß: –
"

http://www.zeno.org/Philosophie/M/Nietz ... +Genesende

Friedrich Nietzsche: Also sprach Zarathustra, Dritter Teil, Der Genesende



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Jörn Budesheim
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So 19. Mai 2019, 06:23

szimmer hat geschrieben :
Sa 18. Mai 2019, 09:01
Du gehst unbewusst von einer aufrechten (ver)stehenden Haltung aus "oben"
Eigentlich schreibe ich ja das ganze Gegenteil...




szimmer
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So 19. Mai 2019, 10:51

Was willst Du mir damit sagen? Dass ich nochmal lesen soll was Du geschrieben hast? Ich Dir folgen soll? Falsch verstanden?

Mein Ansatz war nicht das aufzugreifen was Du "selbst" angeblich schreibst oder wohin sondern das woher...quasi ein räumlich zeitlich geschichtlicher Aspekt...als Perspektive. Auch wenn Du das vll. nicht bewusst wolltest aber durch Deine Wortwahl war das inkludiert...

Selbstverständlich kannst Du gerne bei Deinem eigen.tlichen Ansatz bleiben...dann bleibt es aber "Deine Sache für Dich"...zumindest was mich angeht 😉



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Jörn Budesheim
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So 19. Mai 2019, 20:26

szimmer hat geschrieben :
So 19. Mai 2019, 10:51
Was willst Du mir damit sagen?
Ich will damit sagen, dass es nicht stimmt, dass ich in dem fraglichen Beitrag "von einer aufrechten (ver)stehenden Haltung aus "oben" ausgegangen bin. Gesagt habe ich sinngemäß: wer Tiere herabsetzt, fühlt sich womöglich von der biologischen Klassifizierung als Tier herabgesetzt.




szimmer
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So 19. Mai 2019, 20:54

"Setzt man sie herab, fühlt man sich selbst herabgesetzt"
Und wer soll dieses man sein? Die Menschheit? Oder ist das erste man nicht dasselbe das sich herabgesetzt fühlt? Ist das ein Erfahrungswert von Dir? Und dann zieht Dich das mit runter? Das müsstest du dann schonmal präzisieren...sonst ist mir das zu allgemein formuliert 😉



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Jörn Budesheim
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So 19. Mai 2019, 21:01

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 18. Mai 2019, 07:54
Setzt man sie herab, fühlt man sich selbst herabgesetzt.
Diejenigen, die sich herabgesetzt fühlen, sind diejenigen, die herabsetzen.




szimmer
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So 19. Mai 2019, 21:09

Eine Art logischer Teufelskreis? Nach dem Motto "ich fühle mich herabgesetzt also setze ich andere auch mit herab"?



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Jörn Budesheim
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So 19. Mai 2019, 21:31

Nein, natürlich nicht.

Die Logik dahinter ist folgende: X packt die Tiere in eine niedere Schublade und fühlt sich selbst "unten", wenn man sie in eine Schublade mit den Tieren packt. Dass diese Schublade angeblich unten ist, ist jedoch auf ihrem eigenen Mist gewachsen.




szimmer
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So 19. Mai 2019, 22:08

Verstehe. Auch Menschen können tierischen Mist erzeugen 😅



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Stefanie
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So 19. Mai 2019, 22:09

Der Mensch ist das höchstentwickelte Lebewesen auf der Erde. Das ist erstmal eine Feststellung. Auch ist der Mensch das einzige Lebewesen, das sich selbst gegenüber so widersprüchlich ist, wie der Mensch. Wir sind Tiere, ja schon, aber doch nicht in allem, um dann wieder zu sagen, doch kein Tier, dann wieder doch Tier. Wir sollten uns mal entscheiden, was wir sind.
Der Mensch hat Fähigkeiten, wie das abstrakte Denken, die hat kein anderes Lebewesen. Dazu kommen noch der aufrechte Gang, manche zählen dazu noch den Daumen. Tiere habe jede Menge Fähigkeiten, aber eben nicht diese.
Diese Fähigkeiten setzt der Mensch sowohl positiv wie negativ ein. Gerade bei den negativen Fähigkeiten besteht ein gewaltiger Unterschied zwischen Mensch und Tier.
Ein Raubtier, wie z.B. der Löwe, tötet andere Lebewesen zur notwendigen Nahrungsbeschaffung, wenn es angegriffen wird, oder zur Herstellung einer Rangordnung.
Der Mensch tötet Tiere zur Nahrungsbeschaffung, und wenn sein Leben in Gefahr ist sowohl Menschen wie Tiere, aber auch darüber hinaus. Aus Habgier, Lust, Rache etc. Und weil jemand eine andere Religion hat, eine andere Lebensweise, Macht. Der Mensch legt ganze Städte und Länder in Schutt und Asche, tötet Millionen von Menschen. Ein Rudel von Löwen, tötet nicht alle Tiere in der Steppe, wenn es von einem Tier angegriffen wird, oder weil es Hunger hat.
Solche Handlungen des Menschen sind Tieren fremd. Nicht Tiere bauten Konzentrationslager, sondern Menschen. Daran war nichts tierisches. Die Atombombe haben Menschen entwickeln, nicht Tiere.
Wenn es um brutale Handlungen des Menschen geht, werden oft Vergleiche gezogen, wie: Bestie, wüteten wie die Tiere, wie ein Tier, mordlustig wie ein Tiger. Harmloser klingen Ausdrücke wie "schwitzt wie eine Sau", dreckig wie ein Schwein. Wir schreiben damit Tieren negative Verhaltensweisen zu, die diese nicht haben. Ein Tiger hat kein permanentes Verlangen zu töten, ausserhalb der o.g. Gründe. Das Schwein ist nicht dreckig. Letztens las ich als Beschreibung zu den Zuständen in Flüchtlingslagern in Lybien, "Sie leben dort wie Tiere." Nein, sie leben dort wie Menschen. Tiere hausen so nicht, sie leben wie das entsprechende Tier eben lebt.
Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das sich gegenseitig solche Grausamkeiten antut. Tiere nicht.
Im Grunde sind solche Vergleiche eine Frechheit gegenüber den Tieren. Und zugleich der Versuch der Menschen, die eigene Verantwortung für solche Grausamkeiten, abzuschwächen, anstatt diese ausschließlich sich selber zuzuschreiben. Diese Grausamkeiten sind menschliche Verhaltensweisen, keine tierische Verhaltensweisen.

Meiner Meinung sollte der Mensch endlich anerkennen, dass es den Menschen und daneben die Tiere gibt. Zu sagen, der Mensch ist auch ein Tier, setzt die Tiere herab, denn es werden den Tieren damit auch negative Fähigkeiten und Verhaltensweisen zugeschrieben, die ein Tier nicht hat, sondern ausschließlich der Mensch.



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Stefanie
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So 19. Mai 2019, 22:14

szimmer hat geschrieben :
So 19. Mai 2019, 22:08
Verstehe. Auch Menschen können tierischen Mist erzeugen 😅
Es gibt in diese Sinne keine tierischen Mist. Das ist eine Beschreibung, die wir Menschen dem Tier zu schreiben. Unseren Mist, den wir Laufe unsere Geschichte erzeugt haben, ist menschlicher Mist.



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