Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑ Mo 9. Sep 2019, 07:46
Alethos hat geschrieben : ↑ So 8. Sep 2019, 19:45
Allein dass es Zukunft gibt, widerspricht dem Satz vom ausgeschlossenen Dritten, denn es ist sowohl wahr, dass sein wird als dass nicht sein wird dieses.
"Dieses"? Auf was in der Zukunft zeigst du denn da? "Dieses" ist doch ein Ausdruck, der allein in der Präsenz eines Gegenstands oder eine Tatsache seinen Sinn hat, oder? Vielleicht gibst du mal ein Beispiel?
Ich gehe jetzt ins Bad und werde duschen. Entweder wird es der Fall sein, dass ich dusche oder nicht
Dieses oder jenes, wie es dir beliebt.

Der Punkt ist ja nicht der, dass es gute Gründe gegen den Satz des Widerspruchs gäbe, sondern dass es gute Gründe gegen die Annahme seiner Selbstevidenz gibt. Ich meine, was sollte das sein? Dass er auf nichts anderes sich gründe als auf sich selbst, das mag so sein und wir sehen ohne Umschweife ein, dass er wahr ist. Aber er liefert ja nicht durch sich selbst Evidenz für seine Richtigkeit, sondern die Einsicht, dass er wahr ist, wird befördert durch Erfahrungen / Gedanken, die wir uns im Laufe der Zeit über logische Sachverhalte gemacht haben. Ihn zu verstehen setzt ein gewisses Verstehen schon voraus. Es ist ja nicht so, dass der Satz irgendwo im Raume (in welchem auch?) stünde und er sich zu bestaunen anböte wie z.B. eine rote Blume auf der Wiese oder ein wunderbarer Blick über die Alpenkette. Der Satz selbst setzt gewisse unumstössliche Wahrheiten voraus, z.B. den Satz, dass Identität notwendig sei. Es ist im logischen Raum und dessen konstitutiven Hintergründe, dass
"tertium non datur" überhaupt Evidenz erfahren kann.
Es ist ferner durchaus denkbar, was kein Argument gegen den Satz des ausgeschlossenen Dritten ist, dass es gewisse Sachverhalte gibt, bei denen die Widersprüchlichkeit in der Schwebe gehalten wird: Das Welle-Teilchen-Phänomen bei Photonen habe ich genannt, denkbar wären auch Singularitätsphantasien am Anfang von Raum und Zeit (aus Nichts wird offenbar doch etwas), aber auch bei Aussagen der Art: "Es wird Frösche auf dem Mond Europa geben." gibt es unentscheidbare Widersprüchlichkeit: Denn es kann sowohl sein als auch nicht sein, dass es dort einmal Frösche geben wird. Es sind beide Aussagen wahr, dass es Frösche geben wird wie auch, dass es keine geben wird, d.h. sie sind nicht einfach weder falsch noch wahr, sondern insofern es wahr sein wird, dass es (diese) Frösche geben wird (die man sich heute vorstellt) oder nicht geben wird, wird eine von beiden Varianten heute schon wahr sein und die andere dann auch, da es sich noch weisen muss, ob es Frösche geben wird oder nicht geben wird

Das sind alles vielleicht keine besonders starke Argumente für die Widersprüchlichkeit, das ist mir klar, aber es gibt sie offenbar doch. Und wir behaupten uns gegen sie, indem wir versuchen, uns nicht zu widersprechen. Aber das ist gar nicht so einfach
