Das Milgram Experiment Exkurs zu Das Böse

Ethische Fragen und ihre rationale Begründbarkeit bewegen das philosophische Denken in einer Zeit, in der die Politik wieder über "Werte" debattiert und vertraute Grundlagen des politischen Handelns zur Disposition stehen.
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Tangens Alpha
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Do 19. Dez 2019, 22:25

Friederike hat geschrieben :
Do 19. Dez 2019, 15:57
Aber mir leuchtet die biologische Programmierung nicht ein. Du, Deine Tochter, Deine Frau ... der Nachbar gegenüber, der Nachbar um drei Ecken, der unbekannte Mensch auf der Straße? Gibt es für alle Nah- und Fernabstufungen ein Programm?
Das Einfachste zuerst.
Hoimar v. Dithfurt hat unser Gehirn mal so beschrieben:
Zu unterst sitzt das Stammhirn mit den ganz basalen Funktionen Temperatur- & Stoffwechselregulierung, Blutdruck, ...
Darüber das Zwischenhirn: hier liegen die biologischen Verhaltensprogramme & Instinkte, wie Angriff, Flucht, Paralyse, Überlebenstrieb, Familienschutz, etc. Sie haben sich biologisch entwickelt lange bevor es uns gab, es sind überlebenswichtige Schutzfunktionen.
Darüber das Großhirn, mit dem wir denken, rechnen, ... kognitive Prozesse, ...und in dem sich unsere ethischen Normen befinden.

Jetzt stell dir mal die Situation vor: du gehst über die Straße und plötzlich kommt ein LKW auf dich zu.
Wenn dein Großhirn, also der Teil, den wir im normalen Alltag brauchen, diese Situation meistern müsste, würde es so vorgehen:

1. ein 30-Tonner kommt auf mich zu.
2. Geschwindigkeit ca. 50 km/h, Abstand: ca. 20 m
3. Ungefährer Zeitpunkt der Kollision: ca. 3 Sekunden
4. Höchstwahrscheinlich letaler Ausgang.
5. Besser ein Schritt zurück gehen.


Wer so vorgeht, hat seine letzte Rechnung gemacht!

Das Zwischenhirn geht so vor: Gefahr! Großer Gegenstand mit hoher Geschwindigkeit! Sofort Zurück!

Das geht schneller, als du den ersten Buchstaben aussprechen kannst.

Und weil unser Zwischenhirn in Gefahrensituationen wesentlich effektiver arbeitet und das Großhirn nur stören würde, wird es vom Zwischenhirn durch das Adrenalin abgeschaltet. Und damit auch alle ethischen Normen - wie du bei jeder Massenpanik beobachten kannst. Das ist eben der Kampfmodus.

Das meinte ich auch zu Jörn: direkt in der Gefahrensituation erlaubt es mir mein Zwischenhirn einfach nicht, auch nur 2+2 auszurechnen, geschweige denn zu denken oder ethisch zu reflektieren; diese Situation hat uns noch einige Zeit beschäftigt.

Was alles - wieder im Normalmodus ohne Adrenalin - an Gedanken, Gefühlsspitzen, ethische Fragen & Fragwürdigkeiten, Respekt, Achtung, Leben betreffend, auch das was Jörn als erstes in den Sinn kam, kann ich hier garnicht wiedergeben.

Aber diese Situation hat mir auch gezeigt, dass ich mich auf mich verlassen kann, wenn es eng wird! Und das dank meiner biologischen Programmierung, die zu mir gehört wie alles andere.



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Jörn Budesheim
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Fr 20. Dez 2019, 05:40

Nun fragt man sich natürlich, warum die verschiedenen Gehirnareale nicht irgendwann gegen uns aufstehen. Warum wird es ihnen unter der Schädeldecke nicht zu eng? Warum organisieren sie sich nicht und versuchen, frei zu kommen?




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Friederike
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Fr 20. Dez 2019, 10:26

Tangens Alpha hat geschrieben :
Do 19. Dez 2019, 22:25
[...] Aber diese Situation hat mir auch gezeigt, dass ich mich auf mich verlassen kann, wenn es eng wird! Und das dank meiner biologischen Programmierung, die zu mir gehört wie alles andere.
Irgendwas ist unstimmig an Deinen Überlegungen ... *grübel*.

Wer ist es denn, der den obigen Satz mit der Beurteilung und Bewertung sagt? Das bist doch Du @T.A.! Du bedenkst die Situation: Einerseits verinnerlichtes Tötungsverbot (ethischer Imperativ im Großhirn) und Aussetzung des Verbotes in dem Augenblick, da Du das Leben Deines Töchterchens bedroht siehst (ethischer "Gegen"-Imperativ im Großhirn [die erste Unstimmigkeit] und reflexhaftes Reagieren im Zwischenhirn). Und wenn Du konsequent Deinen Gehirnerläuterungen folgen würdest, dann müßtest Du doch eigentlich am Ende schreiben "(mein) Großhirn beurteilt die Situation dahingehend, daß ich mich auf die Zusammenarbeit von Zwischenhirn und mir (Großhirn) verlassen kann"? Nur schreibst Du das ja nicht, sondern in der Gesamtbewertung scheint es auf einmal noch eine andere, eine zweite Instanz (neben dem Gehirn) zu geben, Dich als bewertende Person.




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Tangens Alpha
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Fr 20. Dez 2019, 12:54

Friederike hat geschrieben :
Fr 20. Dez 2019, 10:26
Tangens Alpha hat geschrieben :
Do 19. Dez 2019, 22:25
[...] Aber diese Situation hat mir auch gezeigt, dass ich mich auf mich verlassen kann, wenn es eng wird! Und das dank meiner biologischen Programmierung, die zu mir gehört wie alles andere.
Irgendwas ist unstimmig an Deinen Überlegungen ... *grübel*.

Wer ist es denn, der den obigen Satz mit der Beurteilung und Bewertung sagt? Das bist doch Du @T.A.! Du bedenkst die Situation: Einerseits verinnerlichtes Tötungsverbot (ethischer Imperativ im Großhirn) und Aussetzung des Verbotes in dem Augenblick, da Du das Leben Deines Töchterchens bedroht siehst (ethischer "Gegen"-Imperativ im Großhirn [die erste Unstimmigkeit] und reflexhaftes Reagieren im Zwischenhirn). Und wenn Du konsequent Deinen Gehirnerläuterungen folgen würdest, dann müßtest Du doch eigentlich am Ende schreiben "(mein) Großhirn beurteilt die Situation dahingehend, daß ich mich auf die Zusammenarbeit von Zwischenhirn und mir (Großhirn) verlassen kann"? Nur schreibst Du das ja nicht, sondern in der Gesamtbewertung scheint es auf einmal noch eine andere, eine zweite Instanz (neben dem Gehirn) zu geben, Dich als bewertende Person.
Guter Einwand! Zwingt mich nochmal drüber nachzudenken...



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Fr 20. Dez 2019, 12:58

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Fr 20. Dez 2019, 05:40
Nun fragt man sich natürlich, warum die verschiedenen Gehirnareale nicht irgendwann gegen uns aufstehen. Warum wird es ihnen unter der Schädeldecke nicht zu eng? Warum organisieren sie sich nicht und versuchen, frei zu kommen?
War das eine "ernst gemeinte Zuschrift"? Dann bitte ich um Erläuterung...



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Jörn Budesheim
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Fr 20. Dez 2019, 13:26

Tangens Alpha hat geschrieben :
Fr 20. Dez 2019, 12:58
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Fr 20. Dez 2019, 05:40
Nun fragt man sich natürlich, warum die verschiedenen Gehirnareale nicht irgendwann gegen uns aufstehen. Warum wird es ihnen unter der Schädeldecke nicht zu eng? Warum organisieren sie sich nicht und versuchen, frei zu kommen?
War das eine "ernst gemeinte Zuschrift"? Dann bitte ich um Erläuterung...
Tangens Alpha hat geschrieben :
Do 19. Dez 2019, 22:25
Das Zwischenhirn geht so vor: Gefahr! Großer Gegenstand mit hoher Geschwindigkeit! Sofort Zurück!
Du machst (nicht nur an dieser Stelle) aus Teilen des Gehirns intentionale Akteure. Das erklärt erstens nicht in welchem Verhältnis Intentionalität zur biologisch/physikalischen Natur steht, sondern verschiebt Intentionalität bloß ins Gehirn hinein. Und damit handelst du dir zweitens sowohl einen mereologischen - als auch einen Homunculus-Fehlschluss ein. Das ist nicht nur fehlschlüssig, sondern hat natürlich auch keinerlei Erklärungskraft. Nach meiner Ansicht ist deine Darstellung eine Form von Aberglaube, wenn ich das mal so deutlich sagen darf.




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Tangens Alpha
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Fr 20. Dez 2019, 14:42

Friederike hat geschrieben :
Fr 20. Dez 2019, 10:26
Tangens Alpha hat geschrieben :
Do 19. Dez 2019, 22:25
[...] Aber diese Situation hat mir auch gezeigt, dass ich mich auf mich verlassen kann, wenn es eng wird! Und das dank meiner biologischen Programmierung, die zu mir gehört wie alles andere.
Irgendwas ist unstimmig an Deinen Überlegungen ... *grübel*.

Wer ist es denn, der den obigen Satz mit der Beurteilung und Bewertung sagt? Das bist doch Du @T.A.! Du bedenkst die Situation: Einerseits verinnerlichtes Tötungsverbot (ethischer Imperativ im Großhirn) und Aussetzung des Verbotes in dem Augenblick, da Du das Leben Deines Töchterchens bedroht siehst (ethischer "Gegen"-Imperativ im Großhirn [die erste Unstimmigkeit] und reflexhaftes Reagieren im Zwischenhirn). Und wenn Du konsequent Deinen Gehirnerläuterungen folgen würdest, dann müßtest Du doch eigentlich am Ende schreiben "(mein) Großhirn beurteilt die Situation dahingehend, daß ich mich auf die Zusammenarbeit von Zwischenhirn und mir (Großhirn) verlassen kann"? Nur schreibst Du das ja nicht, sondern in der Gesamtbewertung scheint es auf einmal noch eine andere, eine zweite Instanz (neben dem Gehirn) zu geben, Dich als bewertende Person.
Ich fang mal ganz vorne an:

Ich sehe mich (aber auch ganz allgemein die Welt) als eine Einheit – aber als eine Einheit von Gegensätzen (kennst du Heraklit‘s Dialektik?).
Demnach bin ich sowohl Materielles alsauch Ideelles,
Bewusstes alsauch Unbewusstes,
Freudsches Es (naturtrieb-verhaftet) alsauch Über-Ich (zivilisations-behaftet),
Zwischenhirn (~ Es) und Großhirn (~ Über-Ich).

Die Dynamik eines Systems ergibt sich aus dem „Kampf der Gegensätze“ (Heraklit), ich bevorzuge allerdings den Begriff „Wechselwirkung der Gegensätze“.

Das System „Tangens Alpha“ (allg. das System „Mensch“) ist ein hochkomplexes System der Wechselwirkungen seiner Konstituenten und Subsysteme; zudem ist es ein offenes System und hochgradig vernetzt mit seiner unmittelbaren Umwelt. Das Ganze vereint in der einzigartigen Persönlichkeit eines Individuums, die man das ICH nennen kann (aber nicht im Freudschen Sinne, sondern von das „Allumfassende & Integrierende“).

Wenn mein Unbewusstes im Zwischenhirn das Programm „Gefahrenabwehr“ gestartet hat, dann ist das kein abgespaltener Teil von mir, „der mit mir etwas macht“, sondern ein funktionaler Bestandteil des Gesamtkomplexes, der eben die Aufgabe der Gefahrenabwehr erledigt. Dazu hat es fast alle Vollmachten, auch die, das evtl. störende Großhirn und damit die evtl. störenden ethischen Imperative im Über-Ich abzuschalten. Die Gefahrenabwehr hat höchste Priorität im Sinne der Selbst- & Arterhaltung! (Die Abschaltung der Ethik muss keine totale sein: es gibt durchaus Menschen, die auch in Gefahren oder Panik, anderen helfen). Ist die Gefahr beseitigt, fließt das Adrenalin wieder ab und das Großhirn übernimmt wieder. Das alles bin ICH.



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Friederike
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Fr 20. Dez 2019, 16:46

Tangens Alpha hat geschrieben :
Fr 20. Dez 2019, 14:42
Wenn mein Unbewusstes im Zwischenhirn das Programm „Gefahrenabwehr“ gestartet hat, dann ist das kein abgespaltener Teil von mir, „der mit mir etwas macht“, sondern ein funktionaler Bestandteil des Gesamtkomplexes, der eben die Aufgabe der Gefahrenabwehr erledigt. Dazu hat es fast alle Vollmachten, auch die, das evtl. störende Großhirn und damit die evtl. störenden ethischen Imperative im Über-Ich abzuschalten. Die Gefahrenabwehr hat höchste Priorität im Sinne der Selbst- & Arterhaltung!
Ich wandle Dein Beispiel einer Gefahrabwendung etwas ab: Das Leben eines Dir unbekannten Menschen ist durch den Angriff eines anderen Menschen bedroht. Dein Es, das Unbewußte, das Zwischenhirn, registrieren sie auch in diesem Fall Lebensbedrohung und in der Folge aktive Gefahrabwehr?

Angenommen, es wäre so und Du tötest also den angreifenden Menschen, weil "Gefahrabwendung" Dein Handeln bestimmt, dann wäre die Situation im Hinblick auf die Arterhaltung doch ein "Patt"?

Wenn ich Deinem "Bild" bleibe, dann sind die "funktionalen Bestandteile des Gesamtkomplexes", hier Dein Unbewußtes und Dein Zwischenhirn nicht autonom, aus meiner Sicht zumindest nicht und zwar deswegen, weil im Hintergrund Deine "ideelle" Bewertung steht (die natürlich in der Situation überhaupt nicht bewußt ist), und die Bewertung heißt "Leben ist bedroht".




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Tangens Alpha
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Fr 20. Dez 2019, 18:48

Friederike hat geschrieben :
Fr 20. Dez 2019, 16:46
1. Ich wandle Dein Beispiel einer Gefahrabwendung etwas ab: Das Leben eines Dir unbekannten Menschen ist durch den Angriff eines anderen Menschen bedroht. Dein Es, das Unbewußte, das Zwischenhirn, registrieren sie auch in diesem Fall Lebensbedrohung und in der Folge aktive Gefahrabwehr?
Ah ja, ich glaube, ich ahne, worauf du hinaus willst. Wo ist die Grenze? Und woher wissen die drei, wo diese liegt? Das ist eine gute Frage!
Ich könnte mir vorstellen, dass die reflexive G-Abwehr sich auf Personen bezieht, mit denen man im engen Kontakt lebt. Family.

Aber wenn man den Personenkreis erweitert, tritt wohl immer mehr die ethische Gesinnung in den Fokus einer Entscheidung, zB bei einer Person, die einem nicht mehr nahe steht, fehlt der Zwang der biologischen Programmierung, aber dafür kann der ethische Grundsatz "Ich helfe Schwächeren" stehen.
Angenommen, es wäre so und Du tötest also den angreifenden Menschen, weil "Gefahrabwendung" Dein Handeln bestimmt, dann wäre die Situation im Hinblick auf die Arterhaltung doch ein "Patt"?
Das wäre irgendwie ein Patt, ja. (s.o.).
Der schutzwürdige Bereich war - auf die Gemeinschaft bezogen - die Stammesgrenze; alles, was außerhalb war, war erstmal potentieller Feind; indidviduell liegt dieser persönliche Schutzbereich innerhalb des Radius' einer Armlänge; wenn jd. diese Grenze überschreitet, bekommen wir Stress.

Ich würde meinen, es gibt an dieser Stelle drei Situationen
1. Triebhaft motivierte Gefahrenabwendung im Sinne der Erhaltung der unmittelbaren Nachkommenschaft.
2. Ethisch motivierte Gefahrenabwendung im Sinne der Hilfe gegenüber Schwächeren, o.ä.
3. Kein Motiv.
Wenn ich Deinem "Bild" bleibe, dann sind die "funktionalen Bestandteile des Gesamtkomplexes", hier Dein Unbewußtes und Dein Zwischenhirn nicht autonom, aus meiner Sicht zumindest nicht und zwar deswegen, weil im Hintergrund Deine "ideelle" Bewertung steht (die natürlich in der Situation überhaupt nicht bewußt ist), und die Bewertung heißt "Leben ist bedroht".
Es ist eine zusammenhängende Einheit mit klarer Aufgabenverteilung; unsere Sinne sind ununterbrochen am Datensammeln, die genauso ununterbrochen vom Zwischenhirn ausgewertet und bewertet werden. Das geschieht größtenteils unbewusst.

So hatte ich darüber noch gar nicht nachgedacht. Ja, klasse!



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Fr 20. Dez 2019, 19:57





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Sa 21. Dez 2019, 18:53

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Fr 20. Dez 2019, 13:26
Du machst (nicht nur an dieser Stelle) aus Teilen des Gehirns intentionale Akteure. Das erklärt erstens nicht in welchem Verhältnis Intentionalität zur biologisch/physikalischen Natur steht, sondern verschiebt Intentionalität bloß ins Gehirn hinein. Und damit handelst du dir zweitens sowohl einen mereologischen - als auch einen Homunculus-Fehlschluss ein. Das ist nicht nur fehlschlüssig, sondern hat natürlich auch keinerlei Erklärungskraft. Nach meiner Ansicht ist deine Darstellung eine Form von Aberglaube, wenn ich das mal so deutlich sagen darf.
Darst du! Aber failed!
Ich trage hier lediglich das zusammen, was man in der Fachliteratur darüber lesen kann und das als Diskussionsgrundlage oder Beipiel dienen soll; da ist das "Verhältnis Intentionalität zur biologisch/physikalischen Natur" oder ein "Homunculus-Fehlschluss" für mich eher uninteressant.



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Sa 21. Dez 2019, 19:06

Gemäß der Fachliteratur, die ich selbst lese, ist praktisch alles, was du behauptest falsch.

Und nun, wie machen wir weiter?

Ich habe schon eine ganze Reihe von Argumenten vorgetragen. Du bist bisher nicht darauf eingegangen. Der Homunculus Fehlschluss z.b. ist keineswegs uninteressant, sondern ganz im Gegenteil: er macht das, was man sagt, schlichtweg wertlos, wenn man ihn begeht.




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Sa 21. Dez 2019, 23:03

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 21. Dez 2019, 19:06
Gemäß der Fachliteratur, die ich selbst lese, ist praktisch alles, was du behauptest falsch.
Und nun, wie machen wir weiter?
Vllt. liest du erstmal den Dithfurt bevor du ihn meinst zerreißen zu müssen. Danke! Keine weiteren Fragen... :roll:

Ich würde gerne mit Friederike weiter machen.



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So 22. Dez 2019, 06:46

Es geht dabei jedoch nicht um Hoimar von Ditfurth, Friederike, Tangens Alpha oder Jörn Budesheim. Es geht darum, ob bestimmte "Theorie Angebote" gegen kritische Argumente und Einwände bestehen können.

Wenn man in der Philosophie etwas behauptet, dann reicht es nicht, allein auf irgendwelche tatsächlichen oder vermeintlichen Autoritäten zu verweisen, wenn Einwände erhoben werden. Es ist sicher kein Problem aus Quellen zu zitieren oder die eigenen Ansichten mit Verweis auf renommierte Autoren zu stützen (im Gegenteil), aber auf Argumente sollte man schon eingehen.




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Tangens Alpha hat geschrieben :
Sa 21. Dez 2019, 23:03
Vllt. liest du erstmal den Dithfurt ...
Vllt. liest du erstmal Thomas Fuchs, Bennett und Hacker, Hermann Schmitz, Peter Bieri und Markus Gabriel? Ich schätze jeder von uns könnte diese Liste nach Belieben erweitern. Man sieht leicht, dass wir so nicht weiter kommen. Jeder kann dem anderen natürlich die eigene Bibliothek empfehlen, aber das führt zu nichts als Statikproblemen im Regal.

Besser ist es, das was man vorträgt, plausibel zu machen und auf Argumente und Einwände zu reagieren, statt zu sagen, dass einen der Homunculus Fehlschluss nicht interessiert. Das heißt nämlich genau genommen, dass einen nicht interessiert, ob das, was man sagt, überhaupt in sich schlüssig ist.




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So 22. Dez 2019, 12:17

Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 22. Dez 2019, 07:11
Tangens Alpha hat geschrieben :
Sa 21. Dez 2019, 23:03
Vllt. liest du erstmal den Dithfurt ...
Vllt. liest du erstmal Thomas Fuchs, Bennett und Hacker, Hermann Schmitz, Peter Bieri und Markus Gabriel? Ich schätze jeder von uns könnte diese Liste nach Belieben erweitern. Man sieht leicht, dass wir so nicht weiter kommen. Jeder kann dem anderen natürlich die eigene Bibliothek empfehlen, aber das führt zu nichts als Statikproblemen im Regal.

Besser ist es, das was man vorträgt, plausibel zu machen und auf Argumente und Einwände zu reagieren, statt zu sagen, dass einen der Homunculus Fehlschluss nicht interessiert. Das heißt nämlich genau genommen, dass einen nicht interessiert, ob das, was man sagt, überhaupt in sich schlüssig ist.
Den entscheidenden Unterschied hast du im Zitat natürlich wieder weggelassen: " ... bevor du ihn meinst zerreißen zu müssen".

Ich muss Fuchs & Co. nicht gelesen haben, weil ich sie ja gar nicht kritisiere. Sie & Homunculus spielen im Dialog von F. & mir aus meiner Sicht auch keine Rolle ... und was "besser ist", musst du mir nicht sagen - ich bin nämlich schon über 18...!
Gemäß der Fachliteratur, die ich selbst lese, ist praktisch alles, was du behauptest falsch.
Das ist die ausgefeilteste und subtilste Kritik, die mir je untergekommen ist - bringt einen richtig nach vorn!



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Tangens Alpha hat geschrieben :
So 22. Dez 2019, 12:17
Das ist die ausgefeilteste und subtilste Kritik, die mir je untergekommen ist - bringt einen richtig nach vorn!
Die Kritik war eigentlich nicht so schwer zu verstehen. Du hast behauptet, dass du lediglich zusammen trägst, was man in der Fachliteratur lesen kann. Das kann jedoch nicht stimmen. Denn ich lese auch "die Fachliteratur" und finde darin ganz anderes. Zudem ist die Fachliteratur dermaßen umfangreich und, dass es vermutlich unmöglich ist, alles zu lesen und einfach zusammenzutragen.

Zudem war dieser Einwand ja auch mit einem Vorschlag verbunden: nämlich Argumente auszutragen. Du behauptest, der Homunculus-Fehlschluss spielt in der Diskussion zwischen dir und Friederike keine Rolle. Wenn du ihn begehst, was ich glaube, dann spielt er natürlich eine Rolle.




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So 22. Dez 2019, 12:47

Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 22. Dez 2019, 12:39
Wenn du ihn begehst, was ich glaube, dann spielt er natürlich eine Rolle.
1) zur Kenntnis genommen
2) zdA



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Do 26. Dez 2019, 20:28

Gert Keill hat geschrieben : Wesen wie wir haben jedoch keinen ›direkten Draht‹ zur Wahrheit. Wir können einer Überzeugung oder einer Aussage nicht ansehen, ob sie wahr oder falsch ist. Wahrheit trägt nun einmal kein Zeichen auf der Stirn. Also müssen wir Umwege gehen: Wir prüfen Aussagen und suchen nach Belegen oder Gründen dafür, sie für wahr oder für falsch zu halten. Das Ziel sind wahre Überzeugungen, das Prüfen ist ein Mittel zur Erreichung des Ziels. Je nach Art des Sachverhalts sind die Prüfverfahren unterschiedlicher Art: Die Kriminalpolizei sucht Beweisstücke und befragt Zeugen. Meteorologen erheben Messdaten und rechnen. Pharmahersteller führen Doppelblindstudien durch. Philosophen denken nach und prüfen Argumente. All dies tun wir, weil wir durch diese Verfahren die Chancen darauf erhöhen, Wahres zu glauben und Irrtümer zu vermeiden. ...




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