Kopf

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Jörn Budesheim
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Di 5. Mai 2020, 07:19

»The trouble is that physics seems to push sensory experience inside the head.« John Campbell, zitiert nach Markus Gabriel, in Sinn und Existenz

Mein Gefühl ist, dass das noch viel radikaler gedacht werden muss: alles was das Bild stört, wird in den Kopf geschoben. Der Kopf ist eine Art Mülleimer. Wie der auf dem Computerbildschirm - in den packt man alles, was die Ordnung stört: das Schöne, das Wahre, das Gute, das Verstörende, das Erstaunliche ... Weg damit in den Eimer!

Das nennt man dann Aufklärung :)




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Stefanie
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Di 5. Mai 2020, 19:26

Also ....gerade zum 5 mal gelesen und jedesmal gibt es mehr Fragezeichen. Heute morgen oh und jetzt ähm.

Der englische Satz meint, dass Physiker die sinnlichen Erfahrungen in den Kopf schieben, was ein Problem ist. Richtig?

Und der Satz von Dir ist ironisch gemeint.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

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Jörn Budesheim
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Mi 6. Mai 2020, 06:22

"Das Problem ist, dass die Physik die Sinneserfahrung in den Kopf zu drängen scheint." Das ist die Übersetzung das Übersetzungsprogramms.

Mein Kommentar dazu ist nicht ironisch, sondern zustimmend - und ich versuche es, eine Metapher zu packen. Wir haben vor uns einen typischen Computerbildschirm. auf solchen Bildschirmen gibt es in der Regel einen Mülleimer. Der Kopf ist dieser Mülleimer. Und alles was nicht in die Ordnung des Bildschirms passt, wird dort hinein getan, um es erstmal loszuwerden. Unser ganzes Leben, und nicht nur die Sinneserfahrung, ist dann irgendwo hinter der Schädeldecke.




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Stefanie
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Mi 6. Mai 2020, 20:28

Darüber muss ich nachdenken.
Auch über die Papierkorb Metapher.



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Anders
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Do 7. Mai 2020, 10:25

Ich verstehe den Sinn des Threads nicht.

Der Kopf und was ihn mit seinem Denken ausmacht, ist nicht einfach nur ein Mülleimer. Zu unserm Denken gehört das Gedächtnis.



'Meine Taten von gestern sind mein Schicksal von heute!'
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Jörn Budesheim
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Do 7. Mai 2020, 13:53

Anders hat geschrieben :
Do 7. Mai 2020, 10:25
Ich verstehe den Sinn des Threads nicht.
Der Ausgangspunkt dieses Threads ist dieses Zitat von John Campbell: "Das Problem ist, dass die Physik die Sinneserfahrung in den Kopf zu drängen scheint." Vieles aus unserem Alltags(er)leben ist in Verdacht geraten, nicht wirklich zu existieren. Zum Beispiel mittelgroße Dinge wie Tische. Der Philosoph Graham Harman hat diesem Umstand einen Aufsatz gewidmet: der dritte Tisch. Dazu zitiert er einen Physiker, der erläutert, dass jeder (lebensweltliche) Tisch einen "Doppelgänger" hat. Wir haben es also gewissermaßen je mit zwei Tischen zu tun. Der eine Tisch ist also der Tisch, so wie wir ihn erleben, der andere Tisch ist der wirklich wirkliche Tisch, wie ihn die Naturwissenschaften erforschen. (Harman hat allerings noch einen dritten Tisch im Ärmel - daher der Titel)

Die Dinge des Alltags stehen in dieser (naturalistischen) Weltsicht generell in Verdacht nicht wirklich zu sein*. Der Physiker aus Harmans Aufsatz macht das klar: Wirklich "da" ist nur der Tisch, wie ihn die Naturwissenschaften erforschen, den anderen gibt es nur in unserem Erleben, also im Kopf. Was wäre ein erster Zugang zu dem Zitat: "Das Problem ist, dass die Physik die Sinneserfahrung in den Kopf zu drängen scheint." Natürlich gibt es noch vieles anderes, was gemäß dieser Sichtweise nicht existiert: zum Beispiel Farben. Thomas Metzinger sagt in einem Interview: “der Himmel ist garantiert nicht blau! Das weiß ja jeder - auch unsere Zuhörer - dass es keine Farben in der Welt gibt, sondern nur Wellenlängenmischungen …” (Metzinger) auch hier wird die Sinneserfahrung in den Kopf gepackt. "Da draußen" gibt es kein blau - garantiert, heißt es sogar.

Mein Gedanke ist, dass es mit vielen Dingen so geht, laut dieser Doktrin: "Mein Gefühl ist, dass das noch viel radikaler gedacht werden muss: Alles, was das Bild stört, wird in den Kopf geschoben." Und dafür mache ich dann ein Bild, eine Metapher: Man stelle sich einen Monitor vor. Was wir auf dem Desktop sehen, ist das, was der Naturalismus als "wirklich" anerkennt, den Rest hat der Naturalist in den Mülleimer gepackt - nämlich unseren Kopf.

* Dass, die Welt, wie wir sie erleben bloßer Schein ist, hinter dem es ein "wahres Sein" gibt, ist natürlich ohnehin ein alter Gedanke.




Anders
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Do 7. Mai 2020, 15:47

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 7. Mai 2020, 13:53
Anders hat geschrieben :
Do 7. Mai 2020, 10:25
Ich verstehe den Sinn des Threads nicht.
Der Ausgangspunkt dieses Threads ist dieses Zitat von John Campbell: "Das Problem ist, dass die Physik die Sinneserfahrung in den Kopf zu drängen scheint." Vieles aus unserem Alltags(er)leben ist in Verdacht geraten, nicht wirklich zu existieren. Zum Beispiel mittelgroße Dinge wie Tische ...
Ist Physik denn das rechte fürs Thema?



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Anders
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Fr 8. Mai 2020, 17:04

Anders hat geschrieben :
Do 7. Mai 2020, 15:47
Ist Physik denn das rechte fürs Thema?
Welche Wissenschaft ist denn überhaupt die richtige, um das Thema Wirklichkeit im Außen und Innen im Bewusstsein angemessen angehen zu können?



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Jörn Budesheim
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Fr 8. Mai 2020, 21:17

Ich würde sagen, die Chemie z.b. ist bestimmt nicht die richtige Wissenschaft um Gedichte zum interpretieren, ihre Stärken liegen wahrscheinlich woanders.




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Alethos
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Fr 8. Mai 2020, 23:20

Du meinst also, wenn man die Hirnchemie heranziehen wollte, um zu erklären, weshalb ein Gedicht gelungen oder misslungen ist, würde sie uns keine brauchbaren Antworten geben?

Der Physiker oder der Biologe würde dir da wahrscheinlich zustimmen. Was aber die Glücksgefühle beim Lesen angeht, da würde er vielleicht sagen, dass das alles eine Art Hormon-Cocktail ist. Dann hat er eben die Poesie des Lebens nicht begriffen.



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Jörn Budesheim
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Ja, genau. Aus diesem Grund kann es auf deine Frage "welche Wissenschaft..." Meines Erachtens keine Antwort geben, unterschiedliche Wissenschaften unterschiedliche Bereiche der Wirklichkeit erforschen.




Anders
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Sa 9. Mai 2020, 09:51

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 9. Mai 2020, 06:14
Ja, genau. Aus diesem Grund kann es auf deine Frage "welche Wissenschaft..." Meines Erachtens keine Antwort geben, unterschiedliche Wissenschaften unterschiedliche Bereiche der Wirklichkeit erforschen.
Im Dschungel der Wissenschaften, die sich einem anbieten, bietet die eine dies feil und die andere das. Damit aber gebe ich mich nicht zufrieden. Es muss eine geben, die dafür die richtige ist.



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Sa 9. Mai 2020, 10:29

Es muss? Aber warum?




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Stefanie
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Mo 11. Mai 2020, 21:57

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 7. Mai 2020, 13:53
Anders hat geschrieben :
Do 7. Mai 2020, 10:25
Ich verstehe den Sinn des Threads nicht.
(...)
Mein Gedanke ist, dass es mit vielen Dingen so geht, laut dieser Doktrin: "Mein Gefühl ist, dass das noch viel radikaler gedacht werden muss: Alles, was das Bild stört, wird in den Kopf geschoben." Und dafür mache ich dann ein Bild, eine Metapher: Man stelle sich einen Monitor vor. Was wir auf dem Desktop sehen, ist das, was der Naturalismus als "wirklich" anerkennt, den Rest hat der Naturalist in den Mülleimer gepackt - nämlich unseren Kopf.
(...)
Ach so...ist das gemeint. Fast habe ich es verstanden. Das radikaler Denken müssen aber doch die Naturalisten und nicht der Urheber des Zitats Campbell und auch nicht Du. Deshalb verstehe ich die Metapher als ironisch.



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Jörn Budesheim
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Genau vielleicht sogar eher zynisch oder sarkastisch :)




Anders
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Di 12. Mai 2020, 09:22

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 9. Mai 2020, 10:29
Es muss? Aber warum?
Weil aus meiner Empfindung heraus es nicht der Würde des Menschen gegenüber angemessen ist.



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Ja, das ist ein wichtiger Aspekt. Aber warum folgt daraus im Dschungel der Wissenschaften eine geben muss, die dafür die richtige ist. Warum nur eine? Warum nicht siebenundfünfzig?




Anders
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Di 12. Mai 2020, 10:28

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 12. Mai 2020, 09:41
Ja, das ist ein wichtiger Aspekt. Aber warum folgt daraus im Dschungel der Wissenschaften eine geben muss, die dafür die richtige ist. Warum nur eine? Warum nicht siebenundfünfzig?
So ähnlich, wie du mich suchen lässt, ob du mir geantwortet hast. Da wünschte man sich eine eindeutige Information.



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Jörn Budesheim
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Ich befürchte, das verstehe ich nicht.




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Stefanie
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Di 12. Mai 2020, 18:55

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 12. Mai 2020, 05:31
Genau vielleicht sogar eher zynisch oder sarkastisch :)
Stimmt, ironisch ist was zu sanft.



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