Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑ Di 5. Jan 2021, 13:31
NaWennDuMeinst hat geschrieben : ↑ Di 5. Jan 2021, 13:21
Wenn das wirklich so wäre, gäbe es in den jeweiligen Kulturen keinerlei moralischen Fortschritt.
Es gibt ihn aber.
Richtig. Und das zeigt, dass der Relativismus falsch ist.
Würdest du nämlich sagen, dass eine Gesellschaft moralisch nach vorne kommt, wenn sie wieder anfängt, Frauen zu unterdrücken, Kindern die Bildung vorzuenthalten, demokratische Rechte abzuerkennen, Pluralität zu unterdrücken, sexuelle Selbstbestimmung zu verbieten?
Für Relativisten gibt es nämlich kein "vorne" was nicht "vorne für" ist. Wenn du jedoch sagst, es gibt einen moralischen Fortschritt schlechthin, wenn nämlich Freiheitsrechte gestärkt werden, Bildung zugänglich ist, Grundbedürfnisse befriedigt werden, Gerechtigkeit umgesetzt wird usw. usf. dann bist du ein moralischer Realist. Wenn nicht, kannst du nicht bestimmen, wo vorne überhaupt liegt.
Ich meinte hier nicht Fortschritt in dem von dir gebrauchten Sinne. Ich meinte einfach nur "Veränderung".
Wir sehen, dass Moralsysteme sich über die Zeit ändern. Und das ist so, weil jedes Moralsystem innere Fehler und Ungenauigkeiten aufweist. Die perfekte Moral gibt es nicht.
Das hat aber auch noch eine ganze Reihe anderer Gründe. Neue Erkenntnisse. Orientierung nach Aussen (die Gesellschaft wird offener), innere Konflikte usw.
Übrigens wäre ich da auch etwas vorsichtiger mit dem "Fortschritt". Es kann dir durchaus passieren, dass etwas, was heute noch als Fortschritt angesehen wird, morgen als Irrtum erkannt wird.
Letztlich kann Niemand von uns genau sagen, was für Entdeckungen wir morgen machen.
Aber: Wie auch in der Forschung glaube ich daran, dass Neues auf Altem aufbaut. Das heißt einen Rückfall in das "barbarische Mittelalter" halte ich für sehr unwahrscheinlich, denn. das würde uns ja die Fähigkeit absprechen aus unseren Fehlern zu lernen.