Ja, sowohl Max Scheler als auch Nicolai Hartmann behandeln Werte wie platonische Ideen, eine "ideale Phäre eines Reichs ... " ... "überzeitlich, übergeschichtlich" ... Was bei Hartmann das "Wertebewußtsein", welches sich verschiebt (im Gegensatz zu den Werten, die überzeitlich und geschichtlich sind), sind bei Dir die "Werteinschätzungen", die konkurrieren (im Gegensatz zu den Werten, die universal und kulturunabhängig sind). -Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 6. Jan 2021, 20:57Ich kenne die Ethik von Nicolai Hartmann nicht, aber wenn man ein wenig googelt findet man folgende Zitate:
„[Werte sind] Gebilde einer ethisch idealen Sphäre eines Reichs mit eigenen Strukturen, eigenen Gesetzen, eigener Ordnung.“„[…] es gibt eben ein reines Wert-Apriori. Das unmittelbar, intuitiv, gefühlsmäßig unser praktisches Bewusstsein, unsere ganze Lebensauffassung durchzieht, und allem, was in unseren Gesichtskreis fällt, die Wert-Unwert-Akzente verleiht.“„Die Werte selbst verschieben sich nicht in der Revolution des Ethos. Ihr Wesen ist überzeitlich, übergeschichtlich. Aber das Wertebewusstsein verschiebt sich.“
Ähnlich Max Scheler: "Werte sind ... als Wertphänomene ... echte Gegenstände, die von allen Gefühlszuständen verschieden sind." (Der Formalismus in der Ethik und die materiale Wertethik; S. 14) Dann hat man also in der Sphäre der höchsten ontologischen Dignität die Werte, die bei Kontakt mit menschlichem Bewußtsein zu Wertphänomenen werden usw. - Die Stoßrichtung bei Scheler und Hartmann ist die gegen Kant; aber das wäre dann mal was für einen eigenen Strang, ebenso Faktizität und Geltung von Habermas ... In dieses Themenfeld (Verfassungspatriotismus, Verfassungsrecht, Werte und Moral) spielen immer wieder die Überlegungen von Staatsrechtlern hinein (Böckenförde, Forsthoff, Anschütz, Schmitt), die für die Philosophen wichtige Denkanstöße gegeben haben - und natürlich auch umgekehrt.