Der getanzte traurige Gedanke

Philosophie Chat: Hier wird geplaudert über Gott und die Welt.
Nauplios
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Fr 8. Jan 2021, 19:16

Deine Füsse stehn im Rot des Mohnes.
Und erinnre dich an Bucht und Meer,
an das Singen eines Grammophones und
den Mond, der herbstlich war und schwer.


(aus: Günther Eich, Tango, 1930)

Viente anos no es nada (Zwanzig Jahre sind ein Nichts) ist ein in ganz Lateinamerika bekannter Vers. Er stammt aus Volver (Zurückkehren), einem Tangolied von Carlos Gardel (1890 - 1935), dem Vater des argentinischen Tangos. Gardels Originalaufnahmen gehören zum Weltdokumentenerbe der UNESCO, der Tango zum Weltkulturerbe. Gardels Grab liegt auf dem Chacarita-Friedhof in Buenos Aires. Hier ist seine Statue zu sehen, oft mit einer glimmenden Zigarette im Mund, denn an Gardels Geburts- und Todestag führen Prozessionen zu seinem Grab. Carlos Gardel ist ein Mythos - so wie der Tango.

Der Tango ist Tanz und Musik, Kultur und Tradition, Ausdruck einer unbestimmten Sehnsucht, Körpererfahrung im Gegenüber eines Anderen, denn immer ist er tango por dos; er ist Leidenschaft und doch auch umweht vom leichten Hauch des Ennui. Bucht und Meer gehören zu den Insignien der vom Tango inspirierten Erinnerung, das Singen eines Grammophons. Er ist la voce della luna, die Stimme des Mondes und zugleich eine Verschattung zwischen Ober- und Unterwelt. - Seine Laszivität und "Unschicklichkeit" führten 1913 zum Verbot durch Kaiser Wilhelm II. Einen historischen Wimpernschlag später zählte man ihn zu den "Gesellschaftstänzen". Verpönt im aufkommenden Pop und Rock, war der Tango nie tot. Im tanzsportlichen Untergrund hat er überlebt im arrastrando der langsam schleifenden Schritte. Am Tango können sich mythologische, philosophische, soziologische, ästhetische Annäherungen gleichermaßen abarbeiten, denn der Tango ist mehr als ein Tanz. Der gendertheoretische Blick beginnt: "Der Tango ist die senkrechte Vergewaltigung." (Jorge Luis Borges) -




Nauplios
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Man muß nicht Jacky Brown und Baby Miller aus dem Kriminaltango von 1959 bemühen, um die Unterwelt der "dunklen Gestalten" auszuleuchten. Anders als der Offenbach´sche Überschwang des Orpheus in der Unterwelt, ist die Unterwelt des Tangos das gerade noch Toleranz genießende klein- und kleinstkriminelle Milieu der kleinen Fische. -

Hier kommt zur Entfaltung, was Alethos soeben in sein Bonmot faßt: "Das Netz ist das Maß der kleinsten Fische." ;)




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NaWennDuMeinst
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Fr 8. Jan 2021, 22:47

Ich habe auch ein "Bonmot".
Erkenntnis muss sich selbst beschränken, damit sie Erkenntnis sein kann.
Klingt komisch. Ist aber so.
:-)



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NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Fr 8. Jan 2021, 22:47

Ich habe auch ein "Bonmot".
Erkenntnis muss sich selbst beschränken, damit sie Erkenntnis sein kann.
Klingt komisch. Ist aber so.
:-)
Ja, dem würde ich zustimmen. Nimmt man das seinerseits wiederum als Ergebnis einer Erkenntnis, wendet also Erkenntnis auf Erkenntnis an, dann liegt die Frage in der Luft, welche Beschränkung hat die Erkenntnis, daß Erkenntis sich selbst beschränken muß, damit sie Erkenntnis sein kann, möglich gemacht? - Nun läßt sich das natürlich ein weiteres Mal auf sich selbst anwenden, so daß man von der Erkenntnis zweiter Ordnung dann zur Erkenntnis dritter Ordnung kommt usw. Es ist der berühmte blinde Fleck, der sich - wie immer man sich dreht - zwar erkannt werden kann, allerdings unter Inkaufnahme eines weiteren blinden Flecks. -

Beobachtungsgewinne verdanken sich Beobachtungsverlusten. Dunkelheit des Hintergrundes ist Voraussetzung für Sichtbarkeit. Erst am nächtlichen Himmel werden Sterne sichtbar. Weitet man den Blick von den solchen Gegenständlichkeiten auf solche, die sich erst in Zeit-Räumen zeigen, dann stößt man auf Spuren, die sich dem Weltbetrachter nicht in einem Geradehin offerieren. An anderer Stelle war schon mal von den Chronotopoi die Rede (chronos > Zeit / topos > Raum). Der Begriff ist der Literaturtheorie Bachtins entnommen. Ich denke, man kann versuchen, ihn auch für andere Phänomene fruchtbar zu machen als für die Dramenanalyse, die Bachtin damit ursprünglich im Sinn hatte.

Dabei ist die Netzmetaphorik einigermaßen ergiebig. Der Fischer konstruiert sein Netz so, daß er damit eine Art actio per distans vollzieht. Er wirft das Netz aus, zieht vielleicht mit seinem Kutter einen Kreis, wartet und zieht dann das Netz wieder ein. Er muß nicht ins Wasser steigen und mit der Harpune jeden Fisch einzeln erlegen; aber er muß die Maschen seines Netzes seinem Fang anmessen. - Wenn wir nun ein Netz so konstruieren, daß mit ihm Fundstücke aus den Tiefen des Raums und der Zeit geborgen werden können, die ursprünglich disparat liegen, dann könnte dieser Be-Fund aus Schallwellen, Instrumenten, Rhythmik, Schuhen, Schrittfolgen, Leidenschaften, Gestirnen, Emotionen, Unterwelten, sozialen Habitus ... bestehen. Anders gesagt: das Phänomen des Tangos kann man an den je einzelnen Momenten deskriptiv in einem Nacheinander durchaus fassen; aber seine Totalität geht erst ins Netz, wenn man die Sinnverdichtungen, welche seine einzelnen Momente in ihrer raum-zeitlichen Tiefe anordnen, nicht nur aufzählt. Die Ordnung dieser an sich isolierten Momente ist aber keine, die sich "objektiv" in der Welt findet. Sie muß erst "subjektiv" hergestellt werden. Wenn man nur die Funktionsweise eines Bandoneons beschreibt, erschließt sich der Mythos des Tangos so wenig als wollte man seine Schrittfolge auf Papier zeichnen.

Hinzu kommt noch, daß die Wirklichkeit immer eine Auswahl aus Möglichkeiten ist. Vielleicht kann man sogar sagen, daß die Wirklichkeit von den Möglichkeiten angestrahlt wird. Sie leuchtet nicht wie ein Stern von sich aus, sondern erst im Lichte der Möglichkeiten wird sie sichtbar. Die Wirklichkeit des Tangos in seiner oben umrahmten Komplexität wird dann erst sichtbar als ein chronotopisches Objekt, das im Blitzgewitter seiner Möglichkeiten aufleuchtet. Es ist ein "Objekt", das nicht ohne weiteres ein-leuchtet. Es muß aus-geleuchtet werden. Chronotopoi sind so gesehen Sinn-Netze, mit deren Hilfe Disparates verknüpft wird und allererst in dieser Verknüpfung auf-leuchtet.

Die philosophiehistorischen Vorläuger liegen in den Methoden der Phänomenologie, die sich - beispielsweise über die Theorie der Abschattungen (auch hier ist schon die Lichtmetaphorik bei der Arbeit) - am Gegenstand in seiner unmittelbaren Gegebenheit abgearbeitet hat. Das Mythologem des Tangos ist natürlich nicht in solcher Unmittelbarkeit gegeben. Seine Sinndichte muß als chronotopisches "Objekt" geradezu eingefangen werden. -




Nauplios
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Sa 9. Jan 2021, 01:49

Die Musik des Tangos läßt, anders als der Jazz, eigentlich keinen Raum für Improvisationen - von individuellen Ausdeutungen natürlich abgesehen. Umso mehr erlaubt der Argentinische Tango Improvisationen des Tanzes. Es geht nicht vordringlich um eine feste Schrittfolge, sondern darum, daß der Mann über seine Körperhaltung, dem Druck der rechten Hand sowie durch Bewegungen von Arm, Brust und Kopf der Frau mitteilt, was er als nächstes zu tanzen gedenkt. Über dieses System der Stillen Post wird die Frau dazu gebracht, zu folgen. (Ich kann´s nicht ändern.) Die Frankfurter Akademia De Tango schreibt auf ihrer Website: "Diese starke Betonung der Improvisation erfordert vor den Tanzenden ein hohes Maß an Aufmerksamkeit, bietet dafür aber das unvergleichliche Erlebnis einer höchst abwechslungsreichen und intensiven nonverbalen Kommunikation." Kurzum, der Mann muß wissen, was er will. Die Frau auch. Oder in den Worten der Tango-Akademie: "Der Tango ist ein Tanz, der eine verlorene Erotik zurückbringt." - Damit ist alles gesagt. ;)




Nauplios
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Sa 9. Jan 2021, 01:56

Vielleicht doch noch eine Ergänzung: "Er greift mit der rechten Hand über ihre Rückenmitte hinaus." - Auch das gehört vermutlich zum Spielraum der Improvisation, zumal hier die Richtungsangabe fehlt. -




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NaWennDuMeinst
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Sa 9. Jan 2021, 03:07

Nauplios hat geschrieben :
Sa 9. Jan 2021, 01:12
Erst am nächtlichen Himmel werden Sterne sichtbar.
Du bist wirklich ein Meister der Metaphern. Ein schönes Bild ist das. Nicht nur weil es treffend ist, sondern weil ich die Sterne so liebe. War das Absicht?

Ich glaube es existiert da ein großes Missverständnis.
Wenn der Physiker , oder die Naturwissenschaften als Ganzes, sich selbst strenge Methoden zur Erkenntnisgewinnung auferlegen, dann mag das zunächst wie eine unnötige Beschränkung des Erkenntnisvermögens erscheinen. Tatsächlich aber dient diese Beschränkung dazu Erkenntnis erst zu ermöglichen.
Indem wir uns auf Regeln einigen wie Erkenntnis zu erlangen ist (und welche Erkenntnis mit ihnen möglich ist) setzen wir die Grundvoraussetzungen für Erkenntnis. Erst so wird es möglich Wissen von Nicht-Wissen zu unterscheiden.
Das heißt aber nicht, dass alles was in einer solchen Regelsphäre als Nicht-Wissen gilt deshalb nicht existiert oder "nicht wirklich ist". Es heißt einfach nur: Gemäß unserer Definition von Erkenntnis können wir über diesen Sachverhalt nichts aussagen. Das ist eine "freiwillige" Selbstbeschränkung auf einen spezifischen Erkenntnisbereich (beim Physiker zum Beispiel alles Materielle).
Über ein Sein oder Nicht-Sein im allumfassenden Sinne ist da nichts ausgesagt worden. Das ist im Gegenteil gar nicht Gegenstand der Untersuchungen.
Niemand - auch nicht die Naturwissenschaften - wollen dem Menschen sein subjektives, persönliches Empfinden absprechen.
Ich verstehe nicht woher diese Sichtweise, woher dieser Vorwurf kommt.
Der Physiker kann keine Erkenntnis über Dinge in der Welt erlangen, die sich seiner Methodik komplett entziehen.
Von Naturwissenschaftler zu Mensch geht das nicht. Aber von Mensch zu Mensch, von Subjekt zu Subjekt, geht das.



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Jörn Budesheim
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Nauplios hat geschrieben :
Sa 9. Jan 2021, 01:49
Über dieses System der Stillen Post wird die Frau dazu gebracht, zu folgen. (Ich kann´s nicht ändern.)
Andere konnten es aber ändern, deswegen gibt es natürlich auch eine Queer Tango Bewegung, die keineswegs auf die traditionellen Geschlechterrollen festgelegt ist.

"Was bedeutet hier, dass die Existenz der Essenz vorausgeht? Es bedeutet, dass der Mensch zuerst existiert, sich begegnet, in der Welt auftaucht und sich danach definiert." (Sartre)




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"El hombre conduce, la mujer seduce“ (Der Mann führt, die Frau verführt.).

Ja, die Tango-Forschung geht sogar davon aus, daß der Tango in seiner Frühzeit ausschließlich von Männern getanzt wurde. - Dem Wikipedia-Artikel über den Tango Argentino ist zu entnehmen:

"Die traditionell zugeordnete Geschlechterrolle kann wie beispielsweise im Queer Tango aufgelöst werden. Aus diesem Grund eignet sich diese Tanzart auch für ein Managertraining zum Ausbau ihrer Führungskompetenz."

Ob sich der Queer Tango auch als Training für Mitglieder philosophischer Foren eignet? - Warum eigentlich nicht. ;)




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NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Sa 9. Jan 2021, 03:07
Nauplios hat geschrieben :
Sa 9. Jan 2021, 01:12

Erst am nächtlichen Himmel werden Sterne sichtbar.
Du bist wirklich ein Meister der Metaphern. Ein schönes Bild ist das. Nicht nur weil es treffend ist, sondern weil ich die Sterne so liebe. War das Absicht?
Es war ursprünglich keine Absicht. Aber ich mache es nachträglich mal zu einer Absicht. :-)

Ja, ich erinnere mich, daß wir vor einigen Monaten schon mal den nächtlichen Sternenhimmel im Visier hatten aus Anlaß der Genesis der kopernikanischen Welt. - Ist Deine Liebe zu den Sternen eine, der Du auch mit Teleskop und Sternkarten nachgehst, NWDM?




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NaWennDuMeinst
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Sa 9. Jan 2021, 13:56

Nauplios hat geschrieben :
Sa 9. Jan 2021, 13:33
Ja, ich erinnere mich, daß wir vor einigen Monaten schon mal den nächtlichen Sternenhimmel im Visier hatten aus Anlaß der Genesis der kopernikanischen Welt. - Ist Deine Liebe zu den Sternen eine, der Du auch mit Teleskop und Sternkarten nachgehst, NWDM?
Nein. Ich betreibe keine praktische Astronomie. Das habe ich früher einmal probiert, aber in der Großstadt ist das ein hoffnungsloses Unterfangen.
Hin und wieder besuche ich unsere schönen Planetarien und Sternwarten und lasse mir den Himmel von den Profis zeigen.
Ich verfolge die Arbeit der Astronomen aber mit großem Interesse.



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NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Sa 9. Jan 2021, 03:07

Ich glaube es existiert da ein großes Missverständnis.
Wenn der Physiker , oder die Naturwissenschaften als Ganzes, sich selbst strenge Methoden zur Erkenntnisgewinnung auferlegen, dann mag das zunächst wie eine unnötige Beschränkung des Erkenntnisvermögens erscheinen. Tatsächlich aber dient diese Beschränkung dazu Erkenntnis erst zu ermöglichen.
Indem wir uns auf Regeln einigen wie Erkenntnis zu erlangen ist (und welche Erkenntnis mit ihnen möglich ist) setzen wir die Grundvoraussetzungen für Erkenntnis. Erst so wird es möglich Wissen von Nicht-Wissen zu unterscheiden.
Das heißt aber nicht, dass alles was in einer solchen Regelsphäre als Nicht-Wissen gilt deshalb nicht existiert oder "nicht wirklich ist". Es heißt einfach nur: Gemäß unserer Definition von Erkenntnis können wir über diesen Sachverhalt nichts aussagen. Das ist eine "freiwillige" Selbstbeschränkung auf einen spezifischen Erkenntnisbereich (beim Physiker zum Beispiel alles Materielle).
Über ein Sein oder Nicht-Sein im allumfassenden Sinne ist da nichts ausgesagt worden.
Im Hinblick auf den Sternenhimmel läßt sich das besonders gut verifizieren. Er ist auf der einen Seite ein Objekt der wissenschaftlichen Erforschung, andererseits auch Bezugspunkt des menschlichen Selbst- und Weltverhältnisses. Es macht einen Unterschied, ob die Erde im Mittelpunkt des Universums "steht" oder ob sie sich um die Sonne dreht. - Die Entdeckungen von Kopernikus, Tycho Brahe, Galilei ... lassen sich einerseits als frühneuzeitliche Stationen auf dem Weg zur Erforschung des Weltraums fassen, aber sie haben dann auch die "kopernikanische Welt" zur Folge, was mit dem Zusammenbruch der mittelalterlichen "Weltsicht", "Weltbildes" einhergeht.
Zuletzt geändert von Nauplios am Sa 9. Jan 2021, 14:00, insgesamt 1-mal geändert.




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Sa 9. Jan 2021, 13:59

Apropos tanzen:




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Du kennst bestimmt Kubricks Odyssee im Weltraum und die Eingangsszene mit den tanzenden Weltraumstationen, die sich zur Musik von Strauß' An der schönen blauen Donau bewegen. Da hat man Momente des Mythos (der schwarze Monolith, "Odyssee"), der Wissenschaft, der Ästhetik (Tanz) filmisch zusammengeschlossen. Für mich ein Erweckungserlebnis.




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Sa 9. Jan 2021, 14:14

Ich habe mich damals schon gefragt: Warum dieser Strauß-Walzer? - Die Musik ist eine Brücke in die Unendlichkeit.




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NaWennDuMeinst
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Sa 9. Jan 2021, 14:25

Nauplios hat geschrieben :
Sa 9. Jan 2021, 14:14
Ich habe mich damals schon gefragt: Warum dieser Strauß-Walzer? - Die Musik ist eine Brücke in die Unendlichkeit.
Der Begriff "Brücke" ist mir auch eingefallen.
Die Erkenntnissphären stehen aus genannten Gründen nebeneinander, aber sie haben natürlich Wirkung aufeinander. Es existieren Brücken zwischen ihnen.
Der Physiker kann uns etwas darüber sagen wie unsere (materielle) Welt aufgebaut ist, also dass sich die Erde um die Sonne und die Sonne wiederum um ein galaktisches Zentrum dreht.
Was das aber für uns bedeutet, welches Weltbild wir daraus ableiten, das besprechen wir an anderer Stelle (ist Teil anderer Erkenntnissphären).



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Sa 9. Jan 2021, 14:29

Nauplios hat geschrieben :
Sa 9. Jan 2021, 14:08
Du kennst bestimmt Kubricks Odyssee im Weltraum und die Eingangsszene mit den tanzenden Weltraumstationen
Selbstverständlich.
, die sich zur Musik von Strauß' An der schönen blauen Donau bewegen. Da hat man Momente des Mythos (der schwarze Monolith, "Odyssee"), der Wissenschaft, der Ästhetik (Tanz) filmisch zusammengeschlossen. Für mich ein Erweckungserlebnis.
Ja, diese Eingangsszene ist nicht ohne Grund sehr gelobt worden. Was zeigt sie uns? Den Kosmos? Ich würde sagen nein. Sie zeigt uns den Menschen.



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Alethos
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Sa 9. Jan 2021, 14:48

Nauplios hat geschrieben :
Sa 9. Jan 2021, 13:25
"El hombre conduce, la mujer seduce“ (Der Mann führt, die Frau verführt.).

Ja, die Tango-Forschung geht sogar davon aus, daß der Tango in seiner Frühzeit ausschließlich von Männern getanzt wurde. - Dem Wikipedia-Artikel über den Tango Argentino ist zu entnehmen:

"Die traditionell zugeordnete Geschlechterrolle kann wie beispielsweise im Queer Tango aufgelöst werden. Aus diesem Grund eignet sich diese Tanzart auch für ein Managertraining zum Ausbau ihrer Führungskompetenz."

Ob sich der Queer Tango auch als Training für Mitglieder philosophischer Foren eignet? - Warum eigentlich nicht. ;)
Wunderbare Idee!

Wenn philosophische Opponenten lernen könnten sich als das zu sehen, als Tanzpartner, die in einem intensiven Tanz streckenweise die Führung übernehmen, den Takt vorgeben, die Schritte, die Richtungen und die kurzen dramatischen Wendungen: Wenn wir das Sprechen des Anderen für einmal kurz erlauben könnten das zu sein: „eine Hand, die sich über unsere Rückenmitte hinaus legt“, dann würden wir ihn vielleicht verführen können zu tanzen, wie ein richtiger Mann! Gut und edel! Voller zarter Leidenschaft. Und wir würden verführt werden zu tanzen, wie eine richtige Frau, wenn wir ihm zeigen könnten, dass er darf. Dass er soll. Und wir, wir drückten uns einmal ganz nah aneinander, und stiessen uns kraftvoll ab, aber wir fänden immer zurück an den Ort unseres chronotopischen Objekts... zu unserem Miteinander als Tanzende.

Wir sässen nicht einfach auf gegenüberliegenden Seiten eines Tischs, starre Opposition betreibend, unser Rechthaben verteidigtend. Wir tanzten einen lodernden Tanz, der mir jeder kurzen Piroutte, mit jedem trippenden Vor und Zurück melodiöse Geschichte schreibt.

Freunde, wenn wir das schaffen, ich kaufe mir ein Akkordeon und importiere aus meiner Heimat die ganze Freude in die Melodie zu diesem Tanz.

Vamos. Vamos juntos! :)



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Alle lächeln in derselben Sprache.

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Jörn Budesheim
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Sa 9. Jan 2021, 17:43

Um das Ganze abzuwenden, könnten wir zunächst einen Thread starten mit dem Thema "Was ist Tanzen?" :)




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Stefanie
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Sa 9. Jan 2021, 17:46

Kurzer Zwischenruf....
Ich bin etwas am schmunzeln.
Männer...wer führt denn tatsächlich, wenn Mann und Frau zusammen tanzen, völlig egal, wie die theoretischen Regeln und was kluge Männer zu den Regeln und dem Charakter des jeweiligen Tanz auch schreiben?....Es führt die Frau.
:- )



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

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