Die ja in gewisser Weise eine bezaubernde Geschichte ist.
Die Entzauberung der Welt
Es gibt von Max Weber dazu eine interessante Stelle, die ich allerdings erst heraussuchen müßte. Auf jeden Fall ist die Frage einer Rückverzauberung berechtigt und wird auch in der Rezeptionsgeschichte Webers aufgegriffen:Stefanie hat geschrieben : ↑Do 11. Feb 2021, 20:03Ich muss erst was nachfragen, zu den von mir markierte Stellen.
(...)
Kann ich im Umkehrschluss davon ausgehen, dass Weber die Welt wieder als verzaubert ansieht, wenn wir wieder an magische Mächte und Mythen glauben, oder sogar diese für wahr halten? Also die Entzauberung dann behoben ist?
"Weber ist auch rezeptionsgeschichtlich zentral für den Säkularisierungsdiskurs, von ihm gehen die entscheidenden Linien aus, mit denen die fraglich gewordene Moderne von der Religion her kritisiert wird. Lukács, Bloch, Benjamin und Adorno denken die Ambivalenz der Weber'schen Formel von der 'Entzauberung' weiter (...) und formulieren das Konzept der Säkularisierung 'dialektisch": Die moderne Entzauberung ist eine Rückverzauberung." (Daniel Weidner; a.a.O.; S. 102f) -
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Was ich damit meine ist, dass selbst wenn wir die Liebe komplett erklären könnten (was wir nicht können) wir es uns nicht nehmen lassen würden sie weiterhin als etwas Magisches zu betrachten, selbst wenn das objektiv gar nicht so wäre. Weil das ihren Reiz ausmacht. Und diesen Reiz lassen wir uns nicht nehmen. Genau so wie wir es uns nicht nehmen lassen etwas weiterhin als schön anzusehen, auch wenn uns "Experten" im Detail zu erklären versuchen warum es objektiv betrachtet nicht schön ist.Alethos hat geschrieben : ↑Do 11. Feb 2021, 20:27Natürlich nicht, aber an dieser Stelle müsstest du doch angeben, was du mit Verzauberung meinst? Was heisst für dich, dass „Liebe etwas Magisches“ hat?NaWennDuMeinst hat geschrieben : ↑Do 11. Feb 2021, 19:57Warum? Erklär das mal. Wieso ist das Deiner Meinung nach ein Gegensatz?
Dass man glaubt es liege ein Zauber in (oder in Teilen) der Welt heißt doch nicht, dass man an Feen und Drachen und sprechende Berge glauben muss.
Die LIebe ist für uns als rein "objektives Ding" gar nicht von Nutzen. Was wir bei ihr suchen ist gerade auch das subjektive Erlebnis.
Dass es in der ganzen Natur nicht ein klares Zeichen für Gottes Existenz gibt ändert nichts daran, dass die Menschen an Gott glauben.
Weil es in dieser Sache nicht nur darum geht was wahr ist, sondern vor allem auch um die Frage: Was haben wir davon?
Die Wissenschaft kann uns bei vielen Fragen deshalb nicht weiterhelfen, weil viele Fragen die wir uns selber und anderen stellen gar keine "Wahrheitsfragen" sind.
Ob uns irgendeine Vorstellung von Liebe, oder von Gottt von Nutzen ist, das kann sie uns nicht beantworten (weil die Antwort nicht in der Welt liegt, sondern in uns).
Also wie sollte sie dann diese Dinge "entzaubern" können?
Ich fasse das zusammen: Die Liebe ist für uns etwas Magisches wenn und weil wir das so wollen. Denn ich bezweifle ernsthaft, dass Du Jemanden finden wirst der Liebe als reine chemische Reaktion auffassen will. Ausser es plagt der Liebeskummer. Dann hätten wir gerne eine Pille dagegen.
Wie gesagt, selbst wenn das so wäre, und Jemand könnte dir genau erklären welche Hormone nun dafür verantwortlich sind, dass Du Dich in diese oder jene Frau verliebst... dass die Glückseeligkeit die Du empfindet nur eine Folge chemischer Reaktionen ist, und Du gar nicht anders empfinden und handeln konntest.. Für Dich bleiben das magische Momente. Weil sie sich so anfühlen und Du sie so erlebst.Es geht meiner Meinung also gar nicht darum, woran wir glauben, und auch nicht um Mysterien, sondern ob wir glauben unter den Vorzeichen einer bestimmten Weltsicht, in der sich die Welt aus einem einzigen Blickwinkel des technisch-methodischen Forschens als erklärbar zeigt.
Völlig egal was objektiv der Fall ist. Nicht die Welt ist wohl verzaubert, sondern das Subjekt. Und es lässt sich nicht "entzaubern".
Das Subjekt und seine eigene Sicht auf die Dinge wirst Du nicht los. Es wehrt sich mit aller Kraft und fordert sein Recht.
Zuletzt geändert von NaWennDuMeinst am Fr 12. Feb 2021, 03:20, insgesamt 6-mal geändert.
But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
(William Butler Yeats)
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Hast du das gelesen, Jörn, wie Alethos Dich nennt?Alethos hat geschrieben : ↑Do 11. Feb 2021, 20:33... und mit Pappnasen.NaWennDuMeinst hat geschrieben : ↑Do 11. Feb 2021, 20:07:Alethos zum Beispiel spricht mit Zauberbergen
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Was wir uns nehmen lassen können und was nicht, hängt sicherlich auch davon ab, um was es sich dabei für Dinge handelt. Bei einem Rätsel dürfte es soweit leicht einsehbar sein, dass es seinen Zauber verliert, wenn es einmal gelöst ist. Ganz ähnlich aber langsamer in seiner Wirkung dürfte es wohl bei einem Witz sein, über den man bei ersten mal noch heftig lachen muss.. beim zweiten mal schon etwas weniger. Auch das Schöne kann seine Wirkung auf uns "verlieren" sofern wir genauer betrachten. Und es gibt durchaus auch anthropologische Ansätze, die vermuten lassen, dass es bei der Liebe nicht anders ist.. denn irgendwo muss ja erklärbar bleiben, warum Liebe überhaupt erlöschen kann.NaWennDuMeinst hat geschrieben : ↑Fr 12. Feb 2021, 02:41
Was ich damit meine ist, dass selbst wenn wir die Liebe komplett erklären könnten (was wir nicht können) wir es uns nicht nehmen lassen würden sie weiterhin als etwas Magisches zu betrachten, selbst wenn das objektiv gar nicht so wäre. Weil das ihren Reiz ausmacht. Und diesen Reiz lassen wir uns nicht nehmen. Genau so wie wir es uns nicht nehmen lassen etwas weiterhin als schön anzusehen, auch wenn uns "Experten" im Detail zu erklären versuchen warum es objektiv betrachtet nicht schön ist.
ps: Deine Sicht hat aber durchaus etwas wichtiges in sich.. sie eröffnet gewissermaßen die Frage, kommt es denn immer darauf an, eine Erklärung zu haben, für das was uns bewegt?
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Liebe zu einem Menschen ist nicht das gleiche wie "die Liebe".
Denn auch wenn Deine Liebe zu Person X erloschen ist (was natürlich vorkommt), würde ich nicht sagen, dass man dann nicht aufs Neue die Magie der Liebe mit einer anderen Person spüren kann.
Auch wenn wir das manchmal denken ("Ich bin fertig mit der Liebe. Ich werde nie wieder lieben können. ". Aber dann erwischt es uns aufs Neue).
Es sind halt gar nicht alles "Wahrheits-" oder "Faktenfragen". Es geht ja auch um Sinn usw, also um eine ganze Bandbreite an Frage von denen nur ein gewisser Teil sich mit " den Fakten" befasst.ps: Deine Sicht hat aber durchaus etwas wichtiges in sich.. sie eröffnet gewissermaßen die Frage, kommt es denn immer darauf an, eine Erklärung zu haben, für das was uns bewegt?
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Da ist gewiß was dran. Aber was ich meinte war eher so gedacht.. haben wir denn Einfluß darauf oder dadurch, also könnten wir uns zur Liebe (ob konkret oder allgemein) irgendwie entscheiden. Ich denke, die meisten Menschen würden sagen nein und insofern bin ich etwas über das "nehmen lassen" gestolpert, weil ein Festhalten an etwas, ja irgendwo auch einer Entscheidung bedarf. Oder einfacher formuliert: kann ich festlegen, ob ich jetzt besser verliebt sein sollte? Ansonsten hast Du natürlich recht - wenn sie kommt, dann weiß man auch, dass sie wie auch immer möglich ist.NaWennDuMeinst hat geschrieben : ↑Fr 12. Feb 2021, 15:29
Liebe zu einem Menschen ist nicht das gleiche wie "die Liebe".
Denn auch wenn Deine Liebe zu Person X erloschen ist (was natürlich vorkommt), würde ich nicht sagen, dass man dann nicht aufs Neue die Magie der Liebe mit einer anderen Person spüren kann.
Auch wenn wir das manchmal denken ("Ich bin fertig mit der Liebe. Ich werde nie wieder lieben können. ". Aber dann erwischt es uns aufs Neue).
ps: Es gibt übrigens ein schönes Lied von Lindenberg zu diesem Thema https://www.youtube.com/watch?v=0P7BE0XdfDU
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Du meinst ob wir uns bewusst entscheiden ob und in wen wir uns verlieben? Ich denke nicht.iselilja hat geschrieben : ↑Fr 12. Feb 2021, 15:43Da ist gewiß was dran. Aber was ich meinte war eher so gedacht.. haben wir denn Einfluß darauf oder dadurch, also könnten wir uns zur Liebe (ob konkret oder allgemein) irgendwie entscheiden.NaWennDuMeinst hat geschrieben : ↑Fr 12. Feb 2021, 15:29
Liebe zu einem Menschen ist nicht das gleiche wie "die Liebe".
Denn auch wenn Deine Liebe zu Person X erloschen ist (was natürlich vorkommt), würde ich nicht sagen, dass man dann nicht aufs Neue die Magie der Liebe mit einer anderen Person spüren kann.
Auch wenn wir das manchmal denken ("Ich bin fertig mit der Liebe. Ich werde nie wieder lieben können. ". Aber dann erwischt es uns aufs Neue).
Es ist wohl eher so, dass es uns - wie man so schön sagt - "erwischt".
Ja. Aber mir gings ja nicht um das Festhalten an der Liebe, sondern daran wie wir sie erleben (nämlich als magisch in ihrem Wirken).und insofern bin ich etwas über das "nehmen lassen" gestolpert, weil ein Festhalten an etwas, ja irgendwo auch einer Entscheidung bedarf.
Nehmen wir an morgen könnte tatsächlich ein Wissenschaftler die Liebe bis ins kleinste Detail erklären und vielleicht sogar berechnen.
Daran wie wir (der Einzelne, das Subjekt) sie erleben ändert sich doch dadurch nichts. Das magische Gefühl des Verliebtseins und das der sich langsam aufbauenden Liebe bleibt doch (denn das gibt es ja unabhängig von dem Wissen darum wie es entsteht).
Es wird dadurch nicht entzaubert, verliert seine Wirkungskraft nicht dadurch, dass es erklärbar wird.
Es kann deshalb durchaus sein, dass die Liebe die ich empfinde nur chemische Reaktionen sind, who knows? Aber das ist für mich ja völlig irrelevant, weil das nicht der Teil der Liebe ist der mich interessiert. Und den Teil um den es mir geht, den lasse ich mir nicht nehmen durch nüchterne Fakten. Und ja, das ist eine Entscheidung. Nämlich eine Entscheidung dahin welcher Teil der Liebe wirklich Bedeutung für mich haben soll. Die chemische Reaktion, oder mein tiefes Empfinden?
Die Liebe zu betrachten um zu erfassen was sie ist, ist etwas anderes als sie zu erleben. Den meisten Menschen geht es doch um Letzteres. Weil das eben wunderbar ist. Und das geben die Menschen doch nicht her. Warum sollten sie?
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Ein solcher "Umkehrschluß" darf sich eine Wiederverzauberung der Welt nicht im Sinne einer Rückabwicklung geschichtlicher Verläufe vorstellen, bei Weber im speziellen eine Rückabwicklung jenes "Intellektualisierungsprozesses" mit seinen historischen Rationalisierungsschüben, von dem in Wissenschaft als Beruf die Rede ist. Es gibt also kein Zurück in die Welt der Antike, in denen man den Göttern als personifizierten Mächten Opfergaben brachte. Diese Welt der Antike war für Max Weber sicher eine Welt, die verzaubert war; aber es ist für ihn nicht erstrebenswert, dorthin zurück zu gelangen; dafür ist er auch als Wissenschaftler zu sehr dem Fortschritt der Wissenschaft verpflichtet: "Die wissenschaftliche Arbeit ist eingespannt in den Ablauf des Fortschritts." (Wissenschaft als Beruf; S. 486) -Stefanie hat geschrieben : ↑Do 11. Feb 2021, 20:03
Ich muss erst was nachfragen ...
(...)
Kann ich im Umkehrschluss davon ausgehen, dass Weber die Welt wieder als verzaubert ansieht, wenn wir wieder an magische Mächte und Mythen glauben, oder sogar diese für wahr halten? Also die Entzauberung dann behoben ist?
Gleichwohl gibt es bei Max Weber eine Umbesetzung der Stelle, welche vormals die Götter der Antike in ihrem beständigen Kampf untereinander einnahmen; und das sind die verschiedenen Werte und ihre Ordnungen. Hier spricht Weber sogar explizit von einem "Polytheismus". Die verschiedenen Wertordnungen der Welt stehen nämlich ...
" ... in unlöslichem Kampf untereinander. Der alte Mill ... sagt einmal: wenn man von der reinen Erfahrung ausgehe, komme man zum Polytheismus. (...) Aber das sind nur die elementarsten Fälle dieses Kampfes der Götter und der einzelnen Ordnungen und Werte.
(...) Hier streiten eben noch verschiedene Götter miteinander, und zwar für alle Zeit. Es ist wie in der alten, noch nicht von ihren Göttern und Dämonen entzauberten Welt, nur in anderem Sinne: Wie der Hellene einmal der Aphrodite opferte und dann dem Apollon (...), so ist es, entzaubert und entkleidet der mytischen, aber innerlich wahren Plastik jenes Verhaltens, noch heute. Und über diesen Göttern und in ihrem Kampf waltet das Schicksal, aber ganz bestimmt keine 'Wissenschaft'. (...) Die alten vielen Götter, entzaubert und daher in Gestalt unpersönlicher Mächte, entsteigen ihren Gräbern, streben nach Gewalt über unser Leben und beginnen untereinander wieder ihren ewigen Kampf." (Wissenschaft als Beruf; a.a.O., S. 500ff.) -
Man könnte auch sagen: es ist der ewige Kampf der Werte und Wertordnungen um den Sieg in der "Tyrannei der Werte" (Nicolai Hartmann). - Die Liebe (auch für sie gibt es im antiken Polytheismus eine Zuständigkeit) ist in diesem ewigen Kampf der Götter untereinander Partei.
Weber selbst wirft also gewissermaßen die Frage nach einer Wiederverzauberung auf, indem er - ungeachtet der Rationalisierungsdynamik in der Moderne - die "alten Götter ihren Gräbern entsteigen" läßt. Schlußendlich ist das sogar die Quintessenz seiner Überlegungen in Wissenschaft als Beruf, daß die Wissenschaft keine Sinnfragen, keine Wertfragen u.ä. beantworten kann. Zuständig dafür ist nämlich das "Schicksal". - Auf diese Weise kann also Dein "Umkehrschluß" vollzogen werden, Stefanie. Und er führt sogar - wenn man ihn nicht als Rückabwicklung, sondern als Umbesetzung versteht - ins Zentrum des Weber'schen Gedankens von der "Entzauberung der Welt". -
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Die alten Götter wirken in uns weiter. Bis ans Ende aller Tage.Nauplios hat geschrieben : ↑Fr 12. Feb 2021, 20:20Man könnte auch sagen: es ist der ewige Kampf der Werte und Wertordnungen um den Sieg in der "Tyrannei der Werte" (Nicolai Hartmann). - Die Liebe (auch für sie gibt es im antiken Polytheismus eine Zuständigkeit) ist in diesem ewigen Kampf der Götter untereinander Partei.
Das Subjekt ist und bleibt verzaubert.
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(William Butler Yeats)
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Und tatsächlich ist es mit vielem anderen ebenso. Und ohne ein langes Plädoyer für den Polytheismus zu halten, ist es genau dieser Umstand, dass selbst ein mögliches Wissen über das warum und wie der Dinge nichts am Sein der Dinge ändert. Es spielt keine Rolle, welche Erklärung wir uns für das geben, gegenüber dem wir "machtlos" sind. Es reicht, wenn es befähigt, diese Machtlosigkeit zur Sprache zu bringen. -> Siehe Mythos. Es wird auf eine andere Art zu einem Verstehen dessen, worum es sich dabei handelt. Die Welt der Analytik ist hier noch garnicht geboren oder gar nötig.NaWennDuMeinst hat geschrieben : ↑Fr 12. Feb 2021, 16:04
Nehmen wir an morgen könnte tatsächlich ein Wissenschaftler die Liebe bis ins kleinste Detail erklären und vielleicht sogar berechnen.
Daran wie wir (der Einzelne, das Subjekt) sie erleben ändert sich doch dadurch nichts. Das magische Gefühl des Verliebtseins und das der sich langsam aufbauenden Liebe bleibt doch (denn das gibt es ja unabhängig von dem Wissen darum wie es entsteht).
Und um auch zu sehen, inwieweit das in den Wissenschaften gilt.. auch die Schwerkraft wird sich durch unser näheres Verständnis ihrem Wesen nach nicht ändern. Sie wirkt auf uns in ihrer spezifischen Weise. Wir können sie hier und da "für einen gewissen Preis austricksen", aber wir können sie nicht aus der Welt schaffen.
Der Gedanke der vielen alten Götter hat hundert Jahre nach Max Weber eine Wanderungsbewegung hinter sich. Angekommen ist er bei einem Vertreter der philosophischen Skepsis, Odo Marquard. Auch Marquard spricht vom "Lob des Polytheismus" (ein Aufsatztitel). Der Mensch ist u.a. deshalb verzaubert, weil er in viele Geschichten verstrickt ist. Die jeweils eine Geschichte gewährt ihm Freiheit von der anderen, und umgekehrt. "Gewaltenteilung im Absoluten" nennt Marquard das. Wenn jedem Anfang ein Zauber innewohnt, dann liegt der Zauber des Anfangs beim Subjekt darin, daß dort, wo wir anfangen, nie der Anfang ist. Der Mensch ist sich immer schon voraus. -NaWennDuMeinst hat geschrieben : ↑Fr 12. Feb 2021, 22:05
Die alten Götter wirken in uns weiter. Bis ans Ende aller Tage.
Das Subjekt ist und bleibt verzaubert.
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Ich würde hier gerne zwei Dinge auseinanderhalten.iselilja hat geschrieben : ↑Fr 12. Feb 2021, 23:07Und tatsächlich ist es mit vielem anderen ebenso. Und ohne ein langes Plädoyer für den Polytheismus zu halten, ist es genau dieser Umstand, dass selbst ein mögliches Wissen über das warum und wie der Dinge nichts am Sein der Dinge ändert. Es spielt keine Rolle, welche Erklärung wir uns für das geben, gegenüber dem wir "machtlos" sind. Es reicht, wenn es befähigt, diese Machtlosigkeit zur Sprache zu bringen. -> Siehe Mythos. Es wird auf eine andere Art zu einem Verstehen dessen, worum es sich dabei handelt. Die Welt der Analytik ist hier noch garnicht geboren oder gar nötig.NaWennDuMeinst hat geschrieben : ↑Fr 12. Feb 2021, 16:04
Nehmen wir an morgen könnte tatsächlich ein Wissenschaftler die Liebe bis ins kleinste Detail erklären und vielleicht sogar berechnen.
Daran wie wir (der Einzelne, das Subjekt) sie erleben ändert sich doch dadurch nichts. Das magische Gefühl des Verliebtseins und das der sich langsam aufbauenden Liebe bleibt doch (denn das gibt es ja unabhängig von dem Wissen darum wie es entsteht).
Und um auch zu sehen, inwieweit das in den Wissenschaften gilt.. auch die Schwerkraft wird sich durch unser näheres Verständnis ihrem Wesen nach nicht ändern. Sie wirkt auf uns in ihrer spezifischen Weise. Wir können sie hier und da "für einen gewissen Preis austricksen", aber wir können sie nicht aus der Welt schaffen.
Das worüber wir vorher sprachen ist etwas anderes als das worüber wir jetzt sprechen. Wenn wir uns die Schwerkraft in der Wissenschaft zum Beispiel als gekrümmte Raumzeit vorstellen, dann erweitern wir dabei unser Verständnis von der Schwerkraft. Wir objektivieren, sehen vom Subjekt ab, um zu einem klareren Verständnis zu gelangen. Die Liebe wiederum kann man aber nicht auf diese Art erweitern. Wenn wir da von dem Subjekt absehen, dann zerren wir sie auf eine Ebene auf der sie gar nicht mehr existieren kann, weil wir das Wesentliche an der Liebe damit ausschliessen.
Das heißt wir erweitern unser Verständnis der Liebe nicht, sondern wir reduzieren es. Und das ist deshalb so, weil es in der Liebe nicht um reine "Faktenfragen" geht, sondern immer auch um die Frage was sie für uns ist. Ohne das Subjekt (ohne sein Erleben der Liebe) ist die Liebe nicht denkbar und auch nicht erklärbar. Die Methodik der (Natur-)Wissenschaft, also das Objektivieren, das Absehen vom Subjekt, ist auf die Liebe (und eine Reihe anderer Dinge) nicht anwendbar. Hier liegen eben die Grenzen der Wissenschaft.
Und das ist für mich dann auch der Grund, warum es eine komplett entzauberte Welt nicht geben kann (und auch nie gegeben hat). Das Subjekt wirst Du nicht los.
Ich kann auch deshalb mit den "neuen Realismus" nichts anfangen. Der scheint zunächst ein Dienst am Subjekt zu sein, indem er alles für existent erklärt. Tatsächlich aber nimmt diese "Objektivierung" die da stattfindet dem Subjekt etwas ganz Wesentliches, nämlich seine eigene Sicht auf die Dinge, eben die Magie des eigenen Erlebens. Wenn ich etwas für schön (oder nicht schön) halte... wie könnte ich da falsch liegen? Das will mir nicht in den Kopf.
Zuletzt geändert von NaWennDuMeinst am Sa 13. Feb 2021, 11:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Bei dir kommt allerdings auch kein Subjekt vor, denn sein Vorkommen zählt schließlich nicht zu den Fakten, wie du gerade erläutert hast. Und wie etwas für uns ist, das gehört bei dir auch nicht zu den Fakten. Mit anderen Worten: es gibt es nicht.
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Offenbar hast Du mir nicht richtig zugehört. Dass die Vorstellung von irgendwas für uns wichtig ist hat nichts mit Fakten zu tun.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Sa 13. Feb 2021, 11:35Bei dir kommt allerdings auch kein Subjekt vor, denn sein Vorkommen zählt schließlich nicht zu den Fakten, wie du gerade erläutert hast. Und wie etwas für uns ist, das gehört bei dir auch nicht zu den Fakten. Mit anderen Worten: es gibt es nicht.
Man kann fragen ob Gott deshalb eine Rolle spielt weil er ein Fakt ist, oder weil er für uns einen Nutzen hat.
Selbst wenn Gott kein Fakt ist, so scheinen wir doch ganz offensichtlich diese Vorstellung zu brauchen.
Man kann sich der Frage nach Gott also auch anders nähern als über die Frage ob er existiert.
Zuletzt geändert von NaWennDuMeinst am Sa 13. Feb 2021, 11:54, insgesamt 1-mal geändert.
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Das schreibt auch keiner. Ich schrieb an Alethos sogar das genaue Gegenteil.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Sa 13. Feb 2021, 11:44Man kann ja vieles zauberhaft finden, das heißt allerdings nicht zugleich, dass man an Zauber, Magie und Geisterbeschwörung glaubt.
Das glaubst Du. Ich denke wir sind genau beim Thema, nämlich bei der angeblichen Entzauberung der Welt.n dem Moment, wo diese Unterschied aufgekündigt wird, verabschiedet man sich von dem Text-Abschnitt, der der Gegenstand dieses Fadens ist.
Ich denke man kann gut zeigen, dass es die so nie gegeben hat.
Daraus, dass die Wissenschaft einen Teil der Welt zu ihrem Metier erklärt hat, folgt keine Entzauberung der Welt.
Wer das glaubt überschätzt ihr Wirken. Und das ist doppelt interessant, weil es mir so scheint, dass hier gerade auf diese Überschätzung aufmerksam gemacht werden soll.
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Ganz genau, weil die Wissenschaften heute ja immer noch mit Magie und Geisterbeschwörung arbeiten, das weiß man ja.NaWennDuMeinst hat geschrieben : ↑Sa 13. Feb 2021, 11:49Ich denke man kann gut zeigen, dass es die so nie gegeben hat.
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Das war nicht meine Begründung. Die hast Du offenbar nicht gelesen.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Sa 13. Feb 2021, 11:53Ganz genau, weil die Wissenschaften heute ja immer noch mit Magie und Geisterbeschwörung arbeiten, das weiß man ja.NaWennDuMeinst hat geschrieben : ↑Sa 13. Feb 2021, 11:49Ich denke man kann gut zeigen, dass es die so nie gegeben hat.
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Die Begründung habe ich gelesen, sie hat allerdings nichts mit dem Text zu tun, den wir hier gerade besprechen, sie ist frei fantasiert, eine reine Erfindung.