NaWennDuMeinst hat geschrieben : ↑ Mo 1. Mär 2021, 13:34
Wie in dem Text beschrieben, gehen selbst fiktionale Realisten nicht davon aus, dass sie existieren, jedenfalls nicht auf der Ebene der Fiktion, weil dass dann eben absurde Konsequenzen mit sich bringt (siehe Beispiele)
Auf einer Metaebene existieren sie :"Faust ist bekannter als Völler", aber eben nicht so wie Du das hier mMn immer zu erklären versucht hast.
In wie fern Gabriel das auch so vertritt wie in dem Text vorgeworfen, dazu wird vielleicht Jörn noch was beitragen.
Nichts desto trotz bestätigt der Text für mich eigentlich, dass mit dieser Vorstellung von den existierenden fiktionalen Figuren irgendwas schief ist.
Das Ganze muss einen zwangsläufig stutzig machen.
Dass es sich dabei um eine etwas gewöhnungsbedürftige Ansicht handelt, kann ich nachvollziehen.
Nochmal: Wenn in einer fiktionalen Geschichte von "auf Besen fliegenden Hexen" die Rede ist, muss es in dieser fiktionalen Geschichte reale Hexen geben, die auf Besenstilen herumdüsen, weil die Geschichte sonst von gar nichts handelte. In einem Sinn von Hexesein müssen dort also Hexen vorkommen. Diese Hexen-Figuren sind dann nicht fiktionale Figuren im Sinne, dass sie nicht existierten, sondern sie existieren eben so, wie sie dort vorkommen - als fiktive Figuren einer fiktionalen Geschichte.
Aber diese Hexen sind ja nicht einfach Elefanten oder Steine oder sonstige Gegenstände, sondern sie sind Hexen. Sie klassifizieren sich als Hexen, weil sie dies und das an sich haben, was sie zu Hexen macht. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie beschrieben werden mit Beinen und langen Nasen, mit Körpern oder körperlos, zahnlos oder mit Warzen im Gesicht (das spielt natürlich für die Dramatik der Geschichte eine Rolle, nicht für das Hexesein an sich), denn die Eigenschaften, die sie haben, müssen sie nicht in jedem Fall haben, um Hexen zu sein. Sie sind Hexen allein dadurch, dass auf sie als "logische Subjekte" referenziert wird (ich hatte einen Nachtrag zum Thema "logisches Subjekt" versprochen, den ich noch schuldig bleiben muss). Kurz gesagt: Das logische Subjekt ist dasjenige, worauf sich Aussagen beziehen. Insofern Beschreibungen, Erzählungen usw. Aussageform haben, beziehen sie sich auf das Objekt "Hexe", wenn sie von ihnen handeln. Das logische Subjekt "Hexe", ist auch das, was am Karneval vorkommt - in Form verkleideter Menschen. Nichts verleiht diesen Menschen in Hexenkostümen magische Kräfte oder die Fähigkeit auf Besen zu fliegen, da sie ja nur kostümierte Menschen sind, die Hexen darstellen. Aber sie stellen ja nicht Elefanten oder Steine dar, sondern Hexen, weshalb sie mit ihrem Kostüm eine Aussage machen: "Ich bin eine Hexe.", was so viel bedeutet, dass sie auf das logische Subjekt referenzieren.
Der Clou beim logischen Subjekt ist nun, dass es gar keine eindeutige Art und Weise hat vorzukommen. Es kommt eben in Sätzen vor, in raumzeitlichen Verkörperungen, in rechtlicher Hinsicht in Gesetzestexten etc. etc. Das logische Subjekt hat keine Verankerung nur in einem Sinn, sondern es gehört zu ihm, dass er vorkommt in dieser und jener Weise.
Darum meinen wir ja, dass du das dort auf einer Foto von dir bist, wenn wir sagen: "Das bist du", weil sich das Foto auf dein logisches Subjekt bezieht. Streng genommen bist das dort auf dem Foto nicht du, der jetzt gerade vor dem PC diese Sätze liest, sondern der jetzt vor dem PC sitzende ist auch nur eine Präsentationsform des logischen Subjekts, das sich "Ich" nennt. Und wenn ich z.B. an dich denke, NWDM, dann handelt mein Gedanke von dir - deinem logischen Subjekt in Gedankenform meiner Vorstellung von dir.
Natürlich kommst nicht du leiblich in meinem Gedanken vor, aber nicht Papst Benedikt oder Elefanten, sondern du. Das ist gemeint, wenn ich sage, du existierest in meinen Gedanken: Du - in einer bestimmten Weise deines Duseins - als logisches Subjekt im Bereich meiner Gedanken.
Zu sagen, dass diese "Referenz auf Etwas" in Geschichten, Gedanken oder Irrtümern nicht existiere, ist logisch einfach falsch und ontologisch sinnlos.