transfinitum hat geschrieben : ↑ So 25. Apr 2021, 16:07
Alethos hat geschrieben : ↑ So 25. Apr 2021, 12:43
Das zeigt, dass ein Tisch oder generell Dinge nicht isoliert von ihren Kontexten betrachtet werden können, um sie in ihrer Wesentlichkeit zu erfassen. Ganz wesentlich zu meinen Büchern gehört bspw., dass sie in meinen Bücherregalen stehen und ich sie gelesen habe. Meine Bücher habe ich lieb gewonnen, ich habe Erfahrungen mit ihnen und durch sie gemacht, die für mich ganz wesentlich zu ihnen gehören. Das wegzulassen macht vielleicht möglich, den Gegengstand g zu erfassen, Bücher, nicht aber ihre Wesentlichkeit.
diese Aussage verwirrt mich etwas. Eine Wesentlichkeit ergibt sich (nach meinem Verständnis) daraus, dass man sie außerhalb eines Kontextes betrachten kann. Die Wesentlichkeit ergibt sich daraus, dass sie unabhängig ist von diversen Bezügen.
Beim Tisch wäre die wesentliche Eigenschaft, dass eine Oberfläche jeglicher Art vorhanden ist, diese lässt sich dann verschiedenartig nutzen, was der Kontext festlegen würde.
Zu dem Beispiel mit den Büchern: wesentliche Eigenschaften wären hier, dass etwas Lesbares in gedruckter Form vorliegt.
Das kommt ganz drauf an, was wir mit „Ding“ meinen. Was ist ein Ding deiner Meinung nach? Ich denke, du wirst sagen, ein Ding sei ein Gegenstand mit Eigenschaften. Dinge existieren.
Aber wir hatten gesehen, dass Existenz heisst, in einem bestimmten Sinnbereich vorzukommen. Ein Ding kann nur Ding sein, d.h. Existierendes sein, wenn er in einer begrifflich verfassten „Wirklichkeitsarchitektur“ erscheint. Tisch im raumzeitlichen Sinn ist er vor dem Hintergrund raumzeitlicher Dinge. Tisch kann er aber auch sein in einer abstrakten Zeichnung, wo er sich von seiner räumlichen Form im Sinn eines Möbelstücks oder von der Funktion als Gegenstand in einer sozialen Situation, z.B. Abendessen mit Familie, freimachen kann. Er kann sich nie von der Zugehörigkeit zu einem Eigenschaftsbereich freimachen, weil er seine Wesentlichkeit aus seiner Existenz durch diesen schöpft. Aber die Eigenschaftsbereiche (Sinnfelder, wenn du so willst) sind ja ganz vielfältige, weshalb der Gegenstand auch unmöglich nur unter einen Begriff fallen kann, sofern er erscheint, sodass er nie nur als Allgemeines vorkommen kann (als Sinnbild für alle möglichen Tische), sondern er immer auch vorkommen muss in der „Summe“ aller Eigenschaften, durch die er dieser oder jener spezifische Tischgegenstand ist.
Auch Menschen können in Bildern erscheinen, z.B. in Porträts und wir würden doch nie sagen, dass sie nur Menschendinge sind, sofern sie zweifüssig sind?
Was also ist ein Ding? Es ist, so meine ich, die Essenz des vielfältig Wirklichen in der Aktualisierung als Individuelles. Immer.
Hiervon nun etwas Unwesentliches bestimmen zu wollen, das man verlustfrei entfernen kann, halte ich für eine auf Metaphysik zurückzuführende Täuschung. Wir meinen, es gebe es so etwas wie „Tische“ auch ohne die entsprechenden Dinge, die tatsächlich Tische sind. Aber ohne letztere gibt es schliesslich auch keine Eigenschaftsbereiche und somit überhaupt gar nichts.
Natürlich ist der Begriff „Tisch“ real und insofern gibt es das Allgemeine, das diesen Begriff „Tisch“ mit Inhalt füllt. Aber wir dürfen dieses Allgemeine nicht für wesentlicher halten als das Konkrete der Einzeldinge, wie sie sich individuieren in Tatsachen, weil nur in diesen sich die volle Essenz des Wirklichen vereinigt zu einem Individuellen - einem Ding also, das so gesehen nie Einzelding ist, weil es referenziell bleibt in seinem autonomen Status, indem es tatsächlich vorkommt, d.h. in Tatsachen vorkommt.