Emergenz

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Burkart
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Mi 19. Mai 2021, 20:19

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 19. Mai 2021, 05:36
Burkart hat geschrieben :
Mi 19. Mai 2021, 00:40
Jedenfalls ist der Dualismus von realer und Ideenwelt für mich nur ein scheinbarer
Aber davon, dem Dualismus von realer und Ideenwelt spricht Ellis in dem Interview nicht, zumindest wäre mir das bisher nicht aufgefallen - an welcher Stelle denn?
Ich habe das Ganze bzw. euch so verstanden, dass eine Ebene nicht durch eine andere erklärt werden können soll. Oder habe ich mich getäuscht?
Wenn ihr das so seht, gibt es zumindest zwei unterschiedliche (Denk-)Ebenen, dies meinte ich mit "Dualismus"; mag sein, dass das nicht präzise formuliert ist/war.



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Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.

Burkart
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Mi 19. Mai 2021, 20:22

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 19. Mai 2021, 09:21
Burkart hat geschrieben :
Di 18. Mai 2021, 00:49
Ich bin mir nicht sicher, was sie mit Realisation meinen. Ich erläutere es mal mit meinen Worten und bin gespannt, ob ihr meint, dass es das gleiche ist oder nicht.
Du hast nun - aufgrund deiner Verhackstückungsmethode, vermute ich - das Thema gewechselt. Hast du zu Beginn nach dem gefragt, was Ellis und Kuhn meinen - und wie wir das sehen, fragst du nun - mehr oder weniger - ob Ellis richtig liegt, bzw. sagst was deine Sicht der Dinge ist. Damit hast du Alethos und meine Einwände "gegen" deine Interpretation einfach ignoriert.
Wovon sprichst du, welche Einwände soll ich ignoriert haben? Schreibe sie hier gerne klar erkennbar, dann gehe ich gerne auf sie ein.



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Alethos
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Mi 19. Mai 2021, 20:50

Burkart hat geschrieben :
Mi 19. Mai 2021, 20:10
Alethos hat geschrieben :
Mi 19. Mai 2021, 18:31
Burkart hat geschrieben :
Di 18. Mai 2021, 23:42

Was bedeutet es eigentlich, dass Wasser nass ist? Dass wir es als solches empfinden? Dass Wasser einen bestimmten prozentualen Anteil gegenüber anderer Materie überschreitet, um z.B. nicht nur feucht zu sein? Zumindest den Begriff der Nässe haben wir eingeführt bzw. definiert.
Das verstehe ich nun nicht. Ein Stein ist doch nass, wenn er mit Wasser bedeckt ist oder mit Wasser benetzt wird. Warum sollten wir es sein, die den Begriff der Nässe eingeführt haben?
Wer denn sonst, wenn nicht wir? Der Stein? Das Wasser?
Übrigens kann ein benetzter Stein auch nur feucht und muss nicht nass sein, unsere subjektive Grenze ist natürlich fließend.
Vielleicht ist die Grenze (Achtung: Sprachwitz) bei Wasser sogar objektiv fliessend :)

Wir haben es hier mit zwei unterschiedlichen Auffassungen davon zu tun, was Begriffe sind. Ich für meinen Teil denke, dass Begriffe nichts sind, was wir einführen. Wir haben Begriffe, ja, wir verwenden sie. Aber das Nasssein ist eine Eigenschaft eines Dings, das mit einer Flüssigkeit benetzt ist. Das müssen wir nicht "einführen", das existiert ja schon, sofern es dieses nasse Ding gibt, z.B. den durch Regen nass gewordenen Stein.

Dass es eine fliessende Grenze gibt zwischen "nur feucht" sein und "nass sein" , die wir nicht immer eindeutig bestimmen können, heisst ja nur, dass wir bestimmen müssen, wo für uns diese Grenze ist, damit wir diesen Unterschied erfassen können, aber wir bestimmen nicht selbst diesen Unterschied, der wirklich und an und für sich vorkommt. Wir könnten das "Feuchtsein" auch einfach als eine weniger ausgeprägte Form des Nassseins begreifen. Dass wir diese Zwischenstufen begrifflich nicht benennen können, heisst ja nicht, dass es keine Begriffe für diese Zwischenstufen zwischen Feuchtsein und Nassein gibt.

Von diesem Nassbegriff wiederum unterschieden ist die Nassempfindung. Auch hierfür gibt es sehr viele begriffliche Abstufungen, die wir nicht alle kennen, die es aber objektiv im subjektiven Empfinden gibt.
Burkart hat geschrieben : Was heißt denn "sich ergeben"? Wer hat es denn festgelegt, wenn nicht wir?
Es ergibt sich durch die Wirklichkeit der vorkommenden Dinge selbst, dass sie so und so und diese und jene sind. Es gibt sehr viele Dinge und Sachverhalte, es gibt unendlich viele Tatsachen, in denen diese Dinge vorkommen, und das ist ihre relationale Wirklichkeit. Dinge kommen in Tatsachen vor, d.h. sie verhalten sich zu anderen Dingen in Sachverhalten. Diese Sachverhalte haben also an sich eine Struktur des sich zueinander Verhaltens von Dingen, was an sich also schon die strukturierte Grundsituation der Wirklichkeit zeigt. Weil sich also Dinge zueinander verhalten, ist vieles über sie wahr. Es ist bspw. wahr, dass der Tisch auf dem Boden steht, aber ja nicht dadurch wahr, dass wir diese Wahrheit begreifen würden, sondern es ist über den Tisch wahr, dass er auf dem Boden steht, sofern er auf dem Boden steht. Es ist über den Tisch wahr, auch wenn wir das nicht wissen oder jemals davon Kenntnis hätten. Wahrsein ist aber eine logische Relation (x ist über y wahr)

Wir erschaffen also nicht in jedem Fall Wahrheit, sondern diese entsteht durch diese Strukturen selbst, die vorhanden sind. Aber selbst dort, wo wir an der Entstehung dieser Strukturen mitwirken, würden diese auch durch sich selbst bestehen in der Relation zu uns. Wenn wir eine "rosarote Fee" erschaffen, z.B. auf Papier zeichnen, dann existiert diese rosarote Fee, weil wir sie erschaffen haben, aber natürlich auch, weil es die Farbe Rosa gibt, das Konzept oder die Idee einer Fee (als einer so und so beschriebenen Figur mit diesen und diesen Fee-Eigenschaften) etc. Sowohl, dass sie rosa ist als auch, dass sie Fee ist, ergibt sich durch die Wirklichkeit von weiteren sich zueinander verhaltenden Dingen als der blossen Tatsache, dass wir es waren, die sie erschufen.

Nun kann man doch sehen, dass alles, was existiert, ob Artefakt oder natürliches Produkt, ob fiktiv oder lebenswirklich, ob materiell oder ideell, ob abstrakt oder konkret: Alles existiert relational und daher "in der Ordnung und nach Regeln dieser Relationen resp. unter den Bedingungen seiner Möglichkeiten zu existieren. Das ist die begriffliche Struktur, dass, insofern etwas existiert, es sich unter Begriffe bringen lässt. Nicht, weil wir diese erschaffen hätten, sondern wegen der an sich vorkommenden Eigenschaften der Dinge selbst. Ein Tisch ist z.B. Möbelstück. Der Tisch ordnet sich unter die Möbelstücke selbst ein, ob wir diese Einordnung nun vornehmen oder nicht, der Tisch ordnet sich selbst in diese begriffliche Struktur ein, indem er eben genau das ist, was er ist: Tisch. Und so ist es mit allem, dass es sich als das und das zeigt, weil es das und das ist (und damit den Begriff prägt, unter den er fällt), was aber soviel heisst, dass er seiner eigenen Natur (oder: seiner Realisationslogik) folgt.

Ja, es gibt ein vernünftiges Schlussfolgern, und das nennen wir Logik resp. logisches Denken usw. Aber es orientiert sich an dieser begrifflichen Struktur der Wirklichkeit. Logisches Schliessen ist wahres Schliessen, Wahrheit besteht aber durch sich selbst in reiner Objektivität (zu der auch unsere Empfinden und viele andere subjektive Wirklichkeiten gehören können). Das ist der Gegenstand des logischen Schliessens: die Wahrheit (dass es sich so und so oder nicht so und so verhält).



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Mi 19. Mai 2021, 21:26

Mal eben schnell bzw. kurz:
Ein Wassermolekül soll nicht nass sein, meinte das nicht jemand?
Wieviele Wassermoküle müssen denn zusammenkommen, bis sie nass sind bzw. sie als solches anerkannt werden?



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Mi 19. Mai 2021, 21:47

Noch eben schnell ein Punkt...
Alethos hat geschrieben :
Mi 19. Mai 2021, 20:50
Wir haben es hier mit zwei unterschiedlichen Auffassungen davon zu tun, was Begriffe sind. Ich für meinen Teil denke, dass Begriffe nichts sind, was wir einführen. Wir haben Begriffe, ja, wir verwenden sie. Aber das Nasssein ist eine Eigenschaft eines Dings, das mit einer Flüssigkeit benetzt ist. Das müssen wir nicht "einführen", das existiert ja schon, sofern es dieses nasse Ding gibt, z.B. den durch Regen nass gewordenen Stein.
Wikipedia: "Mit dem Wort Begriff wird der Bedeutungsinhalt einer Bezeichnung oder Vorstellung angesprochen."
Wenn ich mir "Bedeutungsinhalt" bzw. "Bedeutung" anschaue, ist diese doch mit unserem Denken, unserem Deuten von etwas verbunden, oder?

Wir können Begriffe für etwas einführen, wenn wir meinen, dass sie für unser Denken hilfreich sind, z.B. den der Sonne für diese heiße ferne Kugel, den der Erde für das, auf dem wir rumlaufen oder eben die Nässe, für das, was wir als Wasser in Verbindung mit Anderem ansehen. Wir bestimmen durch unsere Begriffe, was in unserem Denken für uns zusammengehört und implizit was ggf. nicht.
So sollte man sinnvollerweise eben auch die "Eigenschaften von Dingen" sehen. Ein Ding ist nass, weil wir die unmittelbare Nähe von Wasser zu dem Ding als interessant ansehen und uns deshalb einen entsprechenden Begriff machen. VIelleicht ist dieses Wasser ja zufällig auch oft warm, aber einen Begriff warm-nass haben wir nicht, ob es nun zu selten vorkommt oder es für uns nicht relevant ist oder wie auch immer. Oder gibt es für dich den Begriff warm-nass? Warum (nicht)?



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Mi 19. Mai 2021, 21:52

Ach, wenn ich schon dabei bin ;)
Alethos hat geschrieben :
Mi 19. Mai 2021, 20:50
Ja, es gibt ein vernünftiges Schlussfolgern, und das nennen wir Logik resp. logisches Denken usw. Aber es orientiert sich an dieser begrifflichen Struktur der Wirklichkeit.
Nein, es ist keine "begrifflichen Struktur der Wirklichkeit", sondern eine zeitlich-räumliche bzw. eine durch Sinnesdaten wahrgenommene, auf deren Basis wir uns dann Begriffe konstruiert haben.



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Jörn Budesheim
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Do 20. Mai 2021, 06:31

Burkart hat geschrieben :
Mi 19. Mai 2021, 00:40
"Die Welt funktioniert auf verschiedenen Ebenen" ist letztlich die Metapher für "Wir erkennen/beschreiben die Welt auf verschiedenen Ebenen, entsprechend der, die für uns gerade relevant ist".
Das ist meines Erachtens keine korrekte Interpretation dessen, was Ellis sagt. Es heißt in dem Beitrag ja wortwörtlich, dass der Begriff der Emergenz keine Metapher sein soll, weiter oben habe ich das mit Zitaten und Zeitangaben belegt.

Ich verstehe es in meinen eigenen Worten so, dass kein "epistemischer Emergenz Begriff "gemeint ist, sondern ein ontologischer. Emergenz hätte es auch dann gegeben, wenn dies niemals jemandem aufgefallen wäre. So verstehe ich dieses kurze Feature, ich kann mich irren, dann gerne Hinweise mit nachvollziehbaren Stellenangaben im Video.




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Jörn Budesheim
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Do 20. Mai 2021, 06:57

Ist die Realität mehr als die Summe ihrer Teile?

Einer neuen mathematischen Theorie zufolge könnten Lebewesen mit Bewusstsein und viele andere makroskopische Systeme die Zukunft stärker beeinflussen als all ihre mikroskopischen Bausteine zusammen.

https://www.spektrum.de/news/emergente- ... le/1534295
Von 2018, den Beitrag hatten wir in einem ähnlichen Zusammenhang schon mal vorliegen.

Eine bedeutsame Frage ist sicherlich, wie man das als naturwissenschaftlicher und mathematischer Laie überhaupt beurteilen soll. Ich habe Sympathien dafür, weil es ein Modell ist, indem wir selbst ernsthaft vorkommen und zwar als wir selbst. "Der Begriff beschreibt die Annahme, dass handelnde Wesen wirklich existieren". Für Andere sind Theorien attraktiver, in denen wir selbst nicht auftauchen, sondern letztlich aus dem Bild gestrichen werden. Aber diese Sichtweisen haben meines Erachtens einen ernsthaften Mangel, denn man kann nicht im Ernst dafür argumentieren, dass es keine Argumente gibt.

Was aber macht solche Theorien, für die es handelnde Wesen nicht wirklich gibt, eigentlich so attraktiv, warum hängen so viele Menschen dem an?




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Jörn Budesheim
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Do 20. Mai 2021, 07:28

Burkart hat geschrieben :
Mi 19. Mai 2021, 20:22
Wovon sprichst du, welche Einwände soll ich ignoriert haben? Schreibe sie hier gerne klar erkennbar, dann gehe ich gerne auf sie ein.
Dieser Faden hat bisher zwei Seiten, er ist also noch einigermaßen überschaubar. Du hast ganz am Anfang einen Beitrag (47274) gebracht, indem du zusammengefasst hast, was du glaubst, was in dem Video gesagt wurde. Darauf hat Alethos (47293) geantwortet und seine Sicht dargelegt und ich auch (47281). Ich und auch Alethos haben eine andere Auffassung von dem, was Ellis in dem Interview überhaupt sagt. Diesen Punkt hast du nicht wieder aufgenommen, soweit ich sehe.




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Do 20. Mai 2021, 21:36

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 20. Mai 2021, 06:31
Burkart hat geschrieben :
Mi 19. Mai 2021, 00:40
"Die Welt funktioniert auf verschiedenen Ebenen" ist letztlich die Metapher für "Wir erkennen/beschreiben die Welt auf verschiedenen Ebenen, entsprechend der, die für uns gerade relevant ist".
Das ist meines Erachtens keine korrekte Interpretation dessen, was Ellis sagt. Es heißt in dem Beitrag ja wortwörtlich, dass der Begriff der Emergenz keine Metapher sein soll, weiter oben habe ich das mit Zitaten und Zeitangaben belegt.

Ich verstehe es in meinen eigenen Worten so, dass kein "epistemischer Emergenz Begriff "gemeint ist, sondern ein ontologischer. Emergenz hätte es auch dann gegeben, wenn dies niemals jemandem aufgefallen wäre. So verstehe ich dieses kurze Feature, ich kann mich irren, dann gerne Hinweise mit nachvollziehbaren Stellenangaben im Video.
Es kann gut sein, dass du Ellis richtig interpretierst, ich habe ihn nur bedingt verstanden und deshalb meine eigene Interpretation dargestellt, insbesondere wie ich Emergenz verstehe. Und für mich gibt es keine echte getrennten Ebenen o.ä.



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Do 20. Mai 2021, 21:45

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 20. Mai 2021, 07:28
Burkart hat geschrieben :
Mi 19. Mai 2021, 20:22
Wovon sprichst du, welche Einwände soll ich ignoriert haben? Schreibe sie hier gerne klar erkennbar, dann gehe ich gerne auf sie ein.
Dieser Faden hat bisher zwei Seiten, er ist also noch einigermaßen überschaubar. Du hast ganz am Anfang einen Beitrag (47274) gebracht, indem du zusammengefasst hast, was du glaubst, was in dem Video gesagt wurde. Darauf hat Alethos (47293) geantwortet und seine Sicht dargelegt und ich auch (47281). Ich und auch Alethos haben eine andere Auffassung von dem, was Ellis in dem Interview überhaupt sagt. Diesen Punkt hast du nicht wieder aufgenommen, soweit ich sehe.
Wie eben schon gesagt, kann es gut ein, dass ihr Ellis besser interpretiert habt, also was er meint. Insofern mag deine (Gegen-)Darstellung in 47281 zu meiner Ellis' Ansicht gerne gut wiedergeben.
Alethos gegenüber wollte ich vor allem darstellen, wie ich die Probleme bzw. Lösungen mit der Emergenz sehe (z.B. hinsichtlich der Nässe von Wasser), nicht wie Ellis das sehen mag.



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Fr 21. Mai 2021, 06:50

Burkart hat geschrieben :
Do 20. Mai 2021, 21:45
Alethos gegenüber wollte ich vor allem darstellen, wie ich die Probleme bzw. Lösungen mit der Emergenz sehe (z.B. hinsichtlich der Nässe von Wasser), nicht wie Ellis das sehen mag.
Darüber freue ich mich ja auch, dass du deine Ansichten hier darlegst.



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Sa 22. Mai 2021, 13:22

Alethos hat geschrieben :
Fr 21. Mai 2021, 06:50
Burkart hat geschrieben :
Do 20. Mai 2021, 21:45
Alethos gegenüber wollte ich vor allem darstellen, wie ich die Probleme bzw. Lösungen mit der Emergenz sehe (z.B. hinsichtlich der Nässe von Wasser), nicht wie Ellis das sehen mag.
Darüber freue ich mich ja auch, dass du deine Ansichten hier darlegst.
Das freut mich.
Dann frage ich mal weiter, wie ein Begriff wie "Nässe" nicht vom Menschen kommen soll. Oder hat sich das inzwischen erledigt?



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Sa 22. Mai 2021, 16:08

Burkart hat geschrieben :
Sa 22. Mai 2021, 13:22
Dann frage ich mal weiter, wie ein Begriff wie "Nässe" nicht vom Menschen kommen soll.
Und wie kann er denn deines Erachtens von Menschen kommen, wenn man alles bottom-up interpretieren muss?




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Sa 22. Mai 2021, 16:13

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 22. Mai 2021, 16:08
Burkart hat geschrieben :
Sa 22. Mai 2021, 13:22
Dann frage ich mal weiter, wie ein Begriff wie "Nässe" nicht vom Menschen kommen soll.
Und wie kann er denn deines Erachtens von Menschen kommen, wenn man alles bottom-up interpretieren muss?
Wer sagt das mit dem bottom-up denn? Ich sicher nicht.
Bottom-up erhalten wir unsere Daten aus der Umwelt, aber wir Menschen haben unser Gehirn und unsere (irgendwann erlernten) Begrifflichkeiten, die wir auf unserer Ebene nutzen, gerne eher top-down.
Wir gleichen die bottom-up-Daten mit unserem eher top-down-Denken ab und schauen, wie es zusammenpasst.
Ggf. müssen wir uns Denken anpassen, wenn die dazu Daten nicht stimmen, oder wir überprüfen kritisch die Daten, ob sie vielleicht doch fehlerhaft sind.



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Gut, dann verstehe ich leider nicht mehr, was du mir bottom-up überhaupt meinst. Ich habe leider keine Vorstellung, was es heißen könnte, dass wir unsere Daten bottom-up erhalten.




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Burkart hat geschrieben :
Sa 22. Mai 2021, 13:22
Alethos hat geschrieben :
Fr 21. Mai 2021, 06:50
Burkart hat geschrieben :
Do 20. Mai 2021, 21:45
Alethos gegenüber wollte ich vor allem darstellen, wie ich die Probleme bzw. Lösungen mit der Emergenz sehe (z.B. hinsichtlich der Nässe von Wasser), nicht wie Ellis das sehen mag.
Darüber freue ich mich ja auch, dass du deine Ansichten hier darlegst.
Das freut mich.
Dann frage ich mal weiter, wie ein Begriff wie "Nässe" nicht vom Menschen kommen soll.
Das Wort „nass“ kommt sicherlich von sprechenden Wesen, also Menschen. Aber es heisst doch im Spanischen „mojado“ oder Englischen „wet“ usw. Das Wort ist menschengemacht, aber doch nicht der Begriff, der mit dem Wort bezeichnet wird.

Ein Stein war doch schon immer nass, bevor es Menschen gab, die sagen konnten, dass er nass ist? Oder waren sie nach dir nass erst dann, als wir den Begriff entwickelten für den Zustand, den sie haben, wenn sie nass sind?



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Alethos hat geschrieben :
Sa 22. Mai 2021, 17:00
Burkart hat geschrieben :
Sa 22. Mai 2021, 13:22
Alethos hat geschrieben :
Fr 21. Mai 2021, 06:50


Darüber freue ich mich ja auch, dass du deine Ansichten hier darlegst.
Das freut mich.
Dann frage ich mal weiter, wie ein Begriff wie "Nässe" nicht vom Menschen kommen soll.
Das Wort „nass“ kommt sicherlich von sprechenden Wesen, also Menschen. Aber es heisst doch im Spanischen „mojado“ oder Englischen „wet“ usw. Das Wort ist menschengemacht, aber doch nicht der Begriff, der mit dem Wort bezeichnet wird.

Ein Stein war doch schon immer nass, bevor es Menschen gab, die sagen konnten, dass er nass ist? Oder waren sie nach dir nass erst dann, als wir den Begriff entwickelten für den Zustand, den sie haben, wenn sie nass sind?
Mir geht es nicht um das Wort "nass", sondern die Idee, dass die Beziehung zwischen dem Stein und dem Wasser eine ist, die einen extra Begriff verdient, der dann irgendwie weiter eine Rolle in unserem Denken spielt. Was es natürlich ohne uns schon gibt, ist das Objekt des Steins (den wir als solchen begreifen, davon geht ich hier mal aus) und das Wasser (...) in dessen physischen Nähe.



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Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 22. Mai 2021, 16:57
Gut, dann verstehe ich leider nicht mehr, was du mir bottom-up überhaupt meinst. Ich habe leider keine Vorstellung, was es heißen könnte, dass wir unsere Daten bottom-up erhalten.
Hm, vielleicht passt das "bottom-up" auch nicht so gut, mag sein (du hattest es ja auch nur ins Spiel gebracht). Ich dachte nur daran, dass man (ggf. recht elementare) Daten aus der Welt als solche ansehen könnte.



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Burkart hat geschrieben :
Sa 22. Mai 2021, 17:15
Mir geht es nicht um das Wort "nass", sondern die Idee, dass die Beziehung zwischen dem Stein und dem Wasser eine ist, die einen extra Begriff verdient
Die Beziehung verdient meiner Meinung nach keinen Begriff, sie begründet einen.

Wenn aber alle Attribute nach dir keinen Begriff bilden, sondern dieser Begriff erst durch Begriffsverwender als dritte Relation hinzukommt, worin unterscheidet sich denn nach dir ein glatter Stein mit Oberflächenerhebungen im Mikrometer-Bereich von einem rauen Stein mit Erhebungen im Millimeterbereich? Sind das nicht Eigenschaften, die objektiv und dem Ding an sich zukommen und leitet sich davon nicht der Begriff „glatt“ und „rau“ ab?

Es spielt selbstverständlich eine Rolle, ob ich den Stein als rau empfinde oder nicht, aber nicht ich bestimme allein, er sei rau, sondern nur, dass er sich so anfühle. Der raue Stein (den wir so bezeichnen) unterscheidet sich von jenem glatten (den wir bezeichnen) durch seine Eigenschaften. Zu sagen, dass diese Beziehungen der Objekteigenschaften zum
Objekt rein konstruierte wären, d.h., dass der Begriff des Rauseins allein im Umstand sich begründe, dass er sich so anfühlt, halte ich für einen konstruktivistischen Fehlschluss.
Fehlschluss, weil die Eigenschaften des Dings selbst nur unter die Empfindung subsumiert werden, obwohl sie doch faktisch auch an ihm vorkommen. Konstruktivistisch, weil das Sein des Dings allein der Subjekt-Objekt-Relation gedacht wird und nicht auch ausserhalb von ihr in anderen Relationen (Boden-Stein-Relationen oder Boden-Wasser-Relationen etc.). Ganz so, als wären Tatsachen nur Tatsachen für uns, wobei sie das ja offenbar auch schon waren, bevor wir sie entdeckten.



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