Burkart hat geschrieben : ↑ Mi 19. Mai 2021, 20:10
Alethos hat geschrieben : ↑ Mi 19. Mai 2021, 18:31
Burkart hat geschrieben : ↑ Di 18. Mai 2021, 23:42
Was bedeutet es eigentlich, dass Wasser nass ist? Dass wir es als solches empfinden? Dass Wasser einen bestimmten prozentualen Anteil gegenüber anderer Materie überschreitet, um z.B. nicht nur feucht zu sein? Zumindest den Begriff der Nässe haben wir eingeführt bzw. definiert.
Das verstehe ich nun nicht. Ein Stein ist doch nass, wenn er mit Wasser bedeckt ist oder mit Wasser benetzt wird. Warum sollten wir es sein, die den Begriff der Nässe eingeführt haben?
Wer denn sonst, wenn nicht wir? Der Stein? Das Wasser?
Übrigens kann ein benetzter Stein auch nur feucht und muss nicht nass sein, unsere subjektive Grenze ist natürlich fließend.
Vielleicht ist die Grenze (Achtung: Sprachwitz) bei Wasser sogar objektiv fliessend
Wir haben es hier mit zwei unterschiedlichen Auffassungen davon zu tun, was Begriffe sind. Ich für meinen Teil denke, dass Begriffe nichts sind, was wir einführen. Wir haben Begriffe, ja, wir verwenden sie. Aber das Nasssein ist eine Eigenschaft eines Dings, das mit einer Flüssigkeit benetzt ist. Das müssen wir nicht "einführen", das existiert ja schon, sofern es dieses nasse Ding gibt, z.B. den durch Regen nass gewordenen Stein.
Dass es eine fliessende Grenze gibt zwischen "nur feucht" sein und "nass sein" , die wir nicht immer eindeutig bestimmen können, heisst ja nur, dass wir bestimmen müssen, wo für uns diese Grenze ist, damit wir diesen Unterschied erfassen können, aber wir bestimmen nicht selbst diesen Unterschied, der wirklich und an und für sich vorkommt. Wir könnten das "Feuchtsein" auch einfach als eine weniger ausgeprägte Form des Nassseins begreifen. Dass wir diese Zwischenstufen begrifflich nicht benennen können, heisst ja nicht, dass es keine Begriffe für diese Zwischenstufen zwischen Feuchtsein und Nassein gibt.
Von diesem Nassbegriff wiederum unterschieden ist die Nassempfindung. Auch hierfür gibt es sehr viele begriffliche Abstufungen, die wir nicht alle kennen, die es aber objektiv im subjektiven Empfinden gibt.
Burkart hat geschrieben : Was heißt denn "sich ergeben"? Wer hat es denn festgelegt, wenn nicht wir?
Es ergibt sich durch die Wirklichkeit der vorkommenden Dinge selbst, dass sie so und so und diese und jene sind. Es gibt sehr viele Dinge und Sachverhalte, es gibt unendlich viele Tatsachen, in denen diese Dinge vorkommen, und das ist ihre relationale Wirklichkeit. Dinge kommen in Tatsachen vor, d.h. sie verhalten sich zu anderen Dingen in Sachverhalten. Diese Sachverhalte haben also an sich eine Struktur des sich zueinander Verhaltens von Dingen, was an sich also schon die strukturierte Grundsituation der Wirklichkeit zeigt. Weil sich also Dinge zueinander verhalten, ist vieles über sie wahr. Es ist bspw. wahr, dass der Tisch auf dem Boden steht, aber ja nicht dadurch wahr, dass wir diese Wahrheit begreifen würden, sondern es ist über den Tisch wahr, dass er auf dem Boden steht, sofern er auf dem Boden steht. Es ist über den Tisch wahr, auch wenn wir das nicht wissen oder jemals davon Kenntnis hätten. Wahrsein ist aber eine logische Relation (x ist über y wahr)
Wir erschaffen also nicht in jedem Fall Wahrheit, sondern diese entsteht durch diese Strukturen selbst, die vorhanden sind. Aber selbst dort, wo wir an der Entstehung dieser Strukturen mitwirken, würden diese auch durch sich selbst bestehen in der Relation zu uns. Wenn wir eine "rosarote Fee" erschaffen, z.B. auf Papier zeichnen, dann existiert diese rosarote Fee, weil wir sie erschaffen haben, aber natürlich auch, weil es die Farbe Rosa gibt, das Konzept oder die Idee einer Fee (als einer so und so beschriebenen Figur mit diesen und diesen Fee-Eigenschaften) etc. Sowohl, dass sie rosa ist als auch, dass sie Fee ist, ergibt sich durch die Wirklichkeit von weiteren sich zueinander verhaltenden Dingen als der blossen Tatsache, dass wir es waren, die sie erschufen.
Nun kann man doch sehen, dass alles, was existiert, ob Artefakt oder natürliches Produkt, ob fiktiv oder lebenswirklich, ob materiell oder ideell, ob abstrakt oder konkret: Alles existiert relational und daher "in der Ordnung und nach Regeln dieser Relationen resp. unter den Bedingungen seiner Möglichkeiten zu existieren. Das ist die begriffliche Struktur, dass, insofern etwas existiert, es sich unter Begriffe bringen lässt. Nicht, weil wir diese erschaffen hätten, sondern wegen der an sich vorkommenden Eigenschaften der Dinge selbst. Ein Tisch ist z.B. Möbelstück. Der Tisch ordnet sich unter die Möbelstücke selbst ein, ob wir diese Einordnung nun vornehmen oder nicht, der Tisch ordnet sich selbst in diese begriffliche Struktur ein, indem er eben genau das ist, was er ist: Tisch. Und so ist es mit allem, dass es sich als das und das zeigt, weil es das und das ist (und damit den Begriff prägt, unter den er fällt), was aber soviel heisst, dass er seiner eigenen Natur (oder: seiner Realisationslogik) folgt.
Ja, es gibt ein vernünftiges Schlussfolgern, und das nennen wir Logik resp. logisches Denken usw. Aber es orientiert sich an dieser begrifflichen Struktur der Wirklichkeit. Logisches Schliessen ist wahres Schliessen, Wahrheit besteht aber durch sich selbst in reiner Objektivität (zu der auch unsere Empfinden und viele andere subjektive Wirklichkeiten gehören können). Das ist der Gegenstand des logischen Schliessens: die Wahrheit (dass es sich so und so oder nicht so und so verhält).