Doch. Eine Tatsache ist einfach etwas, was wahr ist. Es ist einfach wahr, dass man kleine Kinder nicht quälen soll. Und das ist nicht wahr, weil das viele Menschen glauben, sondern viele Menschen glauben dass, weil es wahr ist und zudem ganz offensichtlich. Wer diesen Satz nicht versteht, wird auch nie verstehen, worum es in der Ethik geht. Man kann über die Ethik nicht gleichsam von außen sprechen. Es gibt wie John McDowell es ausgedrückt hat, keine Möglichkeit, die Sache von Jenseits des Spielfeldes zu betrachten.NaWennDuMeinst hat geschrieben : ↑Mi 9. Jun 2021, 09:19Das hat aber alles gar nichts mit Tatsachen zu tun. Jedenfalls nicht in dem Sinne den ihr hier anstrebt.
Das ist auch keine Sondersituation. In der Logik - um nur ein Beispiel zu geben - ist es ähnlich. Den zwanglosen Zwang der Logik muss man einfach "sehen" oder von mir aus "erfahren". Ein Beispiel (dem Sinn nach mitgeschrieben) aus einer Logikvorlesung:
"Alle Menschen sind schlafbedürftig
Alle Logiker sind Menschen
> Alle Logiker sind schlafbedürftig
Der Prof: Das folgt zwingend. Aber wenn sich fragen, wo kommt dieser Zwang denn her oder wer sagt mir denn, dass es so ist ... Da ist es jetzt so, dass Sie eine Erfahrung [nämlich, dass es zwingend folgt] machen müssen, ich [der Prof] kann nicht mehr tun, als sie aufzufordern, anzuregen, eine Erfahrung zu machen, nämlich im Kopf herum zu wenden ... wenn sie das nicht können, wenn sie das nicht als zwingend empfinden oder erleben, dann stehe ich hier auf verlorenem Posten ..." Man kommt in die Logik nicht von außen rein. Dass es sich dabei um einen zwingenden Schluss handelt, muss man einfach sehen. Tiefer kommt man nicht. Es ist einfach wahr, dass das folgt. Eine Tatsache mithin.
Nur argumentierst du gegen etwas, was ich so gar nicht vertrete. Ich vertrete schließlich die gegenteilige Position. Du wirst auch keinen Beleg finden, dass ich so argumentiere. Zudem brauchst du ein starkes Argument dafür, dass es nicht genau umgekehrt ist: Vielleicht glauben ja deshalb so viele Menschen, dass es falsch ist Babys zu quälen, weil es einfach wahr ist, dass das zutiefst verwerflich ist. Es ist nicht wahr, weil es viele glauben, sondern viele glauben es, weil es einfach wahr ist. Das ist ja die realistische Position. Das, was du mir unterstellst (es ist wahr, weil es viele oder alle glauben), ist das Gegenteil - nämlich Antirealismus.NaWennDuMeinst hat geschrieben : ↑Mi 9. Jun 2021, 09:19Daraus dass alle Menschen daran glauben folgt nämlich noch nicht, dass das auch eine Tatsache ist, weil Mehrheit nun mal kein verlässliches Kriterium für Wahrheit ist.