Kaffeestübchen

Philosophie Chat: Hier wird geplaudert über Gott und die Welt.
Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23270
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Fr 4. Jun 2021, 20:03

Über die momentanen Pläne, was die Renovierung des Hugenottenhaus betrifft, bin ich nicht informiert. Für nächstes Jahr ist dort bereits eine weitere Ausstellung geplant ...




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23270
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Fr 4. Jun 2021, 21:55

Drei Forschern ist ein böser Streich gelungen: Sie haben Teile der linken "Gender Studies"-Szene mit grotesken Fälschungen blamiert. Nun werden sie als Rechte geschmäht - dabei geht es um etwas ganz anderes.

07.10.2018, 12.53 Uhr

https://www.spiegel.de/wissenschaft/men ... 31820.html




Benutzeravatar
TsukiHana
Beiträge: 766
Registriert: So 3. Feb 2019, 01:41

Sa 5. Jun 2021, 02:41

Aus dem Artikel:

...Eines der fingierten Paper, publiziert im durchaus anerkannten feministischen Philosophiemagazin "Hypatia", vertritt die wenig meinungsfreiheitsfreundliche These, "dass akademische Streiche und andere Formen satirischer oder ironischer Kritik an Social-Justice-Forschung unethisch und ignorant sind".

Ach... das wirft dann doch gewisse Fragen auf. :?:



Wozu die Tage zählen!?
(Ф.М. Достоевский)

Benutzeravatar
Alethos
Beiträge: 4212
Registriert: Do 17. Aug 2017, 15:35
Wohnort: Schweiz

Sa 5. Jun 2021, 12:30

Diese ganze identitätspolitische Diskussion halte ich für völlig unproduktiv. Nichts gegen social justice, alles dafür, aber wenn wir nun auch noch anfangen müssen, die Rechte transsexueller Hamster als solche hervorzuheben, bevorzuge ich dann doch eine universelle Moral: Alle haben Rechte als Lebewesen, ungeachtet einer identitätsbasierten Legitimation.

PS: Ich habe nichts gegen transsexuelle Hamster, ich denke nur nicht, dass ich ihre Rechte enster nehmen würde, als ich sie ohnehin ernst nehme, falls sie lieber schwarze Hamster sein und zur black lives matter-Bewegung zählen wollten. Denn All lives matter!



-------------------------------
Alle lächeln in derselben Sprache.

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23270
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Sa 5. Jun 2021, 13:22

Alethos hat geschrieben :
Sa 5. Jun 2021, 12:30
Diese ganze identitätspolitische Diskussion halte ich für völlig unproduktiv.
Das weiß ich nicht. Es gibt viele, die über Jahrtausende systematisch ausgeschlossen und unterdrückt worden. Und das gehört abgeschafft! Aber um das zu erreichen, muss man kein postmodernes Gewäsch von sich geben. Aber ich gebe dir in dem Punkt Recht: es geht um die universalen Menschenrechte.




Benutzeravatar
NaWennDuMeinst
Beiträge: 4640
Registriert: Sa 30. Mai 2020, 12:37

Sa 5. Jun 2021, 13:59

Viele Menschen glauben, dass "Gleichheit" (equality) eines der Prinzipien der sozialen Gerechtigkeit ist, aber eigentlich heißt es "Fairness" (equity).
Was ist der Unterschied? Fairness berücksichtigt die Auswirkungen von Diskriminierung und zielt auf ein gleiches Ergebnis ab. Es gibt eine Grafik, die das gut veranschaulicht:
Drei Menschen versuchen, über einen Zaun zu sehen. Einer von ihnen ist bereits groß und kann sehen - er repräsentiert die Privilegiertesten der Gesellschaft.
Der andere kann gerade noch sehen und die letzte Person - der Schwächste in der Gesellschaft - kann überhaupt nicht sehen.
"Gleichheit" gibt jedem eine Kiste, auf der er stehen kann, auch wenn die größte Person sie nicht braucht und sie der kleinsten Person immer noch nicht erlaubt, zu sehen.
"Fairness" gibt der privilegierten Person keine Kiste. Stattdessen bekommt die mittlere Person eine Kiste und die letzte zwei. Jetzt sind alle auf gleicher Höhe.



But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
(William Butler Yeats)

Benutzeravatar
Alethos
Beiträge: 4212
Registriert: Do 17. Aug 2017, 15:35
Wohnort: Schweiz

Sa 5. Jun 2021, 14:07

Also doch Gleichheit durch Verteilgerechtigkeit.



-------------------------------
Alle lächeln in derselben Sprache.

Benutzeravatar
Stefanie
Beiträge: 7170
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Sa 5. Jun 2021, 14:16

Ach ja das Zaunbespiel.
Das gibt es in deutsch mit unterschiedlichen Untertiteln, in englisch mit unterschiedlichen Untertiteln, unterschiedlich Situationen und es gibt auch welche mit vier Personen, und auf dem letzten Bild ist der Zaun weg, und auch von dem gibt es verschiedene Varianten.
In den europäischen Varianten wird oft ein Fussballspiel angeschaut, und das Original ist wohl das, in dem es um Baseball geht, und die Zuschauer vor dem Zaun dunkelhäutig sind. Bei der Fussball Spiel Variante sind die Zuschauer weiß. Ich finde das Bild gerade nicht. Bei den deutschen Varianten wird fröhlich mit Gleichbehandlung, Gleichheit, Gerechtigkeit hantiert, es gibt in englisch eines, da kommt noch Justice ins Spiel.

Das ist eine Variante mit vier Bildern.
equalityequityrealityliberation.jpg
equalityequityrealityliberation.jpg (44.03 KiB) 6753 mal betrachtet
Das ist das, von wohl von NWDM angesprochen wurde
0_big.jpg
0_big.jpg (33.9 KiB) 6753 mal betrachtet



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

Benutzeravatar
Alethos
Beiträge: 4212
Registriert: Do 17. Aug 2017, 15:35
Wohnort: Schweiz

Sa 5. Jun 2021, 14:19

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 5. Jun 2021, 13:22
Alethos hat geschrieben :
Sa 5. Jun 2021, 12:30
Diese ganze identitätspolitische Diskussion halte ich für völlig unproduktiv.
Das weiß ich nicht. Es gibt viele, die über Jahrtausende systematisch ausgeschlossen und unterdrückt worden. Und das gehört abgeschafft!
Ja, das gehört abgeschafft. Aber wo soll denn das hinführen, wenn wir vor lauter Identitätspietät nicht mehr miteinander übereinander reden können?
Ich meine, überspitzt gesagt, auch die Gruppe nichtschwarzer Übersetzer:innen, die keine Gedichte schwarzer Autoren übersetzen dürfen, könnten sich mit derselben Logik der Gruppengerechtigkeit dazu berufen fühlen, eine eigene Identität auszurufen: die Identität der von der black community diskriminierten weissen Übersetzer:innen.

Natürlich gibt es ein Recht der black community darauf, nur von Personen mit ähnlichen und gleichen Erfahrungen übersetzt zu werden. Es gibt sogar vielleicht eine historische Notwendigkeit, dass sich gewisse Gruppen autonomisieren und ihre Rechte einfordern. Wenn nun aber bspw. jede Gender-Gruppe verlangen würde, dass es für jede Gender eine eigene und zusätzlich markierte Toilette an öffentlichen Rastplätzen geben solle, dann haben wir den Schlamassel: dann müsste es eine Schwulen-, Queer-, Trans-, Asex-, Nonbinär- und vielleicht auch noch die Trisexuelltoilettenkabine geben. Irgendwo landet das dann alles in einem Hyperindividualismus.



-------------------------------
Alle lächeln in derselben Sprache.

Benutzeravatar
NaWennDuMeinst
Beiträge: 4640
Registriert: Sa 30. Mai 2020, 12:37

Sa 5. Jun 2021, 14:21

Alethos hat geschrieben :
Sa 5. Jun 2021, 14:07
Also doch Gleichheit durch Verteilgerechtigkeit.
Es geht darum die durch die gesellschaftlichen Strukturen verursachten Ungerechtigkeiten auszugleichen.
Da die Individuen unterschiedlich stark betroffen sind, macht es auch keinen Sinn sie alle gleich zu behandeln.
Nur am Ende (als Ziel) sollen alle die gleichen Chancen haben, ja.
So verstehe ich das jedenfalls.



But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
(William Butler Yeats)

Benutzeravatar
NaWennDuMeinst
Beiträge: 4640
Registriert: Sa 30. Mai 2020, 12:37

Sa 5. Jun 2021, 14:28

Stefanie hat geschrieben :
Sa 5. Jun 2021, 14:16
Bei den deutschen Varianten wird fröhlich mit Gleichbehandlung, Gleichheit, Gerechtigkeit hantiert
Ich finde das klingt ein wenig abwertend. So als würde man bedeutungslose Begriffe durch die Gegend werfen.
Dabei geht es ja nicht nur darum Menschen ein gutes Leben zu ermöglichen, sondern auch darum die Bedingungen zu schaffen, dass sie sich an der Gesellschaft beteiligen können.
Menschen die systematisch ausgeschlossen werden begreifen sich auch nicht als Teil. Am Ende lehnen sie die Gesellschaft vielleicht sogar ab (weil sie von ihr eh nur niedergehalten werden).
, es gibt in englisch eines, da kommt noch Justice ins Spiel.
Es ist umgekehrt. Der Begriff "social justice" kommt aus den USA und wurde von uns übernommen.
Vielleicht kommt daher das "hantieren" das Du meinst. Die englischen Begriffe sind nicht (oder nur schwer) eins zu eins zu übersetzen, weil es da an deutschen Begriffen fehlt die auch die Bedeutung(en) richtig transportieren.



But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
(William Butler Yeats)

Benutzeravatar
Stefanie
Beiträge: 7170
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Sa 5. Jun 2021, 14:38

Ich finde das klingt ein wenig abwertend. So als würde man bedeutungslose Begriffe durch die Gegend werfen.
Nee, so war das nicht gemeint. Es sollte ausdrücken, dass auch bei den deutschen Varianten die Begriffe und was damit gemeint ist, nicht richtig verstanden werden.
Gleichbehandlung ist nicht Gleichberechtigung, Gerechtigkeit wieder was anderes, usw.
Z.B. das Gleichheit" (equality) wird oft mit Gleichberechtigung übersetzt, eigentlich sollte Gleichbehandlung da stehen.

Diese Zaunbeispiel ist nur auf den ersten Blick einfach, dem ist aber nicht so. Bei manchen Varianten komme ich manchmal schwer ins Grübeln.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

Burkart
Beiträge: 2748
Registriert: Sa 11. Jul 2020, 09:59

Sa 5. Jun 2021, 14:55

Letztlich ist ja die Frage, was "gleich..." sein soll, und hier gibt es aus verschiedenen Gründen verschiedene Antworten.

Schauen wir uns dazu vielleicht einfach an, worin Ungleichheiten bestehen:
- mit der Geburt durch das Elternhaus (Geld, Soziales usw.) und in welchem Staat/welche Gesellschaft man reinkommt
- mit den Fähigkeiten u.ä. eines Menschen, die sich im Laufe der Zeit auch ändern
- mit dem subjektiven Gefühl, wie gleich man ist bzw. zu meinen glaubt
usw

Das kann man objektiv gar nicht alles ausgleichen, aber sicherlich bessere Näherungen als heute schaffen, z.B. vernünftige Erbschaftssteuer bei uns u.ä.

@Stefanie: Was hat dich so ins Grübeln gebracht?



Der Mensch als Philosophierender ist Ausgangspunkt aller Philosophie.
Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23270
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Sa 5. Jun 2021, 19:56

www.heise.de hat geschrieben : Obskures Gemisch von Verschwörungstheorien versus nachgewiesene Tatsachen

22. August 2007 Matthias Gräbner

HIV in Zeiten des Internets: Die Wissenschaft hat zu lange ignoriert, wie sich das Gedankengut der AIDS-Skeptiker online verbreitet

...

Was kann die Wissenschaft gegen solche Argumente ausrichten? Die PLoS-Autoren fordern, vor allem das allgemeine Verstädnis von Wissenschaft und wissenschaftlichen Methoden in der Bevölkerung zu fördern. So könne man auch anderen pseudo-wissenschaftlichen Bewegungen die Grundlage entziehen, die etwa die Evolutionstheorie ablehnen.

(Matthias Gräbner)


https://www.heise.de/tp/features/Obskur ... 14945.html
Ich lese gerade eine Textprobe eines Buches, auf diese Art und Weise bin ich auf den Artikel oben gestoßen:

"Dieses Buch trägt den Titel «Starrköpfe überzeugen» – ist das Beispiel von Christine Maggiore hier also nicht fehl am Platz? Schließlich konnte nichts und niemand diese Frau von ihrem Glauben an die Thesen des Aids-Leugners Peter Duesberg abbringen – nicht einmal der Tod der eigenen Tochter. Was könnten also Diskussionen und Argumente da ausrichten? Richtig, ziemlich sicher nichts. An diesen besonders betonharten Starrköpfen müssen wir uns nicht abarbeiten, das wäre vergebens."




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23270
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Sa 5. Jun 2021, 20:23

Der deutsche Psychologe Norbert Schwarz von der Universität Michigan hat gezeigt, dass eine geringe Faktendosis mehr Wirkung entfaltet: Drei Gegenargumente erzielten in einem Versuch größere Überzeugungskraft als zwölf. Die größere Zahl von Argumenten festigte den Mythos, statt ihn zu entkräften. Dieser Effekt entstehe, weil es einer größeren Anstrengung bedürfe, sich mit einer Vielzahl von Argumenten auseinanderzusetzen.

...

Psychologen nennen diese Reaktion belief perserverance: Man hält an seinen ursprünglichen Meinungen fest, obwohl es überwältigend starke Belege dafür gibt, dass diese falsch sind. Jeder Mensch tickt nach diesem Muster – jeder. Viele Anhänger von Mythen haben viel investiert und viel zu verlieren, wenn sie ihren Irrglauben aufgeben. Denken wir an Christine Maggiore, die HIV-positiv war und leugnete, dass so etwas wie Aids überhaupt existiert. Selbst als ihre dreijährige Tochter an Aids verstarb, wandte sie sich nicht von ihrem Gedankengut ab. Im Licht der gerade beschriebenen mentalen Effekte muss man sagen: Natürlich wandte sie sich nicht von ihrem Glauben ab. Denn was wären die Konsequenzen gewesen? Maggiore hätte einsehen müssen, dass sie wahrscheinlich die Schuld am Tod ihrer geliebten Tochter trifft.

...

Müssen sich Menschen mit Informationen auseinandersetzen, die ihre Weltsicht, ihre Grundwerte oder ihre Ideologie in Frage stellen, wird ihr Fehlglaube damit erst recht zementiert.

...




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23270
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

So 6. Jun 2021, 06:43

"Einfach gestrickte Mythen seien deshalb kognitiv attraktiver als ihre Widerlegung, schreiben John Cook und Stephan Lewandowsky. Das heißt: Irrtümer bestehen meist aus einfachen Botschaften. Die Realität ist so komplex, dass sie schrecklich unglaubwürdig wirkt. Mal die Gegenseite zu bedenken könnte deshalb eine fatale Aufforderung sein: Es kostet sicherlich geistige Mühe und ist mit einer geringen Verfügbarkeit verbunden. Uns fallen generell die Gründe leichter ein, die zu unserem Weltbild passen.

...

FAZIT: Viele Argumente zu bedenken strengt an. Sich selbst viele Punkte für eine Diskussion zu überlegen, auch. Weil Menschen aber die geistige Leichtigkeit, mit der uns etwas von der Hand geht, als Wahrheitsindiz werten, ist weniger oft mehr."

(Sebastian Herrmann)




Benutzeravatar
Alethos
Beiträge: 4212
Registriert: Do 17. Aug 2017, 15:35
Wohnort: Schweiz

So 6. Jun 2021, 10:36

Da versteht man vielleicht auch, warum Aristoteles die Demokratie zu den despotischen Herrschaftsformen zählte: Weil eine Mehrheit, wenn sie denn geleitet ist von naheliegenden, aber falschen Ansichten, eben auch auf der dunklen Seite der Macht steht. :)



-------------------------------
Alle lächeln in derselben Sprache.

Benutzeravatar
NaWennDuMeinst
Beiträge: 4640
Registriert: Sa 30. Mai 2020, 12:37

Di 8. Jun 2021, 15:08

Doch kein Phosphan in der Atmosphäre der Venus

Die Entdeckung des Moleküls Phosphan in der Venus-Atmosphäre wurde im September 2020 groß verkündet, es wurde über mögliche Lebenszeichen spekuliert. Nun zeigt sich immer deutlicher: Die Entdeckung war wahrscheinlich gar keine.

https://www.br.de/nachrichten/wissen/do ... us,SEp3YWi

Ich habe damals die "Sensation" hier im Forum gepostet. Das Update habe ich vor ein paar Tagen nur durch Zufall gesehen.
Ich finde dieser Vorfall zeigt zwei Dinge sehr gut:

1. Auch die Wissenschaft kann sich irren (oder Fehler machen)
2. Der Umstand, dass es wiederum Wissenschaftler waren die den Fehler aufgedeckt haben, zeigt, dass es in der Wissenschaft wirksame Kontrollmechanismen gibt.

Punkt 2 wird von Wissenschaftskritikern gerne unterschlagen.



But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
(William Butler Yeats)

Benutzeravatar
Stefanie
Beiträge: 7170
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Do 10. Jun 2021, 22:32

Eine Frage zu einem Thema, in dem ich mich nicht auskenne.
Der Papst hat das Rücktrittsgesuch Bischof Marx abgelehnt. Bischof Marx will aber offensichtlich nicht mehr.
Bischöfe haben einen Status angelehnt an Beamte, und die Bezüge zahlt der Staat und auch die Pensionen zahlt der Staat. Nicht die Kirche.
Aber jeder Beamte kann doch schon vor seinem Pensionsalter in den Ruhestand gehen und bekommt seine Pension, oder etwa nicht? Wieso kann das Marx nicht?
Mal abgesehen von der finanziellen Frage, der besonderen Situation von kirchlichen Würdenträgen und dem Glauben, wieso hört Marx nicht einfach auf? Wie will der Papst jemanden zwingen, ein Amt ausüben, dass derjenige nicht mehr will, rein praktisch gesehen? Kardinal ist Marx auf Lebenszeit, und die Weihe zum Bischof kann auch nicht rückgängig machen, oder?



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

Benutzeravatar
NaWennDuMeinst
Beiträge: 4640
Registriert: Sa 30. Mai 2020, 12:37

Fr 11. Jun 2021, 01:13

Stefanie hat geschrieben :
Do 10. Jun 2021, 22:32
Bischof Marx will aber offensichtlich nicht mehr.
Doch, er will. Er ist sich nur unsicher darüber wie er der Kirche nun in der Krise am besten dienen kann.
Der Antwortbrief, den Franziskus an Marx geschrieben hat ist veröffentlicht worden.

Daraus:
Es gefällt mir, wie Du den Brief [Anmerkung: Gemeint ist das Rücktrittsgesuch] beendest: "Ich bin weiterhin gerne Priester und Bischof dieser Kirche und werde mich weiter pastoral engagieren, wo immer Sie es für sinnvoll und gut erachten. Die nächsten Jahre meines Dienstes würde ich gerne verstärkt der Seelsorge widmen und mich einsetzen für eine geistliche Erneuerung der Kirche, wie Sie es ja auch unermüdlich anmahnen".

Und genau das ist meine Antwort, lieber Bruder. Mach weiter, so wie Du es vorschlägst, aber als Erzbischof von München und Freising. Und wenn Du versucht bist zu denken, dass dieser Bischof von Rom (Dein Bruder, der Dich liebt), indem er Deine Sendung bestätigt und Deinen Rücktritt nicht annimmt, Dich nicht versteht, dann denk an das, was Petrus im Angesicht des Herrn hörte, als er ihm auf seine Weise seinen Verzicht anbot: "Geh weg von mir, denn ich bin ein Sünder" - und die Antwort hörte: "Weide meine Schafe".


https://www.katholisch.de/artikel/30157 ... dinal-marx

Das Ganze ist keine "Kündigung". Marx hat dem Papst sozusagen als Sühne und Wiedergutmachung angeboten von seinem Amt zurückzutreten. Und der Papst hat geantwortet: "Nicht nötig, bitte mach weiter und hilf uns auf unserem Weg der Erneuerung.".

So verstehe ich die Situation jedenfalls. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass der Papst Jemanden ins Amt zwingen kann. Im schlimmsten Falle tritt ein solcher Jemand aus der Kirche aus. Aber eine solche Absicht liegt hier nicht vor.



But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
(William Butler Yeats)

Antworten