Nauplios hat geschrieben : ↑ Di 14. Sep 2021, 11:09
Navid Kermani, deutsch-iranischer Schriftsteller, Publizist und habilitierter Orientalist, sprach am 06. September im "Deutschlandfunk Kultur" von einem "verengten Blick des Westens". Kermani ist kein Dahergelaufener, dessen Berufsbezeichnung man hämisch in Anführungszeichen setzen muß. 2015 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Kürzlich erhielt er den "Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln".
Leider können wir ihn nicht befragen, wie er zu der ellenlangen Liste an Gräueltaten der Taliban steht.
Ich nehme an das ist nicht die Toleranz die er fordert, oder?
Wir - auch Herr Kermani - können nicht einfach so tun, als wäre das nicht passiert.
Und ich wüsste auch nicht, aus welcher Position heraus die Taliban nun meinen könnten sie hätten das Recht an uns Forderungen zu stellen, oder warum man hier meint wir müssten diese Forderungen - ganz ohne Gegenleistung - erfüllen.
Ein vielfach ausgezeichneter Mann, der als Bundespräsident im Gespräch war, was ich sehr begrüßt hätte; er wäre der erste Muslim gewesen in diesem Amt. Wenn so ein Mann, vom "verengten Blick des Westens" spricht, dann redet er keinen "Dreck".
Mir ist völlig egal wer dieser Mann ist. Mich interessiert nur was er sagt und ob das Sinn ergibt.
Eine Sichtweise auf die Taliban, die unterschlagen will, dass unter ihnen Verbrecher sind die systematische Massenmorde durchführen, teile ich nicht. Ganz egal von wem sie kommt.
Und ja, und auch nochmal: Darauf gebe ich einen Dreck.
Ich führe kein ganz anderes Gespräch als du. Ich führe ein Gespräch ganz anders als du. Nicht in Rambo-Manier,
Jetzt geht das wieder los. Wenn nichts anderes mehr einfällt geht es gegen den Stil.
Mein Stil ist aber absichtlich gewählt. Es ist nämlich die Antwort auf die Manier mit der die Taliban ihre eigene Bevölkerung abschlachten.
Da kannst Du von mir denken was Du willst: Würden sie das mit uns versuchen, würden sie sehr schnell und sehr schmerzhaft feststellen, das wir das mit uns nicht machen lassen.
Und das ist etwas was sich in keiner Weise geändert hat. Truppenabzug hin oder her.
Auf die moralische Bugwelle verzichten. Das ist ein Grundsound vieler Beobachter und Kommentatoren in diesen Tagen. Das saug' ich mir nicht aus den Fingern.
Das sagt ja auch keiner. Ich kann selber lesen, ich weiß was alles so geschrieben wird.
Es ist halt wie immer. Jeder Hansel meint jetzt zu wissen wer wie warum gescheitert ist.
Dabei wird sich ja erst on the long run zeigen wie es sich nun wirklich verhält.
Warten wir mal weitere 10 oder 20 Jahre ab und entscheiden dann, ob Reden und Zuhören mehr Erfolg hat.
Nenne mich einen Pessimisten, aber ich glaube nicht, dass wir in 20 Jahren da unten Friede, Freude, Eierkuchen sehen werden.
Und dann dreht sich das Pendel wieder. Dann kommt die andere Seite und wirft den Anhängern des Kuschelkurses einen viel zu laxen Umgang mit den Extremisten vor.
Denn es ist ja noch gar nicht gesagt, dass die Wende in der Außenpolitik am Ende erfolgreicher sein wird.
Im schlimmsten Falle scheitert sie auch. Und was machen wir dann?
Dem muß man sich nicht anschließen.
Aber Du hättest schon ganz gerne das ich das tue, oder?
Da muss ich Dich enttäuschen, denn ich sehe die Zukunft nicht ganz so rosig wie Du.
Dass der Kuschelkurs erfolgreich ist, glaube ich erst wenn ich es sehe.
Aber mit "Dreck" und "auf die Fresse" schlägt man einen ganz anderen Ton an.
Nochmal, denn offenbar verstehst Du das nicht.
Ich bin sehr für zivilisiertes Miteinander. Aber das muss natürlich auf beiden Seiten vorhanden sein.
Wenn man auf der anderen Seite die Waffen gegen uns erhebt, dann kannst Du Dich gerne verprügeln lasen, aber ich ziehe es vor dem anderen dann auch auf die Fresse zu schlagen.
Er wollte es dann ja so und genau so bekommt er es dann auch. Und zwar so lange, bis er die Lust verliert und sich wieder zivilisiert benehmen möchte.
(und übrigens: Ich habe nicht geschrieben das sei Dreck. Ich schrieb' "ich gebe einen Dreck auf...", was so viel heißt wie "Das glaube ich nie und nimmer", oder "Davon halte ich nichts". Das ist nicht das Selbe. Das ist jetzt schon das zweite Mal dass Du meine Worte verdrehst. Vielleicht liest Du einfach mal etwas aufmerksamer was ich wirklich schreibe. Im Zweifel darfst Du auch gerne nachfragen.)
Das ist nicht mehr als breitbeiniges Verächtlichmachen.
Nein. Das ist, bzw wäre meine Antwort auf ein bestimmtes (von Gewalt geprägtes) Verhalten der Gegenseite.
Und es ist meine Antwort auf allzu schnelle Urteile. Ich meine ich kann schon verstehen, dass man ausgerechnet bei der "Zeit" treffsicher in die Zukunft zu schauen glaubt, aber warten wir es doch erstmal ab.
Unsere Außenpolitik wird sich schliesslich auch danach richten müssen was Außen geschieht. Und da sehe ich eben noch längst nicht, dass die Taliban plötzlich vom Saulus zum Paulus werden.
Ich rate dazu höchst vorsichtig zu sein und sich nicht am Nasenring durch die Manege führen zu lassen.
Die USA haben damit bereits begonnen.
Das ist nicht das erste Mal, dass sich die USA aus einem Krieg zurückziehen den man für aussichtslos hielt. Das hat sie aber jedes Mal nicht daran gehindert erneut woanders einzugreifen.
Am ehesten würde ich deshalb noch diesem Urteil zustimmen:
Die Latte für militärische Kriseninterventionen des Westens wird künftig höher liegen.