Aus noch mehr?
Fortsetzung "Corona"
- Jörn Budesheim
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Das Gegenteil ist der Fall. Der Kuß wird zur Straftat, wenn verfehlte religiöse Moralvorstellungen zur Besatzungsmacht des Rechts werden. Deine Argumention basiert im Wesentlichen darauf, dass du Moral und Moralvorstellungen nicht unterscheidest.
Ich weiß nicht, ob und wie weit Du die Moraldis-Kuss-ionen der letzten Jahre hier im Forum verfolgt hast (universal gültige Werte u.ä.), Ottington. Ich befürchte, daß die Fragen nach der Realität des Moralischen (moralische Tatsachen), seinem Fortschritt in Bezug auf die Menschheit, dem ontologischen Status des Guten, der historischen Bedingheit des Moralischen ... daß sich all diese Fragen inzwischen aus dem Lazarett auf eigenen Wunsch entlassen haben, in das sie nach den Schlachten vergangener Jahre verwundet eingeliefert wurden, um in der Reha dieser Debatte weiterer Behandlung unterzogen zu werden. Als Kurpfuscher in Sachen Moral trete ich natürlich zur Seite, um der Schulmedizin nicht im Weg zu sein.
Wie kommt ihr eigentlich auf diese Maxime? Interesse = Eigeninteresse? So habe ich es GERADE nicht gemeint.Ottington hat geschrieben : ↑Mo 6. Dez 2021, 08:22"Richtig ist, was mir mehr nützt als es mich kostet" ist eine Maxime, die keine Moral in sich trägt. Eine solche Maxime wird in (näherer) Zukunft eine Gefahr für die Freiheit dessen sein, der in dieser Maxime seine größtmögliche Freiheit sieht. Anders gesagt: Wer so denkt, sägt auf dem Ast, auf dem er sitzt.Friederike hat geschrieben : ↑So 5. Dez 2021, 19:09Was fehlt denn an Zutat, damit das Interesse zur Moral ergänzt wird und damit die "komisch" = unmoralisch "klingende" Aussage (Dein Beispiel @Ottington) zu einer moralisch klingenden Aussage wird?
Das verstehe ich. Wo Moral auftaucht, gibt es immer auch eine VerdrossenheitNauplios hat geschrieben : ↑Mo 6. Dez 2021, 10:24Ich weiß nicht, ob und wie weit Du die Moraldis-Kuss-ionen der letzten Jahre hier im Forum verfolgt hast (universal gültige Werte u.ä.), Ottington. Ich befürchte, daß die Fragen nach der Realität des Moralischen (moralische Tatsachen), seinem Fortschritt in Bezug auf die Menschheit, dem ontologischen Status des Guten, der historischen Bedingheit des Moralischen ... daß sich all diese Fragen inzwischen aus dem Lazarett auf eigenen Wunsch entlassen haben, in das sie nach den Schlachten vergangener Jahre verwundet eingeliefert wurden, um in der Reha dieser Debatte weiterer Behandlung unterzogen zu werden. Als Kurpfuscher in Sachen Moral trete ich natürlich zur Seite, um der Schulmedizin nicht im Weg zu sein.
"... verfehlte religiöse Moralvorstellungen ..."
Da ist schon die erste Frage aus dem Schlachtengetümmel vergangener Jahre: Wer bestimmt denn das Maß der Verfehlung?
Nein, bitte nicht beantworten! - Die Frage ist austherapiert und kann ins Zivilleben entlassen werden.
Da ist schon die erste Frage aus dem Schlachtengetümmel vergangener Jahre: Wer bestimmt denn das Maß der Verfehlung?
Nein, bitte nicht beantworten! - Die Frage ist austherapiert und kann ins Zivilleben entlassen werden.
Sorry, dann war das ein Missverständnis.1+1=3 hat geschrieben : ↑Mo 6. Dez 2021, 10:29Wie kommt ihr eigentlich auf diese Maxime? Interesse = Eigeninteresse? So habe ich es GERADE nicht gemeint.Ottington hat geschrieben : ↑Mo 6. Dez 2021, 08:22"Richtig ist, was mir mehr nützt als es mich kostet" ist eine Maxime, die keine Moral in sich trägt. Eine solche Maxime wird in (näherer) Zukunft eine Gefahr für die Freiheit dessen sein, der in dieser Maxime seine größtmögliche Freiheit sieht. Anders gesagt: Wer so denkt, sägt auf dem Ast, auf dem er sitzt.Friederike hat geschrieben : ↑So 5. Dez 2021, 19:09
Was fehlt denn an Zutat, damit das Interesse zur Moral ergänzt wird und damit die "komisch" = unmoralisch "klingende" Aussage (Dein Beispiel @Ottington) zu einer moralisch klingenden Aussage wird?
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apropos "Schulmedizin" und Therapie - von der DHU (Deutsche Homöopathische Union) sah ich in der Wochenendausgabe des "Hamburger Abendblattes" eine ganze Seite mit der Erklärung, die DHU sähe in der Immunisierung durch Impfung die einzige Möglichkeit, dem Virus zu begegnen (Letzteres meine flapsige Formlierung). Am Ende stand die Aufforderung, "lassen Sie sich impfen". Da ich, wie bekannt, mit der Homöopathie sympathisiere, bin ich erfreut gewesen, eine derart eindeutige Stellungnahme zu lesen.
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Aber Moral ist doch eine "Anrufung" unter vielen. Man muss ihr ja nicht folgen. Ich "stehe da eher drüber"..., entscheide selbst, ob ich eine solche ernst nehme oder nicht.Friederike hat geschrieben : ↑Mo 6. Dez 2021, 11:18Bin ich angesprochen oder wie?
Moral macht mich hauptsächlich "verdrossen".
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Das Wesen der Moral besteht nicht darin, Werte zu bestimmen (das geht auch ohne Moral). Ich denke, daß Wesen der Moral besteht darin, die Mitglieder einer Gemeinschaft an diese Werte zu binden. "Empörung" und "Scham" sind die entsprechenden moralischen Gefühle, über die die Bindung an die Werte funktioniert. Insofern gehört es mE zum Wesen der "Moral", sich gegenseitig zu belehren und belehren zu lassen. Eine Unterscheidung in "Moral" und "Moralismus" finde ich aus diesem Grunde ... ja wie, überflüssig.
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Das ist vermintes Gelände, finde ich. Zum Beispiel: Jemanden öffentlich auf ein Fehlverhalten aufmerksam zu machen (zu belehren!), kann (je nach Umständen) schon ziemlich fragwürdig sein, selbst wenn wirklich ein Fehlverhalten vorliegt. Um da den richtigen Ton zu treffen, zu entscheiden, wann man etwas sagen sollte, bzw. wann es sich eher um eine Lässlichkeit handelt und man besser schweigt, braucht man schon ein ziemliches Fingerspitzengefühl.
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@Jörn, ich zitiere ausschnittweise einen Beitrag von Dir aus den "Philosophischen Reflexionen über die Gefühle", weil ich Deine Darlegung schon damals ausgezeichnet fand, und ich mir den Beitrag gemerkt habe. "Lügen" gehört zur Moral würde ich sagen. Übrigens beschreibst Du hier nicht nur den Aspekt der Beziehung, sondern darüberhinaus den Aspekt der Internalisierung dessen, was unmoralisch ist. Auf diese Art des Funktionierens der Moral als eines der stärksten oder sogar des stärksten Bindemittels an die Werte einer Gemeinschaft wollte ich hinaus. Man muß gar nicht belehren, ein Blick reicht völlig.
Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Di 10. Aug 2021, 06:30Nehmen wir die Scham. Man schämt sich ja für etwas, beispielsweise eine Lüge. Und wenn man ertappt wurde und zur Rede gestellt, dann kommt der Schweißausbruch, man errötet, senkt den Kopf, weicht den Blicken aus und möchte am liebsten im Boden versinken. Ich finde hier nichts innerliches. Der Form nach ist die Scham auf etwas gerichtet, nämlich ein Vergehen, welches man begangen hat (und in der Regel selbst als Vergehen anerkennt). In dem Beispiel die Lüge. Man schämt sich ja immer für etwas. Oder z.b.: das Senken des Kopfes und das Ausweichen vor den Blicken. Das spielt sich doch nicht in einem innerlichen Raum ab, sondern ist (neben anderen) etwas "zwischen" Personen ...