Körper hat geschrieben : ↑ So 25. Sep 2022, 09:55
Nauplios hat geschrieben : ↑ Sa 24. Sep 2022, 17:02
was motiviert dann die Rede von "Propaganda", von "Zeugs", von "philosophischer Überheblichkeit"?
Weil das hier "Daß die Menschen sich als von Gott in eine Schöpfung eingesetzt verstanden, ist allerdings auch eine Tatsache." eine Behauptung ist, die nicht stimmt.
Entwickelst du so eine Behauptung aus der Philosophie heraus?
(1) "... daß die Menschen sich als von Gott in eine Schöpfung eingesetzt verstanden"
... ist etwas anderes als
(2) "Die Menschen sind von Gott in eine Schöpfung eingesetzt."
Ob die Menschen von Gott in eine Schöpfung eingesetzt sind (also 2): Darüber habe ich gar keine "Behauptung" aufgestellt. Ich weiß es auch gar nicht.
Daß die Menschen sich von Gott in eine Schöpfung eingesetzt verstanden (also 1) - das ist der Inhalt meiner Behauptung. Diese Behauptung bezieht sich auf das christliche Mittelalter. Belegt wird diese Behauptung durch eine Fülle von Schriften der mittelalterlichen Philosophen und darüberhinaus durch die gesamte Kulturgeschichte des Mittelalters. Das Mittelalter war kulturgeschichtlich zutiefst vom christlichen Glauben geprägt. Das schließt nicht aus, daß es auch im Mittelalter Menschen gab, die sich aus der Religion nichts gemacht haben; das ist doch selbstverständlich. Es geht doch hier nicht um empirische Sozialforschung, Datenerhebung aus dem 12. Jahrhundert. Solche Daten liegen nicht vor. Was jedoch vorliegt ist die Geistes- und Kulturgeschichte des Mittelalters. Über die Lebensweise und den Alltag der Menschen damals wissen wir auch einiges; die Historiker versuchen das detailliert zu beschreiben. Worauf ich mich jedoch beziehe, sind die Schriften von Philosophen wie Boethius, Anselm von Canterbury, Avicenna, Averroes, Albertus Magnus, Thomas v. Aquin, Duns Scotus, Wilhelm von Ockham, Hildegard von Bingen, Meister Eckhart, Nikolaus von Kues ...
Dort gibt es natürlich auch andere Einflüsse: die antike Philosophie, die arabische Philosophie, den Islam (auch eine Religion)! - Die Philosophie des Mittelalters stand im Dienst der Theologie. Und die Theologie hatte es u.a. mit der biblischen Überlieferung zu tun, daß Gott den Menschen in seine Schöpfung eingesetzt habe, eingepflanzt heißt es in der
Genesis. Der Mensch sei der "Setzling" Gottes.
Ob Gott den Menschen
wirklich in eine Schöpfung eingesetzt hat: das interessiert doch gar nicht. Das ist doch gar nicht der Punkt, um den es geht.
Daß sie es glaubten - darum geht es. Und daß sie es glaubten, das
ist eine historische Tatsache, ein Befund, der sich tausendfach an Beispielen aus der Geistes- und Kulturgeschichte belegen läßt. Schau' Dir die Kunst des Mittelalters an, die Musik, die philosophischen Texte; Du wirst recht schnell auf diese Tatsache stoßen.