sybok hat geschrieben : ↑ Fr 28. Okt 2022, 11:15
Kommt ein bisschen darauf an, was man unter dem einigermassen schwammigen "Nachweis" verstehen möchte, oder? Wenn wir dann mal sowas wie den Shor-Algorithmus tatsächlich realisiert sehen - und es spricht ja bisher nichts dagegen - dann könnte man das je nach Sichtweise als empirische Bestätigung für diesen "Möglicheitsraum" ansehen, jedenfalls ginge das dann meiner Auffassung nach schon über "eine Erzählung" hinaus.
"Nachweise" und "Nachweismöglichkeit" sind ja oft indirekt, oder wie weist man etwa elektrischen Strom "direkt" nach, oder vergewissert sich über die Existenz eines Poynting-Vektors? Gibt es diese Dinge "wirklich", hat schon mal ein Mensch elektrischen Strom "gesehen"? Gibt es bei einem rotierenden Objekt "wirklich" einen Drehimpulspfeil der irgendwie unsichtbar ist und wir ihn daher einfach nicht wahrnehmen können? Hat man einen Drehimpulsvektor schon mal gesehen oder anfassen können? Etc.
In der Physik ist "Nachweis" eigentlich kein schwammiger Begriff.
Die Physik verwaltet Tatsachen in Form von Experimentergebnissen.
D.h. Effekte können nachgewiesen werden.
Der experimentell bestätigte Effekt stellt damit Wissen dar.
Bereits der Formalismus stimmt nur noch bis zu einem gewissen Grad.
D.h. an so einer Stelle darf man immer nach einem noch besseren Formalismus suchen.
Die Hintergrundgeschichte kann benutzt werden, um auf weitere Effekte und dazu geeignete Experimente zu schliessen.
Funktioniert das nicht (ein Experiment liefert nicht das erwartete Ergebnis), geht es langsam aber sicher der Hintergrundgeschichte an den Kragen, nicht dem Effekt (bzw. im Falle des Scheiterns dem "Nicht-Effekt").
Mit den Quantenexperimenten liegt nun eine gewisse Verwirrung durch die Effekte vor. D.h. die Hintergrundgeschichte kann nicht mehr in der bisherigen "Materie-Substanz"-Art weiterentwickelt werden.
Man wechselt von "Teilchen" zu "Möglichkeit".
Das ist eigentlich ein sehr gravierender Einschnitt, der Konsequenzen nach sich ziehen müsste.
Diese Konsequenzen werden aber nicht gezogen, sondern es wird eine Hintergrundgeschichte gesponnen, in der aus "Teilchen wirkt" einfach "Möglichkeit wirkt" gemacht wird.
Wird so etwas in der Forschungsgemeinde akzeptiert, dann kommen nach und nach die nächsten Phantasien dazu ("Information" und "Bewusstsein" sind schon in der Vorbereitung).
Du scheinst das langsam auch zu merken und dir scheint nicht ganz wohl bei der Sache zu sein, obwohl du doch eigentlich auch in diese Richtung gehen möchtest.
Merkst du, dass es bei "potenziell lebendiges System" deutlich lustig wird?
sybok hat geschrieben : ↑ Fr 28. Okt 2022, 13:45
An 1+1=3:
Da bin ich möglicherweise gebiased, aber das sehe ich anders. Die Shannonsche Informationstheorie subsummiert meiner Meinung nach die in der Folge aufgezählten Gebiete und hat das Thema befriedigend formalisiert,... oder vielleicht besser noch ein bisschen schwächer: zumindest mal die Grundlage gelegt.
Vorsicht, bei "Shannon" wird der Begriff "Information" in einer abstrakten Art verwendet, bei der es eher um die Vielfalt von Daten/Werten geht - Motto "Was kann ich mit einem Topf aus Daten prinzipiell anfangen, wenn ich schon weiss, um was es geht".
Wie ich schon mal geschrieben habe, bei "Information" geht es um
Bedeutung und das ist mit dieser Informationstheorie noch nicht einmal im Ansatz abgedeckt (auch nicht von der Grundlage her).
Eine Information enthält quasi die Daten
und den Kontext der Daten.
Auch die Physiker haben diesen Sachverhalt nicht wirklich auf dem Schirm, dennoch wollen manche von ihnen den "Information"-Begriff zentral verankern.
Aus meiner Sicht endet das in einer Peinlichkeit.