Künstliche Intelligenz

Es gibt heute kaum Bereiche des alltäglichen Lebens, die nicht in irgendeiner Weise mit dem World-Wide-Web zusammenhängen. Das Gleiche gilt für "künstliche Intelligenz". Was hat die Philosophie dazu zu sagen?
Burkart
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Do 15. Dez 2022, 00:37

Timberlake hat geschrieben :
Mi 14. Dez 2022, 23:29
Burkart hat geschrieben :
Mi 14. Dez 2022, 20:29
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 14. Dez 2022, 09:47


Das ist synonym mit: Ich deute den Begriff gar nicht um, denn ich deute ihn bloß um.
Ok, du bist nicht willens oder fähig mich bzw. die Feinheiten zu verstehen.

.. und du bist offenbar nicht willens oder fähig mich bzw. die Feinheiten zu verstehen, die ich dir hier gestern mit dem Beitrag 62073 habe vermitteln wollen.
Fuzzy-Logik ist ja irgendwo ganz nett, aber Verstehen ist doch nicht so einfach damit gelöst.
Burkart hat geschrieben :
So 14. Aug 2022, 14:59
Timberlake hat geschrieben :
So 14. Aug 2022, 14:52


@NaWennDuMeinst

Respekt .. dass du im Gegensatz zu Burkart und den anderen hier , noch in der Lage bist , zumindest diesen einen Beitrag von mir zu Kenntnis zu nehmen.
Im Gegensatz zu... wann hast du denn zuletzt etwas mit mir diskutiert, auf das ich hätte antworten sollen?
Gib mir gerne an, wo das war, damit ich darauf noch antworten kann.
Im Gegensatz zu .. @NaWennDuMeinst "merkst" du offensichtlich rein gar nichts. Aber bitteschön, wenn man denn darauf aus ist , immer wieder die gleiche Gesprächsschleifen mit B . durch zu kauen, dann kommt man wohl tatsächlich nicht umhin "erhellende" Beiträge dazu , zu ignorieren.
Diese Schleifen muss ich wirklich nicht haben, sicherlich richtig.
Zu oben: Verstehen bedeutet für mich u.a., etwas auszuprobieren und zu lernen, was geht und was nicht, und später auch wie (genauer) oder gar auch warum.



Der Mensch als Philosophierender ist Ausgangspunkt aller Philosophie.
Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.

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Jörn Budesheim
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Burkart hat geschrieben :
Di 13. Dez 2022, 23:10
Wikipedia hat geschrieben : "Intelligenz (...) ist die kognitive bzw. geistige Leistungsfähigkeit speziell im Problemlösen. Der Begriff umfasst die Gesamtheit unterschiedlich ausgeprägter kognitiver Fähigkeiten zur Lösung eines logischen, sprachlichen, mathematischen oder sinnorientierten Problems einzusetzen." [Hervorhebungen von mir]
Zum Thema Sinn, Gesamtheit und Emotionen: In dieser Definition wird explizit auf "sinnorientierte" Probleme hingewiesen. Damit sind Rechner bereits draußen. Und die Emotionen drinnen. Im weiteren Fortgang des Artikels werden natürlich auch emotionale und soziale Intelligenz thematisiert, die selbstverständlich (neben anderen) zu der besagten "Gesamtheit" zählen. Aus dieser Ganzheit schneidest du den logisch/mathematischen* Aspekt aus und lässt alles Weitere unter den Tisch fallen. Das ist klarerweise eine Umdeutung des Begriffs, da er gemäß der Definition, die du selbst vorweist, diese Gesamtheit meint.

Zum Thema Sprache: In dem Video, was weiter oben verlinkt wurde, wird an einem Beispiel sehr anschaulich beschrieben, wie die Maschine, die Sprache mit am besten simulieren kann, "sprechen gelernt" hat, nämlich gar nicht. Sie versteht buchstäblich kein Wort, da der Weltbezug systematisch gekappt ist. Das heißt, wenn von "Goethe" die Rede ist, hat sie keine Ahnung, worum es überhaupt geht. Statt Sinn bloß leere "Zeichenfolgen". Die Programmierer "füttern" die Apparate ausschließlich mit unendlichen Mengen von Text (ohne jede Referenten, also ohne weiteren Bezug zur Wirklichkeit) und implementieren Vorschriften, mithilfe derer nichts als Wahrscheinlichkeiten berechnet werden. Also Wahrscheinlichkeiten, welche Zeichen auf vorgegebene Zeichen folgen. Ohne Sinn und Verstand. Von Sprache kann da keine Rede sein und vor allem nicht von Intelligenz. Intelligent sind allein die Programmierer, denen es gelungen ist, ein System zu entwickeln, was zwar nicht sprechen kann, aber Sprache ziemlich gut simuliert.

Zum Thema Problem: Für die Maschinen ist jedenfalls nichts ein Problem, weil es für sie nie um etwas geht, es steht nie etwas auf dem Spiel. Sybok hat - wenn ich richtig verstanden habe - weiter oben geltend gemacht, dass dieser Selbstbezug da sein muss, dass die Maschinen sich beispielsweise um ihre Energieversorgung selbst kümmern müssten und auch um Ersatzteile. An der Stelle kann man ansetzen. Für mich würde das nur dann reichen, wenn das auf Basis einer intrinsischen Motivation geschehen würde, die mit einer intrinsischen Existenz einhergeht.

*Nachtrag zur Vorsicht: Nach meiner Ansicht verstehen sich die Maschinen natürlich auch nicht auf Logik und Mathematik, ebenso wenig wie sich ein Abakus darauf versteht.




Körper
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Do 15. Dez 2022, 09:30

Timberlake hat geschrieben :
Do 15. Dez 2022, 00:00
Wie ich hier schon mehrfach erwähnt habe .. ich mache die Intelligenz gemäß der Autopoiesis an die Fähigkeit eines Systems fest , sich selbst zu machen.
Und was ist dabei "die Intelligenz"?

Das Festmachen von Intelligenz an Aussagen über das Umfeld des Vorkommens von Intelligenz, trifft leider den Punkt nicht.
Die KI-Kritiker schieben alternativ "Intelligenz ist das Lösen von Problemen in einer bestimmten Zeit" vor, was aber wieder nur eine Beschreibung eines Umfeldes ist.
Das bringt nichts.
Auch das grobmotorische Verweisen auf "Lebewesen" und "das Leben" ist nicht mehr, als das Aufzeigen eines Umfeldes.
=> es fehlt der Inhalt.
=> es fehlt das, was man in ein "ganz schlaues Buch" schreiben würde, damit es einen Nutzen hat.

Wenn nicht geklärt wird, was Intelligenz ist, dann dreht man die gerade erwähnten "Diskussions-Schleifen".

Da Intelligenz eine Art "Qualität" eines grundlegenden Vorganges ist, der prinzipiell auch nicht-intelligent ablaufen kann, muss man zunächst exakt den Vorgang bestimmen.
Der übergeordnete Begriff für diesen Vorgang ist sicherlich "Wahrnehmung", denn irgendwie soll ja das Oberstübchen eingesetzt werden und weniger die Resultate aus der Muckibude.

Damit kommt man nun aber am Nervensystem nicht vorbei.
KI-Kritiker, die nicht über das Nervensystem sprechen, scheiden im Grunde von vornherein aus.
Das leuchtet ja schon allein deshalb ein, da das Nervensystem die "engste Ähnlichkeitsstelle" zwischen Lebewesen und künstlicher Einheit darstellt.

Die Reproduktions-Geschichte "Autopoiesis" hilft da auch nicht wirklich drüber hinweg.

=> Es gibt Hausaufgaben im Bereich Nervensystem zu erledigen...
Burkart hat geschrieben :
Do 15. Dez 2022, 00:37
Verstehen bedeutet für mich u.a., etwas auszuprobieren und zu lernen, was geht und was nicht, und später auch wie (genauer) oder gar auch warum.
Auch bei "Verstehen" geht es um diesen grundsätzlichen Vorgang (siehe Antwort an "Timberlake"), in dem es auch um Nicht-Verstehen gehen kann (-> wieder "das Oberstübchen").

"Verstehen" ist das Aufbauen von Zusammenhängen, das im aktuellen Zustand des Systems zu keinen Disharmonien führt.
Dass es beim Verstehen zu Grautönen in der Qualität kommt, liegt daran, dass bei den Disharmonien unterschiedliche Umfänge vorliegen können.
(Auch "Intuition" fällt hier rein: das System wird zu einer harmonischen Situation hingezogen, obwohl sich die Situation noch nicht konkret ergibt - "es liegt was in der Luft")

Bei "Verstehen" kann es um "neues Verstehen", aber auch um "reproduktives Verstehen" gehen.
Hat man Umstände schon zig mal "verstanden" (also die relevanten Zusammenhänge harmonisch aufgebaut), dann kann dies immer noch als "Verstehen" gelten, aber es findet kein Einsatz von Intelligenz statt.
Erst bei "neuem Verstehen" bzw. dem "Zustandekommen von neuem Verstehen" geht es um Intelligenz.
Wird nun "Verstehen" mit dem "Aufbauen von Zusammenhängen in einer, zum System, harmonischen Weise" angesetzt, dann ist Intelligenz, das "Erschliessen von neuen Zusammenhängen, die das System in Harmonie bringen bzw. in Harmonie halten".




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Jörn Budesheim
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Do 15. Dez 2022, 10:29

Körper hat geschrieben :
Do 15. Dez 2022, 09:30
Das Festmachen von Intelligenz an Aussagen über das Umfeld des Vorkommens von Intelligenz, trifft leider den Punkt nicht.
"Über das Umfeld des Vorkommens von Intelligenz"

Nehmen wir ein Beispiel von Intelligenz, vielleicht wird dann klar, worum es geht: Eine Krähe will eine Nuss öffnen, um an den Kern zu kommen. Sie hat also ein Problem: Sie kommt nicht an die Nuss. Sie hat auch eine Lösung: Dazu platziert sie die Nuss auf einem brauchbaren Untergrund (nachdem sie sich vergewissert hat, dass der Ort der Handlung einigermaßen störungsfrei ist) hält sie mit einer Kralle fest und hackt sie mit dem Schnabel auf. Das ganze schafft sie in angemessener Zeit. Das ist das "Feld" der Intelligenz. Ein Lebewesen ist in seiner Umwelt (zu der es selbst zählt) zum Beispiel mit einem Hindernis konfrontiert, welches es überwindet, um das Ziel zu erreichen. Der Hinweis auf das Nervensystem der Krähe ist daher unzureichend. Dieses ist zwar notwendig, aber nicht hinreichend, um das Problem zu lösen. Die Krähe als Ganzes in ihrer Umwelt ist so beschaffen, dass sie das Problem hat und lösen kann. Die Krähe hat die Nuss geöffnet und nicht das Nervensystem. Zu sagen, das Nervensystem wäre intelligent oder würde Probleme lösen, ist einfach ein mereologischer Fehlschluss, bei dem ein Teil für das Ganze genommen wird.

Zudem gehören die Dinge im Lebensraum der Krähe (zu dem sie selbst zählt) zur Betrachtung. Die Intelligenz ist nicht irgendwo "in" der Krähe, Intelligenz ist kein Ding. Es geht dabei je um das "Umfeld". Wobei diese natürlich hochgradig variieren können. Tänzer sind mit anderen Problemen konfrontiert als Mathematiker. Auch weil Menschen nahezu alle Probleme in irgendeiner Form gemeinschaftlich angehen, wobei die vergangenen und zukünftigen Generationen zu dieser Gemeinschaft zählen, ist der alleinige Blick auf ein einzelnes Nervensystem verfehlt.




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Do 15. Dez 2022, 11:00

Ja klar, und wieder kommt ein lustiges Geschichtchen - "die Story vom Pferd"

In dem Krähen-Beispiel wäre der eigentlich interessante Punkt "Sie hat auch eine Lösung" - Was genau verbirgt sich hinter diesem "Haben" und wie kommt es zu diesem "Haben"?

Das sind die relevanten Fragen zur Intelligenz und genau hier geht es um das Nervensystem.

Selbstverständlich kümmert sich ein Philosoph lieber um ein Affentheater rund um "notwendig" und "hinreichend", das er aus der reinen Ahnungslosigkeit heraus aufführt - vermutlich in der Hoffnung, dass es niemand merkt.
=> Dilettantismus in Bestform.




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Jörn Budesheim
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Do 15. Dez 2022, 11:29

Körper hat geschrieben :
Do 15. Dez 2022, 11:00
In dem Krähen-Beispiel wäre der eigentlich interessante Punkt "Sie hat auch eine Lösung" - Was genau verbirgt sich hinter diesem "Haben" und wie kommt es zu diesem "Haben"?
"Was ist Intelligenz?" und "wie kommt es dazu?", sind verschiedene Fragen. So wie auch die Fragen, was ist ein Auto ist, wie es erfunden wurde bzw. wieso es fahren kann, drei verschiedene Fragen sind, wenn sie sich natürlich auch überschneiden, aber es sind drei verschiedene Fokusse.

Wir können nach den biologischen Voraussetzungen von intelligentem Verhalten fragen. Das ist natürlich absolut sinnvoll. So wie wir auch nach den biologischen Voraussetzungen von zurkentilem Verhalten fragen können. Für beide Fragen müssen wir aber zumindest eine vage Vorstellung davon haben, wovon wir sprechen. Diese begrifflichen Fragen sind (neben anderem) philosophische Fragen. Dazu kann auch die Frage zählen, was das Wesen der Intelligenz ist, das heißt welche Voraussetzungen sind kontingent, welche notwendig und welche zusammengenommen hinreichend. Für Lebewesen wie uns ist das Nervensystem notwendig. Aber es gibt womöglich Lebewesen ohne Nervensystem, deren Verhalten wir ebenso als intelligent einstufen müssten. Weiter oben war davon schon mal die Rede. Dann wäre das Vorhandensein eines Nervensystems kontingent. Das machen vermutlich auch einige KI-ler geltend.




Körper
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Do 15. Dez 2022, 12:00

Es geht nicht um Voraussetzungen, es geht nicht um Ergebnisse (Verhalten), sondern es geht um die "Black Box" dazwischen.

Ein Lebewesen schickt sein Tentakel in die eine Richtung und die menschlichen Beobachter sagen "intelligenter wäre die andere Richtung".
Plötzlich schickt das Lebewesen energisch und zuverlässig das Tentakel in die "bessere Richtung" - Oha!

Welche Veränderung hat sich wie in der Welt ergeben, so dass diese Verbesserung erreicht wurde?

Zweifellos geschieht die Bewegung durch das Nervensystem (Steuerung), genauso wie das Aufnehmen der Situation (vor der Steuerung).
Die Voraussetzungen sind im Nervensystem und das Ergebnis spielt sich im Nervensystem ab.
Es geht um das "Dazwischen" - was geschieht hier, auf welche Weise?

(Tipp: jetzt nicht über Autos sprechen)




Timberlake
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Do 15. Dez 2022, 13:36

Körper hat geschrieben :
Do 15. Dez 2022, 09:30
Timberlake hat geschrieben :
Do 15. Dez 2022, 00:00
Wie ich hier schon mehrfach erwähnt habe .. ich mache die Intelligenz gemäß der Autopoiesis an die Fähigkeit eines Systems fest , sich selbst zu machen.
Und was ist dabei "die Intelligenz"?

Wenn nicht geklärt wird, was Intelligenz ist, dann dreht man die gerade erwähnten "Diskussions-Schleifen".

Es geht nicht um Voraussetzungen, es geht nicht um Ergebnisse (Verhalten), sondern es geht um die "Black Box" dazwischen.

Wenn Intelligenz die Fähigkeit ist , sich selbst zu machen, dann sind da keine "Diskussions-Schleifen" mehr. Dann ist das , was wir als künstliche Intelligenz bezeichnen .. DEFINTIV! .. nicht intelligent. So einfach ist das.
sybok hat geschrieben :
Mi 14. Dez 2022, 10:12

Wenn nur der Mensch intelligent sein kann, Gefühle prinzipiell als unerklärlich betrachtet werden, abstrahierte mathematische Beschreibung von vornherein ausgeschlossen werden, was ist das in letzter Konsequenz anderes, als sich auf Magie zu berufen? Und ich glaube das eben in dieser "Tradition", dass man den Mensch im "Zentrum des Universums und allen Seins" sieht, auszumachen.
Dann brauch man dazu auch keine "Black Box" , die man dazu in "letzter Konsequenz" mit Magie füllen muß.
Zuletzt geändert von Timberlake am Do 15. Dez 2022, 13:43, insgesamt 3-mal geändert.




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Do 15. Dez 2022, 13:39

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 15. Dez 2022, 10:29
Zudem gehören die Dinge im Lebensraum der Krähe (zu dem sie selbst zählt) zur Betrachtung. Die Intelligenz ist nicht irgendwo "in" der Krähe, Intelligenz ist kein Ding. Es geht dabei je um das "Umfeld". Wobei diese natürlich hochgradig variieren können. Tänzer sind mit anderen Problemen konfrontiert als Mathematiker. Auch weil Menschen nahezu alle Probleme in irgendeiner Form gemeinschaftlich angehen, wobei die vergangenen und zukünftigen Generationen zu dieser Gemeinschaft zählen, ist der alleinige Blick auf ein einzelnes Nervensystem verfehlt.
Auf dem Tisch steht ein Glas mit Nährflüssigkeit. Darin befinden sich Nervenzellen die Verbindungen miteinander eingehen.
Ist diese Brühe, dieser Brei aus Nervengewebe intelligent?
Wenn nein, was muss da noch hinzukommen?

Ich gebe Dir an dem Punkt völlig recht. Zu behaupten Intelligenz sei irgendwelche Harmonien im Nervengewebe trifft den Punkt nicht.
Da fehlt das Meiste.
Das "System" Krähe ist in deinem Beispiel intelligent. Im Wechselspiel mit der Umwelt.
Nicht irgendeine "Funktion" in der Krähe oder ihr Nervensystem.

Allerdings finde ich sollten wir auch unterscheiden zwischen der individuellen Intelligenz (die z.B. dafür sorgt, dass jedes Individuum in die Lage versetzt wird Probleme zu lösen die mit seinem Überleben zusammenhängen) und einer kollektiven Intelligenz (also z.B. Probleme die wir im Team oder als Menschheit lösen). Wobei ich zugebe, dass das schwer auseinander zu halten ist insofern, als dass sich das Ganze im Laufe der Zeit vermischt hat. Heute kann man schwer sagen das Überleben des Einzelnen hinge nicht vom Überleben der Anderen ab.



But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
(William Butler Yeats)

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Do 15. Dez 2022, 14:02

Das Wechselspiel mit der Umwelt wird im Nervensystem verarbeitet.

Nochmal:
Ein Lebewesen schickt sein Tentakel in die eine Richtung und die menschlichen Beobachter sagen "intelligenter wäre die andere Richtung".
Plötzlich schickt das Lebewesen energisch und zuverlässig das Tentakel in die "bessere Richtung" - Oha!

Welche Veränderung hat sich wie in der Welt ergeben, so dass diese Verbesserung erreicht wurde?

Zweifellos geschieht die Bewegung durch das Nervensystem (Steuerung), genauso wie das Aufnehmen der Situation (vor der Steuerung).
Die Voraussetzungen sind im Nervensystem und das Ergebnis spielt sich im Nervensystem ab.
Es geht um das "Dazwischen" - was geschieht hier, auf welche Weise?
Ich frage nach einer Tatsache in der Welt: was geschieht im Nervensystem, was ist die Veränderung und wie kommt sie zustande?

Die Nervenzellen sind nicht beliebig aufgebaut, so dass es keine Flut an Veränderungsprinzipien gibt.
Wie sind die Nervenzellen aufgebaut und was für Veränderungsprinzipien liegen dadurch vor?




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Jörn Budesheim
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Do 15. Dez 2022, 14:28

Körper hat geschrieben :
Do 15. Dez 2022, 14:02
Das Wechselspiel mit der Umwelt wird im Nervensystem verarbeitet.
Das ist logisch unmöglich. Das Wechselspiel mit der Umwelt muss ein Wechselspiel mit der Umwelt sein, sonst ist es kein Wechselspiel mit der Umwelt. Deswegen ist es verfehlt, den Blick auf das Nervensystem zu heften. Weil es (bei Wesen wie uns) zwar ohne das Nervensystem nicht geht, das aber nicht alles ist, wie die Beispiele zeigen.




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Do 15. Dez 2022, 14:41

Unsinniges Falschverstehen hilft da nicht weiter und verstärkt lediglich den Eindruck von Dilettantismus.

Zur Erinnerung: ich habe geschrieben
"Das Wechselspiel mit der Umwelt wird im Nervensystem verarbeitet."

Es bleibt die Frage nach der Tatsache in der Welt - siehe oben:
was geschieht im Nervensystem, was ist die Veränderung und wie kommt sie zustande?

(Bitte kein philosophisches Theater aufführen)




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Do 15. Dez 2022, 14:49

Timberlake hat geschrieben :
Do 15. Dez 2022, 00:00
ich mache die Intelligenz gemäß der Autopoiesis an die Fähigkeit eines Systems fest , sich selbst zu machen.
Den Ausdruck Autopoiesis kenne ich aus der Systemtheorie. Ein Aspekt, der für den Faden hier von Belang sein könnte, ist dabei der Ausdruck "Umwelt". Das autopoietsche System muss immer von einer Umwelt her verstanden werden (sehr grob vereinfach gesagt). Es ist immer auch das, was es nicht ist.




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Do 15. Dez 2022, 16:06

Körper hat geschrieben :
Do 15. Dez 2022, 14:41
Zur Erinnerung: ich habe geschrieben
"Das Wechselspiel mit der Umwelt wird im Nervensystem verarbeitet."
Und das ist logisch unmöglich, sonst wäre es kein Wechselspiel. Zum Wechselspiel zählt dasjenige, womit wechselgespielt wird, natürlich dazu.

Falsch ist auch der (unbegründete) Fokus auf das Nervensystem, denn ohne Schnabel kann die Krähe die Nuss nicht öffnen, ohne Tentakel (um dein eigenes Beispiel zu nehmen) wird die Beute nicht erfasst. Entferne (in Gedanken) den Schnabel oder den Tentakel, lasse im Nervensystem und in der Umwelt jedoch alles beim Alten und das Öffnen der Nuss, bzw. das Ergreifen der Beute wird scheitern.

Auch die Nuss oder das Beutetier dürfen wir nicht aus der Betrachtung nehmen, denn beides sind ja die Gegenstände des intelligenten Verhaltens. Das ist der "Ort", wo das intelligente Verhalten situiert ist. Nimmt man das aus der Betrachtung, wird man dem Phänomen nicht gerecht.




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Do 15. Dez 2022, 19:01



Paul Nurse, der 2001 den Nobelpreis für Medizin erhielt, schreibt: "Lebewesen operieren als zweckmäßige Ganzheiten." "Lebensformen sind abgeschlossene, physische Gebilde. Sie sind von ihrer Umgebung abgegrenzt, kommunizieren aber mit ihr. Dieses Prinzip ist aus dem Konzept der Zelle abgeleitet, dem einfachsten Ding, das unzweifelhaft alle definierenden Merkmale des Lebens verkörpert. Das Prinzip betrifft die Körperlichkeit des Lebens, die Computerprogramme und kulturelle Phänomene ausschließt..."

Die Idee, dass Lebewesen Ganzheiten sind, ist meines Erachtens für den Faden von einiger Bedeutung.




sybok
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Do 15. Dez 2022, 22:32

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 15. Dez 2022, 19:01
Die Idee, dass Lebewesen Ganzheiten sind, ist meines Erachtens für den Faden von einiger Bedeutung.
Das Konzept einer (System-)Grenze, wenn man das so sagen kann, finde ich auch nicht uninteressant. Insbesondere wenn die "Ganzheit" / die "Grenze" vielleicht gar nicht so klar ist (falls es überhaupt Situationen gibt, wo sie scharf ziehbar ist (*)), da ist mir nämlich dieser ehemalige Ameisenbau in Erinnerung gekommen:



Einige schöne Sätze des Sprechers, etwa "...hier gab es weder Architekten, noch Bauaufsicht, diese Stadt entstand aus sich selbst." (mit schöner Anspielung am Rande zu Selbstbezüglichkeit und Timberlake's Einwurf Autopoiesis :) ). Und diese Ameisen können ja verhältnismässig nur sehr primitiv miteinander kommunizieren. Die "juristische Person" als eigenständige Entität, Dinge wie die Gaia-Hypothese,... der ganze Themenkomplex könnte interessante Punkte enthalten und vielleicht andere Blickrichtungen und Querverweise liefern (Emergenz, Komplexität, Selbstbezüglichkeit, Luhmann,...).

(*) Beispielsweise sollen angeblich ja bei Mensch auch ein echt signifikanter Anteil - sowohl in Gewicht als auch bezüglich Funktion - irgendwelche Bakterien in Darm, Mund und auf der Haut ausmachen.




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Do 15. Dez 2022, 23:13

Solch "virtuelle" Phänome wie "Intelligenz" bauen auf solche "Unterroutinen" wie ein ZNS und Wechselbeziehungen zur Unwelt etc. auf. Haben diese zur Voraussetzung - weshalb diese aber "für sich genommen" beileibe nicht hinreichend (schönen Gruß an Körper!) sind...




Burkart
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Do 15. Dez 2022, 23:37

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 15. Dez 2022, 08:54
Burkart hat geschrieben :
Di 13. Dez 2022, 23:10
Wikipedia hat geschrieben : "Intelligenz (...) ist die kognitive bzw. geistige Leistungsfähigkeit speziell im Problemlösen. Der Begriff umfasst die Gesamtheit unterschiedlich ausgeprägter kognitiver Fähigkeiten zur Lösung eines logischen, sprachlichen, mathematischen oder sinnorientierten Problems einzusetzen." [Hervorhebungen von mir]
Zum Thema Sinn, Gesamtheit und Emotionen: In dieser Definition wird explizit auf "sinnorientierte" Probleme hingewiesen.
U.a. neben logischen und mathematischen Problemen, however...
Leider ist "sinnorientiert" nicht ganz klar, z.B. kann es sich auf Sinne (Sehen usw.) beziehen. Aber auch sonst ist "Sinn" recht divers:
"Sinn ist ein in verschiedene wissenschaftliche Disziplinen hineinreichender Begriff, der teilweise den Bedeutungs­gehalt eines sprachlichen Ausdrucks bezeichnet (in der Semantik) oder allgemeiner der Klärung der Beziehung von Sprache, Denken, Intentionalität und Wirklichkeit dient."
Damit sind Rechner bereits draußen.
Nicht unbedingt, z.B. wenn etwas Sinn hinsichtlich eines Ziels (Aufgabe, Problem(lösung)) macht.
Und die Emotionen drinnen. Im weiteren Fortgang des Artikels werden natürlich auch emotionale und soziale Intelligenz thematisiert, die selbstverständlich (neben anderen) zu der besagten "Gesamtheit" zählen.
Hast du gesehen, dass "Emotion" erst sehr weit hinten in dem Artikel auftaucht, halt erst, als die "Emotionale Intelligenz" erst 1990 ein Begriff wurde (worauf ich schon einmal hinwies)? (<Spannung, ob du dies wieder ignorierst...>)
Aus dieser Ganzheit schneidest du den logisch/mathematischen* Aspekt aus und lässt alles Weitere unter den Tisch fallen. Das ist klarerweise eine Umdeutung des Begriffs, da er gemäß der Definition, die du selbst vorweist, diese Gesamtheit meint.
Nochmal: Ich gehe vom klassischen Begriff aus, nicht z.B. einem begrifflich ergänzten bzw. neu gedeuteten von 1990.
Zum Thema Sprache: In dem Video, was weiter oben verlinkt wurde, wird an einem Beispiel sehr anschaulich beschrieben, wie die Maschine, die Sprache mit am besten simulieren kann, "sprechen gelernt" hat, nämlich gar nicht. Sie versteht buchstäblich kein Wort, da der Weltbezug systematisch gekappt ist. Das heißt, wenn von "Goethe" die Rede ist, hat sie keine Ahnung, worum es überhaupt geht. Statt Sinn bloß leere "Zeichenfolgen". Die Programmierer "füttern" die Apparate ausschließlich mit unendlichen Mengen von Text (ohne jede Referenten, also ohne weiteren Bezug zur Wirklichkeit) und implementieren Vorschriften, mithilfe derer nichts als Wahrscheinlichkeiten berechnet werden. Also Wahrscheinlichkeiten, welche Zeichen auf vorgegebene Zeichen folgen. Ohne Sinn und Verstand. Von Sprache kann da keine Rede sein und vor allem nicht von Intelligenz. Intelligent sind allein die Programmierer, denen es gelungen ist, ein System zu entwickeln, was zwar nicht sprechen kann, aber Sprache ziemlich gut simuliert.
Hier stimme ich dir zu. Eine KI ohne Sinne (Weltdaten) kann eine Welt einfach nicht verstehen, zum Verstehen ist schon Weltbezug nötig. Deshalb sage ich ja, dass eine möglichst starke KI nicht einfach nur programmiert sein sollte, sondern auch lernen kann und das idealerweise mit Weltdaten.
Zum Thema Problem: Für die Maschinen ist jedenfalls nichts ein Problem, weil es für sie nie um etwas geht, es steht nie etwas auf dem Spiel. Sybok hat - wenn ich richtig verstanden habe - weiter oben geltend gemacht, dass dieser Selbstbezug da sein muss, dass die Maschinen sich beispielsweise um ihre Energieversorgung selbst kümmern müssten und auch um Ersatzteile. An der Stelle kann man ansetzen. Für mich würde das nur dann reichen, wenn das auf Basis einer intrinsischen Motivation geschehen würde, die mit einer intrinsischen Existenz einhergeht.
Den Ansatz mit Syboks Kümmern um die eigene Energieversorgung kann man so sehen. Ich denke allerdings, dass solcher natürlicher Druck nicht unbedingt nötig ist. "Auf dem Spiel" kann auch schon stehen, ein anliegendes Ziel nicht erreichen zu können. Wenn man z.B. Schach spielt, steht ja auch nichts Ernsthaftes "auf dem Spiel" und trotzdem kann man intelligente Leistungen erzielen wollen.
Im Gegenteil wünsche ich mir gerade eine mit KI eine alternative Intelligenz zum Menschen (Leben), die nicht unserem Druck ausgesetzt ist, worauf nach meiner Ansicht Egoismus basiert, der sich wiederum negativ (anti-altruistisch) äußern kann.
*Nachtrag zur Vorsicht: Nach meiner Ansicht verstehen sich die Maschinen natürlich auch nicht auf Logik und Mathematik, ebenso wenig wie sich ein Abakus darauf versteht.
Dann müssen sie sie halt lernen, wenn nötig. Auch Menschen ist Logik und Mathematik nicht angeboren und bei einigen Menschen zweifelt man immer noch an ihrem Begreifen ;)
Alleine der Zahl-Begriff ist schon so ein interessantes Lern-Objekt, auch logisches Und, Oder, Nicht...



Der Mensch als Philosophierender ist Ausgangspunkt aller Philosophie.
Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.

ahasver
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sybok hat geschrieben :
Do 15. Dez 2022, 22:32
Die Überschrift des Videos lautet:

Entdeckung einer gigantischen Ameisenstadt.

Man hätte stattdessen auch schreiben können:

Totale Auslöschung eines gigantischen Ameisenvolkes

wo blieb die emotionale Intelligenz?



"Ich kann mich auch irren und nichts ist so sicher, als dass alles auch ganz anders ist."

sybok
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Fr 16. Dez 2022, 10:01

ahasver hat geschrieben :
Fr 16. Dez 2022, 09:31
sybok hat geschrieben :
Do 15. Dez 2022, 22:32
Die Überschrift des Videos lautet:

Entdeckung einer gigantischen Ameisenstadt.

Man hätte stattdessen auch schreiben können:

Totale Auslöschung eines gigantischen Ameisenvolkes

wo blieb die emotionale Intelligenz?
Der Bau war verlassen.




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