Test von ChatGPT

Es gibt heute kaum Bereiche des alltäglichen Lebens, die nicht in irgendeiner Weise mit dem World-Wide-Web zusammenhängen. Das Gleiche gilt für "künstliche Intelligenz". Was hat die Philosophie dazu zu sagen?
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Burkart
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So 8. Jan 2023, 11:03

Um den KI-Thread damit nicht überladen, hab ich hierzu einen neuen Thread angelegt.

Ausgangspunkt im KI-Thread:
Burkart hat geschrieben :
So 25. Dez 2022, 10:49
Hat sich von euch schon mal jemand mit ChatGPT unterhalten (mein Link dazu ist https://chat.openai.com/chat)?
Schon interessant, was das Programm kann, erscheint immerhin als netter KI-Ansatz, ich teste es quasi wie beim Turingtest.
Selbst TicTacToe kann man mit ihm versuchen zu spielen, allerdings klappt das nur bedingt.
Und, hat sich irgendjemand außer mir ChatGPT mal "angeschaut", also mal getestet, was alles geht und andererseits auch Grenzen festgestellt?
Immerhin kann man dem Programm schon z.T. etwas beibringen bzw. "befehlen", z.B. dass es in zwei Sprachen gleichzeitig mit einem sprechen soll und auch in welchen Sprachen.
Z.B. ich: "Bitte antworte in Englisch und Spanisch: Was ist ein Großvater?"
ChatGPT:
"In English: A grandfather is a father of one's parent.
En español: Un abuelo es el padre de uno de tus padres."

Oder ich: "Bitte antworte in Suaheli und Chinesisch: Was ist ein Großvater?"
ChatGPT:
"In Swahili: Mzee ni baba wa mzazi wako.
"在中文: 祖父是你父母的父亲。"
Wird schon stimmen 😉

Auch kommt es mit Logik in der Umgangssprache oft gut klar, aber interessant sind gerade Dinge, die wir womöglich anders bewerten würden oder uns überraschen, aber trotzdem nicht unbedingt falsch sind.
Hier ein Beispiel:

Mein Anfang: "Wenn a der Großvater von b ist, was ist b zu a?"
ChatGPT: "Wenn a der Großvater von b ist, ist b der Enkel von a."
Soweit einfach und klar.

"Wenn a der Großvater von b ist, wer ist Enkel von b?"
ChatGPT: "Der Enkel von b ist a."
Ups... Man kann den Fehler schon fast überlesen 😉

Auch interessant:
Ich: "Wenn a der Großvater von c ist und a b als Kind aufgezogen hat, wie stehen b und c zueinander?"
ChatGPT (immerhin den Satz verstehend, nur meine wahrscheinliche Intention nicht): "B und c stehen zueinander als Geschwister, da a der Großvater von beiden ist."

Auf jeden Fall ist ChatGPT ein schöne Wissensquelle (auf Basis des Jahres 2021) in direkter Kommunikation (im Gegensatz zu Google z.B.), z.B.:
Ich: "Welche Alphabete kennst du?"
ChatGPT:
"Ich kenne viele Alphabete, darunter das lateinische Alphabet (das Alphabet, das in den meisten westlichen Sprachen wie Englisch, Deutsch, Französisch und Spanisch verwendet wird), das griechische Alphabet, das kyrillische Alphabet (das in vielen slawischen Sprachen wie Russisch, Ukrainisch und Serbisch verwendet wird), das arabische Alphabet und das hebräische Alphabet. Ich kenne auch andere Alphabete wie das Devanagari-Alphabet (das in vielen indisch-kaukasischen Sprachen wie Hindi und Nepali verwendet wird) und das koreanische Alphabet (Hangeul). Dies sind nur einige Beispiele, es gibt viele weitere Alphabete, die ich kenne."

Ich weiter: "Wie viele Buchstaben haben das japanische und das chinesische Alphabet?"
ChatGPT:
"Das japanische Alphabet, auch bekannt als Hiragana, hat 46 Grundbuchstaben und einige zusätzliche Zeichen, die als Diakritika bezeichnet werden.

Das chinesische Alphabet besteht nicht aus Buchstaben im traditionellen Sinne, sondern aus Schriftzeichen, die als Hanzi bezeichnet werden. Es gibt über 50.000 Hanzi, die in modernen chinesischen Wörterbüchern aufgeführt sind, obwohl nur ein Bruchteil davon tatsächlich in Gebrauch ist. Die meisten chinesischen Schriftzeichen sind ideographisch und stellen konkrete Dinge oder Ideen dar, anstatt phonetisch zu sein und Laute wiederzugeben. In der modernen chinesischen Sprache werden jedoch auch phonetische Hilfszeichen verwendet, die als Pinyin bezeichnet werden und den Laut eines Hanzi wiedergeben. Es gibt insgesamt 26 Buchstaben im Pinyin-Alphabet."

Soweit hier mal kleine Beispiele.
Was würdet ihr ChatGPT mal fragen oder sonstwie mit ihm (be)sprechen wollen?
Auf "Was ist die wichtigste Philosophie?" käme z.B. "Es gibt viele verschiedene Philosophien und es ist schwierig zu sagen, welche die "wichtigste" ist, da dies von Person zu Person unterschiedlich sein kann. Einige Menschen glauben, dass die wichtigste Philosophie diejenige ist, die ihnen dabei hilft, ihr Leben zu verstehen und zu leben, während andere glauben, dass die wichtigste Philosophie diejenige ist, die sich mit moralischen Fragen befasst. Es gibt auch viele Philosophien, die sich mit der Natur der Welt und der Realität befassen, und diese könnten für manche Menschen als die wichtigsten angesehen werden. Letztendlich hängt es davon ab, welche Art von Fragen und Herausforderungen eine Person hat und welche Art von Philosophie ihr am besten dabei hilft, diese zu beantworten und zu bewältigen."

PS: Interessant fand ich auf "Was ist das Wichtigste an Kant?":
"Immanuel Kant ist ein bedeutender Philosoph, dessen Ideen die Philosophie des 18. Jahrhunderts maßgeblich beeinflusst haben. Eines der wichtigsten Konzepte von Kant ist die Idee der "sittlichen Vernunft". Nach Kant gibt es bestimmte moralische Gesetze, die von der Vernunft entdeckt werden können und die für alle Menschen bindend sind. Diese Gesetze sind nicht von der individuellen Vorliebe oder den örtlichen Gepflogenheiten abhängig, sondern gelten für alle Menschen unabhängig von ihrer Kultur oder ihrem Hintergrund. Kant glaubte auch, dass die moralischen Gesetze auf der Vernunft und nicht auf den Gefühlen oder der Emotion basieren. Ein weiteres wichtiges Konzept von Kant ist das der "Rechtmäßigkeit", das besagt, dass Menschen nicht nur als Mittel zu einem Zweck betrachtet werden dürfen, sondern dass sie auch als selbständige Zwecke an sich betrachtet werden müssen. Diese Ideen haben die Philosophie und die moralischen Überlegungen vieler Menschen beeinflusst und sind bis heute von großer Bedeutung."



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Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.

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Jörn Budesheim
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So 8. Jan 2023, 17:16

Um das deutlich zu machen: Ich möchte hier im Forum nicht mit einer Software "diskutieren".




sybok
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So 8. Jan 2023, 18:08

Ein echt faszinierendes und höchst beeindruckendes System! Ich muss zugeben, ich hätte gedacht, dass wir von so etwas noch 10 oder mehr Jahre entfernt sind. Es zeigt mir persönlich wieder einmal, wie mächtig Statistik wirklich ist.
Und mit diesem Stichwort kann man zur Kritik übergehen. Letztlich scheint es mir eine Suchmaschine zu sein: Informationen musst du nochmals überprüfen, das Ding liefert bei komplexen Themen Standardantworten, Floskeln und "Gelaber" und hat natürlich einen politischen Bias. Stochastik ist unheimlich mächtig aber genau so gefährlich - letztlich kommt sie immer mit dem Unterton "mir egal wie was funktioniert, Hauptsache es korreliert" daher.
Keine Ahnung, aber ich würde fast sagen wollen, dass das Ding tatsächlich zu früh kommt, die Menschheit ist für solch mächtige Systeme in der Breite ausgerollt glaube ich noch nicht wirklich bereit.




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Jörn Budesheim
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So 8. Jan 2023, 18:25

Mit "etwas Glück" könnte das Ganze aber auch eine "Chance" sein. Jeder kann jetzt wissen, dass es kinderleicht ist, unendliche Mengen von sinnentleerten, weltlosen Fake-Texten zu produzieren. Mit etwas Glück könnte es dazu führen, dass die Leute aufhören, Texte ungeprüft hinzunehmen und stattdessen wieder anfangen, auf Qualitätsquellen zu setzen. Denn man muss sich ab einem bestimmten Punkt in der wahrscheinlich nicht so fernen Zukunft dann ja bei jedem Text fragen: "wie kann ich sicherstellen, dass ich nicht einem Faketext aufsitze". (Das muss man sowieso, aber durch das neue Fake-Textprogramm, wird es vielleicht mehr Leuten klar.) Und mit etwas Glück - oder wahrscheinlich mit sehr viel Glück - werden die Leute dann wieder anfangen, darauf zu achten, wo sie in ihre Informationen herbekommen. Zugegeben: eine vage Hoffnung, aber immerhin denkbar.




sybok
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So 8. Jan 2023, 20:51

Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 8. Jan 2023, 18:25
Denn man muss sich ab einem bestimmten Punkt in der wahrscheinlich nicht so fernen Zukunft dann ja bei jedem Text fragen: "wie kann ich sicherstellen, dass ich nicht einem Faketext aufsitze".
Ja, ich würde sogar sagen, der Punkt ist jetzt da, dein Hinweis (Diskussion mit Software) ist schon ein erstes Zeichen - man kann schon nicht mehr plump einfach annehmen, dass man die Bot-Texte sofort erkennt.




Burkart
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Mo 9. Jan 2023, 23:20

sybok hat geschrieben :
So 8. Jan 2023, 18:08
Ein echt faszinierendes und höchst beeindruckendes System! Ich muss zugeben, ich hätte gedacht, dass wir von so etwas noch 10 oder mehr Jahre entfernt sind. Es zeigt mir persönlich wieder einmal, wie mächtig Statistik wirklich ist.
So ähnlich sah ich es vor allem am Anfang auch; ich war da auch überrascht, wie gut es ging. Mit der Zeit allerdings merkt man doch immer öfters Grenzen und Schwächen.
Und mit diesem Stichwort kann man zur Kritik übergehen. Letztlich scheint es mir eine Suchmaschine zu sein:
Ja, die Basis ist sicherlich ähnlich, wenn das Wissen wohl auch statisch aus dem Jahr 2021 festgehalten wurde.
Informationen musst du nochmals überprüfen,
Sicher, gerade wenn man es testend fiese Fragen stellt, aber krittisch sollte man ja am besten immer bleiben.
das Ding liefert bei komplexen Themen Standardantworten, Floskeln und "Gelaber"
Um gewisse Standardantworten/Floskeln kommt es nicht/kaum herum, gerade in Fehler- oder Fehler-ähnlichen Situationen, aber es ist ja nett, wenn es sich entschuldigt und einem doch Recht gibt ;)
und hat natürlich einen politischen Bias.
Hm, hast du einen effektiv festgestellt oder nimmst du einen an, weil es "einen geben muss"?
Stochastik ist unheimlich mächtig aber genau so gefährlich - letztlich kommt sie immer mit dem Unterton "mir egal wie was funktioniert, Hauptsache es korreliert" daher.
Keine Ahnung, aber ich würde fast sagen wollen, dass das Ding tatsächlich zu früh kommt, die Menschheit ist für solch mächtige Systeme in der Breite ausgerollt glaube ich noch nicht wirklich bereit.
Na ja, sooo perfekt ist es ja nun doch nicht, wenn man es ein wenig genauer kennengelernt hat. Zu früh kommt es für unkritische Anwender wie damals schon ELIZA.
Insofern sehe ich es nicht als so etwas Überragendes an.
Ein Nachteil gegenüber Google & Co. ist zumindest, dass man die Quellen seines Wissens nicht (er-)kennt.



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Burkart
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Mo 9. Jan 2023, 23:30

Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 8. Jan 2023, 18:25
Mit "etwas Glück" könnte das Ganze aber auch eine "Chance" sein. Jeder kann jetzt wissen, dass es kinderleicht ist, unendliche Mengen von sinnentleerten, weltlosen Fake-Texten zu produzieren. Mit etwas Glück könnte es dazu führen, dass die Leute aufhören, Texte ungeprüft hinzunehmen und stattdessen wieder anfangen, auf Qualitätsquellen zu setzen. Denn man muss sich ab einem bestimmten Punkt in der wahrscheinlich nicht so fernen Zukunft dann ja bei jedem Text fragen: "wie kann ich sicherstellen, dass ich nicht einem Faketext aufsitze". (Das muss man sowieso, aber durch das neue Fake-Textprogramm, wird es vielleicht mehr Leuten klar.) Und mit etwas Glück - oder wahrscheinlich mit sehr viel Glück - werden die Leute dann wieder anfangen, darauf zu achten, wo sie in ihre Informationen herbekommen. Zugegeben: eine vage Hoffnung, aber immerhin denkbar.
Sicher kann man das so sehen und darauf hoffen. Wenn ich allerdings gen Trumpisten schaue und nun in Brasilien möglicherweise eine ähnliche Menschengruppe beeinflusst worden ist, bin ich mir da nicht so sicher.

ChatGPT ist halt nur ein neues System auf einer Wissensbasis, das schon interessant sein kann, gerade um zu schauen, was (dort) aktuell schon geht und was nicht.
Sinnentleert sind dessen Texte natürlich nicht, wie es auch die Google-Listen nicht sind, aber halt auf einem intellektuell niedrigen Niveau.



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Mo 9. Jan 2023, 23:47

sybok hat geschrieben :
So 8. Jan 2023, 20:51
Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 8. Jan 2023, 18:25
Denn man muss sich ab einem bestimmten Punkt in der wahrscheinlich nicht so fernen Zukunft dann ja bei jedem Text fragen: "wie kann ich sicherstellen, dass ich nicht einem Faketext aufsitze".
Ja, ich würde sogar sagen, der Punkt ist jetzt da, dein Hinweis (Diskussion mit Software) ist schon ein erstes Zeichen - man kann schon nicht mehr plump einfach annehmen, dass man die Bot-Texte sofort erkennt.
Tja, es ist ein Zeichen, aber wenn man so hört, dass schon einige Foren u.ä. mit Bot-Texten überschwemmt wurden, nicht unbedingt das erste Zeichen. Wir müssen halt wirklich immer weiter kritisch bleiben - und das leider nicht nur persönlich, sondern leider auch immer mehr Gesellschaft-lich, wenn diese ggf. gezielt beeinfusst werden soll.
Bei ChatGPT sehe ich das allerdings nur "persönlich", solange nicht das Gegenteil ersichtlich wird.



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Sa 14. Jan 2023, 16:11

Immerhin ist die Maschine eine klare Widerlegung des Turing-Tests. Man weiß schließlich wie sie die Texte generiert, man weiß also dass sie von Tuten und Blasen keine Ahnung hat, dass sie aber dennoch den Test bestehen würde.




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Sa 14. Jan 2023, 16:26

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 14. Jan 2023, 16:11
Immerhin ist die Maschine eine klare Widerlegung des Turing-Tests. Man weiß schließlich wie sie die Texte generiert, man weiß also dass sie von Tuten und Blasen keine Ahnung hat, dass sie aber dennoch den Test bestehen würde.
Also bei mir wird sie den Turing-Test nicht bestehen, inwiefern denn bei dir? (Letztlich müsste man ja sowieso an der anderen Seite einen Menschen zum Vergleich haben.)

Wer weiß schon wirklich, wie die Texte generiert werden (mich könnte das interessieren), aber klar, generiert werden sie ohne wirkliches Verstehen.

Warum soll ChatGPT eine Widerlegung des Turing-Tests sein? Das verstehe ich nicht, ganz egal, wie ChatGPT funktioniert.



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Sa 14. Jan 2023, 17:34

Das Programm zeigt, dass es offenbar möglich ist, den Turing-Test test zu bestehen, ohne auch nur den geringsten Dunst von irgendetwas zu haben.




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So 15. Jan 2023, 09:54

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 14. Jan 2023, 17:34
Das Programm zeigt, dass es offenbar möglich ist, den Turing-Test test zu bestehen, ohne auch nur den geringsten Dunst von irgendetwas zu haben.
Den Eindruck konnten Laien auch schon früher bei anderen Chatbots haben, auch wenn ChatGPT natürlich i.a. besser (geworden) ist.
Wenn man bedenkt, dass mit ELIZA aus dem Jahre 1966 sich schon Leute unterhalten haben...

Man muss natürlich kritisch und am bestimmten Ideen an so 'nen Turingtest rangehen, dann kann man auch ChatGPT relativ leicht entlarven, was wie gesagt Laien nicht unbedingt gelingen mag, die vielleicht auch nur zu fasziniert von dem System sind.
Aber klar, die Systeme werden natürlich im Laufe der Zeit scheinbar intelligenter auch ohne echtes Verstehen.

PS: Wir können ja mal Ideen entwickeln, wie man ein System ordentlich turing-testet :D



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So 15. Jan 2023, 22:51

Burkart hat geschrieben :
Mo 9. Jan 2023, 23:20
Zu früh kommt es für unkritische Anwender wie damals schon ELIZA.
Insofern sehe ich es nicht als so etwas Überragendes an.
Burkart hat geschrieben :
So 15. Jan 2023, 09:54
Wenn man bedenkt, dass mit ELIZA aus dem Jahre 1966 sich schon Leute unterhalten haben...
Das sehe ich anders, ich bin nach wie vor am staunen. Ich halte es für geschichtsträchtig, das letzte Vergleichbare war mE die Entwicklung von Google. Das ist völlig anders als ELIZA, ELIZA war vorweg auf Täuschung ausgelegt, GPT versucht aber ernst und nützlich zu sein, es geht ja nicht darum den User im Sinne eines Turingtestes zu täuschen.
Durch das Programm ist mir auch wieder die Bedeutung von Text für unsere Gesellschaft und Kultur wieder eindrücklich bewusst geworden.
Man muss ja bedenken, dass ChatGPT quasi ein Prototyp und das Erste seiner Art ist.




Burkart
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Mo 16. Jan 2023, 00:41

sybok hat geschrieben :
So 15. Jan 2023, 22:51
Burkart hat geschrieben :
Mo 9. Jan 2023, 23:20
Zu früh kommt es für unkritische Anwender wie damals schon ELIZA.
Insofern sehe ich es nicht als so etwas Überragendes an.
Burkart hat geschrieben :
So 15. Jan 2023, 09:54
Wenn man bedenkt, dass mit ELIZA aus dem Jahre 1966 sich schon Leute unterhalten haben...
Das sehe ich anders, ich bin nach wie vor am staunen.
Testest du auch selbst? Was/Wie ggf.?
Ich halte es für geschichtsträchtig,
Tja, das wird die zukünftige Geschichtsschreibung zeigen, als wie wichtig man ChatGPT ansehen wird; als ganz so herausragend wie du sehe ich es wohl nicht an. Was ist eigentlich z.B. mit LaMDA? (Fällt mir gerade so ein...)
das letzte Vergleichbare war mE die Entwicklung von Google.
Und die Suchmaschinen davor? Sind die für dich dann ähnlich unwichtig wie bisherige Chatbots oder auch andere KI-Entwicklungen?
Das ist völlig anders als ELIZA, ELIZA war vorweg auf Täuschung ausgelegt,
Auf Täuschung? Das wüsste ich nicht; ELIZA sollte eigentlich "die Möglichkeiten der Kommunikation zwischen einem Menschen und einem Computer über natürliche Sprache aufzeigen" [Wikipedia]. Ideen der Täuschung dürften sich ggf. eher später entwickelt haben.
GPT versucht aber ernst und nützlich zu sein, es geht ja nicht darum den User im Sinne eines Turingtestes zu täuschen.
Das war sicher auch nicht die eigentliche Intention bei der Entwicklung von ELIZA.
Durch das Programm ist mir auch wieder die Bedeutung von Text für unsere Gesellschaft und Kultur wieder eindrücklich bewusst geworden.
Man muss ja bedenken, dass ChatGPT quasi ein Prototyp und das Erste seiner Art ist.
Ja, Text hat große Bedeutung, vor allem lässt er sich leicht produzieren, also ASCII ist einfacher als hübsche Bilder o.ä.
Im Fernsehen sah ich, dass jemand ChatGPT mit Sprachschnittstelle benutzt hat; das macht es Alexa-ähnlich noch leichter zu benutzen.



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Jörn Budesheim
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Mo 16. Jan 2023, 08:43

sybok hat geschrieben :
So 15. Jan 2023, 22:51
Durch das Programm ist mir auch wieder die Bedeutung von Text für unsere Gesellschaft und Kultur wieder eindrücklich bewusst geworden.
Es wird nicht lange dauern, und der erste Verlag wird (zum Beispiel) ein Kinderbuch mithilfe des Programms selbst produzieren - also ohne "lästige Autoren und Autorinnen", die am Ende noch Geld haben wollen. Eigentlich müssen wir neu bedenken, was geistiges Eigentum ist, denn nun droht aus der Geistesgeschichte eine "Softwaregeschichte" zu werden.

Alle Autor:innen schöpfen natürlich aus dieser Geschichte, zu der sie jedoch selbst zählen, die sie mitschreiben. Das macht einen Unterschied. Wer jedoch Maschinen zum Schreiben oder Bilderproduzieren nutzt, sollte große Beträge an die GEMA oder ähnliches zahlen müssen, sodass das Geld an die Autor:innen und Künstler zurückfließt. Oder besser noch: sodass sich der Einsatz der Maschinen gar nicht erst lohnt.




ahasver
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Mo 16. Jan 2023, 09:13

Was ist eigentlich z.B. mit LaMDA?
meinst du das hier:

https://www.riffreporter.de/de/technik/ ... bewusstein



"Ich kann mich auch irren und nichts ist so sicher, als dass alles auch ganz anders ist."

sybok
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Mo 16. Jan 2023, 10:20

Burkart hat geschrieben :
Mo 16. Jan 2023, 00:41
Testest du auch selbst? Was/Wie ggf.?
Ja, und es macht grossen Spass: Erstellen von Speisepläne mit Randbedingungen, Reiserouten mit entsprechenden Sehenswürdigkeiten und Ausflügen planen, Bücher zusammenfassen, Aushelfen bei der Syntax von Code, Überblick über ein akademisches Gebiet verschaffen, Bewerbungs- und Motivationsschreiben aufsetzen, mir eine SciFi-Geschichte nach meinen Startvorgaben und "Zwischenrufen" erzählen lassen, etc.
Die Möglichkeiten sind so unheimlich vielfältig, es ist quasi die Suchmaschine, die ich mir immer wünschte. Selbst jetzt schon, wo das System noch sehr viele Fehler macht - man kann den Output ja einfach als Startpunkt nehmen um dann selber weiter zu arbeiten (oder gar einfach dem Programm Überarbeitung / Vertiefung /Alternativen befehlen).
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 16. Jan 2023, 08:43
Es wird nicht lange dauern, und der erste Verlag wird (zum Beispiel) ein Kinderbuch mithilfe des Programms selbst produzieren - also ohne "lästige Autoren und Autorinnen", die am Ende noch Geld haben wollen.
Wozu brauche ich noch Verlage, ich lasse mir meine eigenen, massgeschneiderten Geschichte generieren ;) . Ich habe mit dem Programm mal durchgespielt, was passiert wäre, wenn Karthago den 2. punischen Krieg gewonnen hätte. Das war einerseit immer noch sehr fehleranfällig, viele Wiederholungen und ich musste immer wieder Richtungen vorschlagen. Auf der anderen Seite immer wieder kreative Elemente, überraschend plausibel und auf eine Art "folgerichtig" erschienen.

Die Geschichte in Kurzfassung:
Im Norden Europas wäre in der Spätantike aufgrund des fehlenden römischen Reiches ein "Teutonisches Reich" entstanden. Dieses ist dann in der frühen Neuzeit eine Kooperation mit China eingegangen, wodurch Karthago in der Bedeutungslosigkeit verschwand. In Südamerika hatten sich die Inkas ausgebreitet, weil es keine portugiesischen und spanischen Kolonialmächte gab. Das Aufblühen des Inka-Reiches und der entsprechend entstehende Kontakt mit China und dem "Teutonischen Reich" brachte eine neue Komponente in die Beziehung der letzten Beiden und führte letztlich zu Konflikte um Rohstoffe und Hegemonie zwischen den drei Reichen.
Das war ziemlich cool und hat richtig Spass gemacht. Und ich kann ja quasi im Sekundentakt Alternativen dazu generieren lassen, wenn mir etwas nicht gefällt.
Oder ich habe mithilfe des Programms eine SciFi-Geschichte erzählen lassen, Ausgangslage: Die Gesellschaften unserer Zeit kollabieren, Wissen geht verloren und in ferner Zukunft treffen die Menschen auf ein Artefakt, ein technischen Gerät, aus unserer Zeit. Wirklich cool, wie die Maschine weitererzählte und Ideen vorschlägt (die Menschen haben dann laut Maschine weitergegraben und eine unserer Städte entdeckt, die halbwegs erhalten blieb. Es entstand eine Religion um unsere technischen Geräte während Andere ihre "Bedeutung" als Maschinen erkannten und sie zum funktionieren bringen wollten, etc.).

Vielleicht kann man einen "richtigen" Umgang finden, wenn man sieht, wie man im Schach damit umgeht und diesen Umgang versucht als Vorbild zu nehmen (?): Jeder weiss, dass die Maschine "Schachgott" Magnus Carlsen wie einen Anfänger aussehen liesse und ihn einfach vernichten würde. Trotzdem interessieren mich die Maschinenduelle nicht die Bohne, ich freue mich beispielsweise jedes Jahr auf die Blitz- und Schnellschach WM nach Weihnachten und schaue sie mir an - ich will sehen, was die Menschen machen. Die Maschine hilft mir, als Amateur und Banane im Vergleich, die Partien von Carlsen & Co. verstehen zu können, Fehler und geniale Züge entdecken zu können.

Also die Maschine als eine Art "Augmentierung". "Text" scheint mir einfach unheimlich bedeutungsvoll, mal sehen wie sich das nun entwickelt. Möglicherweise wird mit solchen Tools Jeder und Jede zum Programmierer, zum Lyriker, zum Buchhalter, zum Journalisten, etc. - und das alles gleichzeitig.




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Mo 16. Jan 2023, 11:58

sybok hat geschrieben :
Mo 16. Jan 2023, 10:20
Wozu brauche ich noch Verlage, ich lasse mir meine eigenen, massgeschneiderten Geschichte generieren
Spricht das für oder gegen meinen Vorschlag?




sybok
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Mo 16. Jan 2023, 12:23

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 16. Jan 2023, 11:58
sybok hat geschrieben :
Mo 16. Jan 2023, 10:20
Wozu brauche ich noch Verlage, ich lasse mir meine eigenen, massgeschneiderten Geschichte generieren
Spricht das für oder gegen meinen Vorschlag?
Welchen Vorschlag meinst du? Aus meiner Sicht geht
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 16. Jan 2023, 08:43
Eigentlich müssen wir neu bedenken, was geistiges Eigentum ist, denn nun droht aus der Geistesgeschichte eine "Softwaregeschichte" zu werden.
in die richtige Richtung. Aber - vielleicht übertreibe ich hier im Thread massiv - das scheint mir vieeel(!) zu klein gedacht:
Es ändert aus meiner Sicht einfach alles. Wenn man die Bedeutung von "Text" durchdenkt: Juristerei, Finanzen, Programmcode, Unterhaltung, Kommunikation, Wissenschaft, unsere Geschichte... alles basiert auf Text oder lässt sich zumindest darüber codieren. Geistiges Eigentum muss vielleicht neu überdacht werden, aber das scheint mir nur ein winziger Teilaspekt zu sein.




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Jörn Budesheim
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Mo 16. Jan 2023, 12:44

Auch Teilaspekte können es wert sein, durchdacht zu werden.

Mein Vorschlag war: "Wer jedoch Maschinen zum Schreiben oder Bilderproduzieren nutzt, sollte große Beträge an die GEMA oder ähnliches zahlen müssen, sodass das Geld an die Autor:innen und Künstler zurückfließt. Oder besser noch: sodass sich der Einsatz der Maschinen gar nicht erst lohnt."




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