Mi 20. Mär 2024, 09:42
Als Demokrat fände ich es schön, wenn beide Extreme zu einem Kompromiss kommen könnten.
Das Lesch-Video habe ich mir vor ein paar Jahren auch angesehen; er nennt da gewisse Tests, die gerne genannt werden, aber ihrerseits auch nicht ganz neutral sind. Denn die Vorstellung, dass bei bestimmten Berufen eher an Männer gedacht werden, kommt auch bei geschlechtslosen Wörtern wie etwa im englischen "the" oder "a" vor: Frauen in der Autowerkstatt oder bei der Feuerwehr sind der geschichtlichen Erfahrung nach nun mal eher selten, ebenso wie Männer in der Kita und so weiter. Ich denke, es ist offensichtlich, dass dies aus der Bilder-Erfahrung kommt und nicht aus der Sprache. Sonst würde auch die Person immer eine Frau und der Torwart im Frauensport immer ein Mann sein. Es kommt auch auf die Gewohnheit und den Kontext an. Womit ich zum Argument der Sichtbarkeit komme: Frauen sind bereits sichtbar und hörbar in all unseren Medien und Öffentlichkeiten; wir sehen und hören ihre weiblichen Gesichter und Stimmen und Namen. Sie sind eindeutig da. Womit ich zum eingangs erwähnten demokratischen Kompromiss komme: Ich finde, man sollte das Argument der Sichtbarkeit nicht übertreiben, denn genau diese Übertreibung ist dasjenige, was die Gegenseite nervt und blockiert. Die Sternchen sind ja nicht nur Schriftzeichen; sie sind politische Zugehörigkeitsmarker, die sagen: "Wer Sternchen benutzt, ist für Gerechtigkeit; wer sie nicht benutzt, ist dagegen." -- Das ist meistens so mit Revolutionen: Anfangs schwingt das Pendel zu weit übers Ziel hinaus.
Ich stimme für einen Kompromiss.
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Meistens ist ein Kompromiss gar nicht notwendig:
Sichtbarkeit einer Frau in eleganter Sprache:
"Regina und Tom sind allerbeste Freunde. Beide wissen, was ein echter Kamerad tut, wenn der andere in Not ist."
Übertriebene Sichtbarkeit einer Frau in politischer Sprache:
"Regina und Tom sind allerbeste Freunde und Freudinnen. Beide wissen, was eine echte Kameradin oder ein echter Kamerad tut, wenn die andere oder der andere in Not ist."
Übertriebene Sichtbarkeit einer Frau in Hackfleisch-Sprache:
"Regina und Tom sind allerbeste Freund*innen. Beide wissen, was ein/e echte/r Kamerad:in tut, wenn der/die ander/e in Not ist."