Kaffeestübchen

Philosophie Chat: Hier wird geplaudert über Gott und die Welt.
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Jörn Budesheim
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Do 23. Nov 2017, 06:45

Ich selbst würde sowohl als Packer als auch als Geschäftsleitung auf KZ verzichten.




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Stefanie
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Do 23. Nov 2017, 08:08

Tommy:
Das Gleiche denke ich auch über manche Frauenrechtlerinnen die in jedem Maskulinum innerhalb der Deutschen Sprache einen Unterdrückungsversuch der Männer zu sehen meinen, gegen den es sich zu wehren gilt.
Wenn ich "Der Apfel" sage, dann steckt dahinter kein männlicher Größenwahn oder männliches Dominanzgehabe. Ich rede einfach über einen Apfel, und ich verstehe deshalb auch nicht, wieso manche sich erst dann gleichberichtigt fühlen, wenn es noch eine "Äpfelin" gibt. Das ist doch völlig gaga.
Das ist doch nicht der Punkt. Es geht darum, dass die Hälfte der Bevölkerung auch sprachlich existent ist, wahrgenommen wird, und nicht nur mitgedacht oder nur mit gemeint wird.
Wenn immer nur noch hauptsächlich die männlichen Menschen direkt angesprochen werden, wird die Hälfte der Bevölkerung nicht direkt angesprochen. Ich sehe keinen Grund, keine Rechtfertigung dafür, ich bin nicht der Versicherungsnehmer, sondern die Versicherungsnehmerin. Ich weigere mich, mich andauernd mitdenken zu müssen. Vor allem, da es ja auch anders gehen kann. Wie jetzt das dritte Geschlecht eingebunden werden kann, ist mir von der praktischen Seite noch nicht ganz klar. Aber vielleicht bringt diese neue Situation sprachlichen Veränderungen im Ganzen hervor.

Zu der Sache mit der Bezeichnung "KZ". Es muss nicht verwendet werden, geht ganz einfach, und keinem fällt ein Zacken aus der Krone.
Ich bekomme z.B. kein Kennzeichen für mein Auto, dass aus den Anfangsbuchstaben meines Vornamens und Nachnamens besteht, diese Abkürzung ist genauso belastet. Ich will es auch nicht. (Nebenbei Danke Mama und Papa für die kreative Namensgebung :- )

Im beruflichen Schriftverkehr sollten wir mal eine Zeitlang für das Zeichen des Bearbeiters/Bearbeiterin ebenfalls die Anfangsbuchstaben von Vor- und Nachnamen verwenden. Ich habe mich geweigert, ein Teil hat es verstanden, der andere Teil schaute irritiert. Seit dem sind die ersten drei Buchstaben meines Nachnamens mein Zeichen.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

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Friederike
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Do 23. Nov 2017, 15:11

Stefanie hat geschrieben :
Mi 22. Nov 2017, 19:43
Wieso Reizwörter? Durch Deine Frage ist mir die Frage der Anrede erst bewusst geworden.
Stefanie, ich hatte auf Jörn geantwortet und sehe jetzt erst Deinen Beitrag bezüglich der Anrede. Deswegen hatte ich auch, trotz eines Zögerns, meinen Beitrag ohne Anrede gelassen.




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Friederike
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Do 23. Nov 2017, 15:23

Tommy hat geschrieben :
Mi 22. Nov 2017, 22:26
Damit hier keine Missverständnisse aufkommen. "Wo soll das alles enden" bezog sich auf - wie ich finde - verwirrende Sprachregelungen, nicht auf das neulich erlassene Gesetz.
Ah ja, dann hatte ich Dich doch richtig verstanden, weil ich bei meinem Beitrag zur Kriterien- und Übertreibungsfrage auch ausschließlich die Sprache im Blick hatte.




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Friederike
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Do 23. Nov 2017, 15:41

Stefanie hat geschrieben : . Es geht darum, dass die Hälfte der Bevölkerung auch sprachlich existent ist, wahrgenommen wird, und nicht nur mitgedacht oder nur mit gemeint wird.
Genau. Das ist der Ausgangspunkt für die Bemühungen, die Sprache zu genderisieren.
Stefanie" hat geschrieben : Wie jetzt das dritte Geschlecht eingebunden werden kann, ist mir von der praktischen Seite noch nicht ganz klar. Aber vielleicht bringt diese neue Situation sprachlichen Veränderungen im Ganzen hervor.
Ja. Wenn mann/frau willens ist, wird sich selbstverständlich eine praktikable Lösung finden lassen.

Zusätzlich zu den geschlechtsbezogenen Sprachregelungen:
Stefanie hat geschrieben : Zu der Sache mit der Bezeichnung "KZ". Es muss nicht verwendet werden, geht ganz einfach, und keinem fällt ein Zacken aus der Krone. Ich bekomme z.B. kein Kennzeichen für mein Auto, dass aus den Anfangsbuchstaben meines Vornamens und Nachnamens besteht, diese Abkürzung ist genauso belastet. Ich will es auch nicht. (Nebenbei Danke Mama und Papa für die kreative Namensgebung :- )
Und gibt es nun irgendwelche sachlichen Kriterien dafür, wann eine Sprachregelung "gaga" ist und wann nicht? Das war meine Frage. Es muß sie ja nicht geben. Vielleicht braucht man keine Kriterien.




Hermeneuticus
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Gestern, in einem Plausch zur politischen Lage, wünschte sich ein neunmalkluges siebzehnjähriges Bürschchen eine Koalition von CDU, FDP und AfD.

Das war eine dieser Gelegenheiten, zu denen ich fast ein bisschen erleichtert darüber bin, gewisse Entwicklungen und Tendenzen nicht mehr bis zu ihrer vollen Entfaltung erleben zu müssen. Solche Gelegenheiten, habe ich festgestellt, nehmen mit vorrückendem Alter zu... :mrgreen:




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Jörn Budesheim
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Do 23. Nov 2017, 19:59

Friederike hat geschrieben :
Do 23. Nov 2017, 15:41
Und gibt es nun irgendwelche sachlichen Kriterien dafür, wann eine Sprachregelung "gaga" ist und wann nicht?
Ich denke innerhalb gewisser Grenzen gibt es das. Aber nicht alle "Kriterien" lassen sich in Sprache gießen:-)




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Stefanie
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Do 23. Nov 2017, 20:49

Was für eine Farbe entsteht denn, wenn man schwarz CDU, gelb FDP und blau AFD mischt?
Schwarz und gelb ergibt doch braun und Blau und Gelb gibt Grün, und braungrün ist nicht schön.



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Stefanie
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Do 23. Nov 2017, 22:02

Tommy, ich kann dich gut leiden, aber bei diesem Thema gender Sprache kommen wir auf keinen grünen Zweig. : - )

Die Abkürzung von Vorname und Nachname ist übrigens SS. Das will ich weder als Kennzeichen noch als mein Zeichen im Schriftverkehr. Ich denke, Du würdest das auch nicht wollen. SS wird auch nicht als Kennzeichen vergeben.



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Stefanie
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Do 23. Nov 2017, 22:21

Tommy, stell Dir doch mal vor, Du erhältst einen Brief, in dem die Verfasserin mit SS abgekürzt wird, und Deine Verwandten sind durch diese Organisation getötet worden, z.b die Eltern oder die Großeltern. Oder Du musst eine Formular ausfüllen, in dem die Abkürzung KZ vorkommt.



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Stefanie
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Do 23. Nov 2017, 23:18

Bei manchen Spielfilmen, die man sieht, wie eben "Bodyguard" mit Whitney Houston wird es schon traurig. Du siehst diese Sängerin, mit dieser Stimme, und fragst dich, was ist da für ein Showbusiness, dass eine solche Sängerin daran zugrunde ging. Die Tochter auch viel zu früh gestorben. Keine hat die Schnulze "I will always Love You " so gesungen wie Whitney Houston. Was hätte sie noch singen können, wenn...
Gute Nacht.



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Jörn Budesheim
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Fr 24. Nov 2017, 06:26

Friederike hat geschrieben :
Di 21. Nov 2017, 14:00
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 21. Nov 2017, 09:12
Ich installiere gerade den neuen Browser von Firefox. Und dabei blenden sie folgende Werbung ein: "Für die Menschen nicht für den Profit." :mrgreen:
Wobei mir jetzt auffällt, daß das Wort "Profit" im Unterschied zum Wort "Gewinn" ausschließlich dem finanziellen Bereich angehört. "Gewinn" dagegen kann einen Zuwachs bedeuten, der sich auf alle erdenklichen Bereiche bezieht. "Ich profitiere von" hat die Beschränkung auf den ökonomischen Bereich schon wieder nicht. Für Firefox sind Profit und Menschen also Gegensätze. Wenn man anfängt, sich auf den Slogan einzulassen, wird er eigentlich immer verquaster. Denn natürlich sind Unternehmen und ihre Profite ja nicht von Menschen unabhängige Institutionen und deren Interessen.
Vor der Wahl standen in der Nähe meines Hauses Plakate mit dem Slogan "für Menschen gegen Profit" oder so ähnlich - "für Menschen gegen Gewinn" wäre sicherlich bei weitem nicht so schlagkräftig :) wenn der Wahlomat recht hat, dann bin ich eine linke Socke und müsste die Linken oder sogar die MLPD wählen, aber mit solchen Slogans kann man mich nicht gewinnen im Gegenteil: sie stoßen mich ab.

Auf der anderen Seite - gute politische Slogans, die auch in irgendeiner Weise sachhaltig sind, dürften ohnehin Mangelware sein, oder? "Mehr Demokratie wagen" wer erinnert sich noch daran? :)




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Jörn Budesheim
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Fr 24. Nov 2017, 06:29

Zu der Genderfrage. Es ist so eine Sache mit dem normalen Sprachgebrauch, wenn ihn jemand für verfehlt erachtet, weil er diskriminierend ist, kann man sich unmöglich darauf beziehen, dass er normal ist ... Diskriminierung wird ja nicht dadurch richtig, dass sie Normalität ist. Im Gegenteil der Umstand, dass sie Normalität ist, macht die Frage umso dringlicher.




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Alethos
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Fr 24. Nov 2017, 11:29

Sehe ich auch so, nur wäre der Umkehrschluss auch nicht praktikabel, dass man die individuelle Befindlichkeit zur Norm macht.

Es geht aber hierbei ja nicht um individuelle Befindlichkeit, sondern um die Ungleichbehandlung eines ganzen Geschlechts, diese normative Forderung hat ein ganz anderes Gewicht als die individuelle. Es ist aus der Warte von uns Männern zudem auch nicht ganz neutral beurteilbar, ob diese Forderung vom Aufwand her gerechtfertigt sei, sind wir doch nicht die von der Ungleichbehandlung negativ Betroffenen.



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Alle lächeln in derselben Sprache.

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Jörn Budesheim
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Sa 25. Nov 2017, 06:22

Ich habe das gerade mal gegoogelt, Kasachstan liegt gar nicht in Deutschland... :)




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Jörn Budesheim
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Sa 25. Nov 2017, 06:30

Stefanie hat geschrieben :
Fr 24. Nov 2017, 20:52
Ich lese deine Texte immer gerne.
Wann mögt ihr eigentlich Texte gern? Und wann nicht? Ich mag Texte, wenn ich das Gefühl habe, den Autor sprechen zu hören, so als würde er direkt zu mir sprechen. Und ich verliere ziemlich schnell die Lust, wenn der Inhalt nicht durchscheint, weil ich in jeder Zeile mehr dabei bin die Grammatik zu rekonstruieren als den Ausführungen zu folgen.




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Friederike
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Sa 25. Nov 2017, 18:41

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 25. Nov 2017, 06:30
Wann mögt ihr eigentlich Texte gern? Und wann nicht? Ich mag Texte, wenn ich das Gefühl habe, den Autor sprechen zu hören, so als würde er direkt zu mir sprechen. Und ich verliere ziemlich schnell die Lust, wenn der Inhalt nicht durchscheint, weil ich in jeder Zeile mehr dabei bin die Grammatik zu rekonstruieren als den Ausführungen zu folgen.
Über die grammatikalische Hürde habe ich länger sinniert, weil ich mir spontan dachte, daß der Gebrauch einer nicht den üblichen Regeln folgenden Grammatik immer impliziert, daß die Abweichungen von der Norm zugleich inhaltliche Aussagen sind. Das heißt, der Inhalt ist weitgehend die eigenwillige Grammatik. Mir ist dann allerdings Adorno eingefallen, die ND hauptsächlich. Die Zuordnung der Pronomina zu dem jeweiligen Bezugswort beispielsweise muß in fast jedem zweiten Satz erst einmal ermittelt werden, um die inhaltliche Aussage überhaupt zu verstehen. In diesem Text könnte man Inhalt und Grammatik also trennen. Das Verstehen des Inhalts hängt aber daran, daß man die Sätze zunächst, so formuliere ich es meistens, (ins Deutsche) "übersetzt". Hätte ich damit erfaßt, was Du meinst?




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Jörn Budesheim
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Was ich meine ist viel einfacher. Ich mag Texte, die ich "höre". Wenn der Lesefluss dauernd unterbrochen ist, geht das nicht. Adornos Texte sind übrigens ein gutes Beispiel für Texte, die ich überhaupt nicht mag. Eine alte rhetorische Regel lautet: Gute Texte sind viel Arbeit für den Autor und wenig Arbeit für den Leser.




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Jörn Budesheim
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Sa 25. Nov 2017, 19:08

Philosophist aus Handbuch Rhetorik und Philosophie zitirend hat geschrieben :
Sa 25. Nov 2017, 18:26
Rhetorik vertritt in Philosophie, was anders als in der Sprache nicht gedacht werden kann.
Das ist ein gutes Beispiel für den Schreibstil, den ich überhaupt nicht mag :-) In dem Thread von Philosophist passt es nicht, deswegen ist es hier gelandet.




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Stefanie
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Sa 25. Nov 2017, 19:27

Für mich ist eine schwierige Frage, da ich es nicht richtig beschreiben kann. Es macht halt klick.
Mir gefallen verschachtelte Sätze nicht, die so aufgebaut sind, dass ich am Ende des Satzes nicht mehr weiß, wie der Anfang war.
Andererseits bin ich fasziniert, wenn mit Worten und der Sprache gespielt wird, neue Wörter auftauchen, mit denen geschickt gespielt wird. Ein Text muss auch emotional ansprechen, zum einen durch das Thema, aber auch wenn durch die Sprache so was wie eine warme Stimmung erzeugt wird, oder die Leidenschaft oder das hohe Interesse des Autors, der Autorin an dem Thema erkennbar wird. Ich es fühle. Wenn der Text erzählt. Auch wenn ich erstmal nicht alles verstehe.
Es macht halt Klick.



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