Ich fürchte, ich habe Jörns religiöse Gefühle verletzt, Deine auch? Nichts liegt mir ferner. Ich dachte, in einem Philosophieforum kann man über so etwas gelassen reden.Timberlake hat geschrieben : ↑Sa 10. Aug 2024, 00:20Oder anders gefragt , weiß er das Gott nicht existiert ,....
Nein, natürlich kann man nicht beweisen, daß es keinen Gott gibt. Man kann auch nicht beweisen, daß morgen die Sonne wieder aufgeht bzw noch eine Erde bescheint. Wahrheit ist für mich eine Qualität, die wir unserem Denken zusprechen, nämlich ein getreues Abbild der Welt, uns eingeschlossen, zu liefern. Wir wissen, daß wir das nur annähernd können, daß ein absoluter Wahrheitsanspruch ausgeschlossen ist. Wir können uns zwar ein Allwissenden, Allseienden vorstellen, aber selbst wenn es ihn gäbe, wir könnten es nicht wissen.
Was wir realistisch denken und wissen können, ist von der Art, daß wir es nicht mit guten Gründen bezweifeln können, oder eingeschränkter, daß es mindestens wahrscheinlicher ist als sein Gegenteil. In genau diesem Sinn ordne ich das Phänomen des Glaubens an Göttliches, an absolut Metaphysisches in ein rationales Weltbild ein. Ich sehe nichts, was mich zwingt oder auch nur mir dringend nahelegt, an solche Dinge zu glauben, gleichzeitig sehe ich viele sozialpsychologische Gründe, die Religion als einen (zumindest in der Vergangenheit) wichtigen sozialen, kulturellen Tatbestand zu verstehen.
Um also auf Deine Frage zurückzukommen: Der Atheist weiß, oder formulieren wir es vorsichtiger: sollte wissen, daß er kein absolutes Wissen besitzt, aber das relative Wissen, das er besitzt, zwingt ihn, die Existenz Gottes für höchst unwahrscheinlich zu halten, und die menschlichen Erzählungen darüber für wirr, inkonsistent, vernunftwidrig. Daß man den Glauben nicht logisch fassen kann, haben schon kluge Gläubige selbst eingeräumt. Und das bewundere ich sogar ein bißchen.
Zu Deinem Kommentar 81708. Dem kann ich nicht folgen. Denken kann falsch sein und Wissen kann Falschwissen, vermeintliches Wissen sein. Wenn man den Begriff "Glauben" richtig verwendet, ist Glauben auch für den, der sich als gläubig versteht, kein Wissen. Das hat Jörn in seinem letzen Kommentar festgestellt. Hier im Forum wird manchmal mit dem Begriff "Überzeugung" gearbeitet. Überzeugung ist ein starker Glauben. Da bzw wenn es aber kein absolutes Wissen gibt, steckt immer im Wissen die Möglichkeit des Irrtums, des Nichtwahrseins, daher macht es keinen Sinn, zwischen "ich weiß" und "ich denke, daß ich weiß" zu unterscheiden, letzteres ist ein Pleonasmus. Andrerseits besagt meine Aussage "ich glaube, Person P war zum Zeitpunkt t an dem Ort x" nur meine Überzeugung, daß dieser Sachverhalt gegeben war; es ist eine Aussage über eine Wahrscheinlichkeit, die empirisch überprüft werden kann. Es ist eine wahrheitsdefinite Aussage, also keine Frage des Glaubens. Daher macht es keinen Sinn, "ich weiß" durch "ich glaube, daß ich weiß" zu ersetzen, "ich glaube" als eine Art Präfix vorgestellt, bedeutet, daß ich nicht wissen, nur überzeugt sein kann, daß also der Inhalt der Aussage nicht wahrheitsdefinit ist.