Wachsende AfD kann die Demokratie abschaffen

Dieser Teil des Forums befaßt sich mit politischen, sozialen und historischen Aspekten der aktuellen gesellschaftspolitischen Debatten.
Wolfgang Endemann
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Do 23. Jan 2025, 00:24

BVerfG hat geschrieben :
Mi 22. Jan 2025, 19:18
Im Gegensatz zur eigentlichen Äußerung einer Meinung kann es also für den verfassungsrechtlichen Schutz einer Tatsachenmitteilung auf die Richtigkeit der Mitteilung ankommen
Die Rechtsprechung versucht hier (ich bestreite gar nicht: mit gutem Grund), die Meinungsfreiheit einzuschränken auf das, was gemeint werden darf, sozial verträglich ist, nämlich Stellung nehmen, Dafürhalten, und das möglichst fair zur Diskussion stellen. Ausgeschlossen werden sollen Meinungen, die in die Form von Tatsachenbehauptungen auftreten und damit sich gegen Widerspruch zu immunisieren versuchen. Das juristische Problem besteht darin, daß damit erstens die Rechtsprechung zweckentfremdet würde zu einer Instanz der Wahrheitsprüfung, was sie nur untergeordnet ist, daß zweitens Meinungen in den seltensten Fällen als bezweifelbare Meinungen eingebracht werden, in der Regel für die Meinungsträger Gewißheiten darstellen, also eine akzeptable Form des Dafürhaltens. Die meisten falschen Tatsachenbehauptungen könnten so durch Berufung auf die Meinungsfreiheit sich der Sanktionierung entziehen. Verschwörungs"theoretiker" halten ja die offiziellen Faktendarstellungen für fakes. Hinzu kommt, daß Lügen immer vorsätzliche Lügen sind, das dürfte in der Regel schwierig zu beweisen sein.
Ich weiß ja nicht, wie Du es mit der Wahrheit hältst, aber die meisten, Moralisten oder nicht, sehen es als legitim an, im Dienste des Guten Lügen zu akzeptieren. Das Leben wäre schwer ohne Lügen auszuhalten.

Aber diese Debatte geht ganz an unserem Dissens vorbei. Denn es war nicht die Frage, ob T lügt, sondern ob er eine Doppelmoral vertritt (wo bei ihm Moral ins Spiel kommt, da ist es christliche Doppelmotal). Das ist etwas ganz anderes.




Timberlake
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Do 23. Jan 2025, 13:19

Wolfgang Endemann hat geschrieben :
Do 23. Jan 2025, 00:24

Hinzu kommt, daß Lügen immer vorsätzliche Lügen sind, das dürfte in der Regel schwierig zu beweisen sein.
Um dazu auf die AfD zurück zu kommen. In dem Sinne , dass sich diese Partei, von ihren Lügen, Vorteile beim Wähler , während einer demokratischen Wahl verspricht, würde ich schon von einem Vorsatz ausgehen , der sich als solches sehr leicht beweisen lässt.

fr.de hat geschrieben :
AfD-Chefin Weidel und Elon Musk: Lügen, bis sich die Balken der Geschichte verbiegen

Methode Trump: Weidel redet Musk gegenüber Deutschlands Bildungssystem schlecht

Das auf Englisch geführte Gespräch mit Elon Musk dauerte noch nicht lange, da überraschte die AfD-Vorsitzende mit einer so grotesken Falschaussage, dass selbst der hartgesottene Tech-Milliardär dachte, er habe sich verhört: Die Kinder in Deutschland lernten kein Rechnen und Schreiben mehr an den Schulen, sie lernten gar nichts, sondern nur noch Genderstudien, behauptete Weidel. Er habe immer den Eindruck gehabt, dass Deutschland über ein sehr gutes Bildungssystem verfüge, antwortete Musk verwundert, aber auch amüsiert. Denn das Schlechtreden des eigenen Landes gehört ja zum Wahlkampf à la AfD ebenso wie zu den Methoden, die Musks neuer Buddy Donald Trump prägte.
Kann man sich doch sicher sein, dass man durch das Schlechtreden des eigenen Landes, infolge von Lügen wie diese aber auch Halbwahrheiten und Wahrheiten beim Wähler punkten kann. Werden doch dadurch jene Parteien diskreditiert, die, weil an der Regierung, dafür anscheinend verantwortlich sind und die man eben darin, durch eine demokratische Wahl abzulösen gedenkt.

Dabei gäbe es durchaus Wahrheiten, auf die man sich diesbezüglich beziehen könnte .

3sat.de hat geschrieben :
Precht: Bessere Schulen – Wie gelingt Bildung? Richard David Precht im Gespräch mit Andreas Schleicher

Lehrermangel, veraltete Unterrichtskonzepte, schleppende Digitalisierung: Seit Jahrzehnten sieht die Politik der wachsenden Bildungsmisere zu, obwohl Wissenschaft, Lehrkräfte, Schülerkonferenzen und Eltern die Missstände immer lauter beklagen.
Man bräuchte sich also gar nicht einer Lüge bedienen.
lpb-bw.de hat geschrieben :
Gendern: Ein Pro und Contra

Über das Gendern ist eine heftige und emotionale Debatte entbrannt. Ob und in welcher Form Sprache geschlechtersensibel sein soll, darüber scheiden sich die Geister. Für die einen ist es Ausdruck der Gleichstellung, für die anderen ist es Bevormundung.
In dem jedoch über das Gendern eine heftige und emotionale Debatte entbrannt ist, scheint man auf Seiten der AfD deshalb der Lüge den Vorzug zu geben.

Dazu nur mal zur Erinnerung ..
Timberlake hat geschrieben :
Di 21. Jan 2025, 20:00
mpg.de hat geschrieben : ´

Anatomie der Emotionen

Liebe, Sehnsucht, Trauer, Wut - Gefühle sind eine komplexe Welt. Mit intelligenter Kombination neuester bildgebender Techniken hat Raymond Joseph Dolan vom University College in London die Emotionen sichtbar gemacht.
Als Ort der Gefühlsverarbeitung gilt der Gehirnbereich der Amygdala.
Das sich insbesondere der Rechtsextremismus solcher Emotionen bedient, sollte jedenfalls feststehen.
  • "Daß Könige philosophiren, oder Philosophen Könige würden, ist
    nicht zu erwarten, aber auch nicht zu wünschen: weil der Besitz der Gewalt
    das freie Urtheil der Vernunft unvermeidlich verdirbt. Daß aber Könige
    oder königliche (sich selbst nach Gleichheitsgesetzen beherrschende) Völker
    die Classe der Philosophen nicht schwinden oder verstummen, sondern öffentlich
    sprechen lassen,

    ist beiden zu Beleuchtung ihres Geschäfts unentbehrlich :!:

    und, weil diese Classe ihrer Natur nach der Rottirung und Clubbenverbündung
    unfähig ist, wegen der Nachrede einer Propagande verdachtlos"
    Kant: AA VIII, Zum ewigen Frieden.


Weil zu Beleuchtung ihres Geschäfts unentbehrlich .. in Groß !

Insofern .. beim Lichte des von Natur aus "unverdächtigen" Philosophen beschienen :!: .. wir uns vielleicht vielmehr die Frage stellen sollten , ob denn nicht wachsende Emotionen , die Demokratie abschaffen kann? Eine wachsende AfD, die sich derer bedient, wäre demnach dafür lediglich symptomatisch.




Wolfgang Endemann
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Fr 24. Jan 2025, 00:23

Timberlake hat geschrieben :
Mi 22. Jan 2025, 23:07


Was dir als Marxist allerdings merkwürdigerweise aber offensichtlich entgangen ist. Bei den Kommunisten in Stalins Russland, gab es in der Wirtschaft keine kapitalistischen Grundstrukturen mehr.

Obwohl hier ot, möchte ich eine kurze Antwort geben.

Das ist mir keineswegs entgangen. Nur ist die Abschaffung des Kapitals (des Privateigentums an Produktionsmitteln) noch lange kein Sozialismus, geschweige denn Kommunismus. Das war in der SU nur eine neue Form, äußerlich der Gesellschaft übergestülpt, von den Kommunisten, die es tatsächlich gab, mit bestem Willen durchgesetzt, aber ohne Rücksicht/Berücksichtigung der Mentalität der Menschen. Daß das schief geht, damit mußte man rechnen.
Marx bleibt an dieser Stelle undeutlich, tatsächlich kann man zeigen, daß er keineswegs das Verhältnis von Basis und Überbau so linear kausal gesehen hat. Eine Umwälzung der Gesellschaftsstruktur hat objektive und subjektive Voraussetzungen. Aber Marx ist ohnehin keine Ersatzbibel. Wer ihn so liest, ist kein Marxist. Gesellschaftliche Prozesse sind im Wesentlichen dialektisch, mit ungewissem Ausgang.




Timberlake
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Fr 24. Jan 2025, 13:16

".. aber ohne Rücksicht/Berücksichtigung der Mentalität der Menschen"

Wo wir schon mal dabei sind, wächst die AfD nicht eben dadurch, dass sie es versteht, die Mentalität der Menschen zu berücksichtigen?




Wolfgang Endemann
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Fr 24. Jan 2025, 17:52

Timberlake hat geschrieben :
Fr 24. Jan 2025, 13:16


Wo wir schon mal dabei sind, wächst die AfD nicht eben dadurch, dass sie es versteht, die Mentalität der Menschen zu berücksichtigen?
Ja, der Populismus der AfD setzt bei der Angst großer Bevölkerungsteile vor wachsender Überfremdung, immer prekäreren Lebensverhältnissen, wachsender Gewalt und Kriegsgefahr an. Ist das falsch? Natürlich nicht. Freilich bietet die AfD keine realistischen Lösungen an, wenn sie verspricht, diese Probleme zu lösen. Im Gegenteil, was diese Partei vorhat, wird die Probleme verschärfen, aber das ist nicht evident, und das, was wirklich notwendig wäre, hat in den anderen etablierten Parteien so wenig Fürsprecher wie in der AfD. Schlimmer, die Probleme müssen in ihrem Ausmaß verleugnet werden, weil sie das Versagen der bisherigen Politik sind. Alle haben jahrzehntelang an dem heute vorliegenden Zustand gearbeitet, niemand und nichts anderes ist dafür verantwortlich.




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Stefanie
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Fr 24. Jan 2025, 18:23

Natürlich ist das falsch.
Wenn es Angst vor wachsender Überfremdung gibt, ist Aufgabe aller demokratischen! Parteien und Medien, die Angst davor zu nehmen, in dem klargestellt wird, es gibt keine Überfremdung.
Sofern es morgen die Bahn schafft, die Züge fahren zu lassen, die im Fahrplan stehen, bin ich Köln auf einer Demo gegen die AfD und co. Und ich persönlich demonstriere auch gegen Merz und Söder.



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Jörn Budesheim
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Fr 24. Jan 2025, 20:33

Wolfgang Endemann hat geschrieben :
Fr 24. Jan 2025, 17:52
... Angst großer Bevölkerungsteile vor wachsender Überfremdung ...
Gibt es diese Angst überhaupt? Was sagen Untersuchungen dazu? Ich habe den ziemlich unangenehmen Ausdruck "Überfremdung" mal in dem Buch "Triggerpunkte, Konsens und Konflikt" in der Gegenwartsgesellschaft gesucht. Folgende Zahlen und Zitate habe ich dabei gefunden.

Über 60%, also beinah zwei Drittel sehen Migration als Bereicherung für das kulturelle Leben. Es gibt darüber hinaus auch keine allgemeine Drift in Richtung Migrationsfeindlichkeit. Allerdings wird die Vorstellung, Migration habe überhandgenommen und »zu viele« Migranten seien nach Deutschland gekommen, von fast einem Drittel der Bevölkerung geteilt.
Immerhin 58 Prozent der Befragten werten Migration als positiv für die deutsche Wirtschaft, und über 60 Prozent sehen sie als Bereicherung für das kulturelle Leben, während nur ein kleinerer Teil (jeweils etwa 15 Prozent) dies infrage stellt. Diese Ergebnisse liefern Hinweise darauf, dass nur Minderheiten die Vorstellung eines Einwanderungslandes entschieden ablehnen, während eine deutliche Mehrheit Migration als notwendig und bereichernd empfindet.

Zugleich sehen wir aber Hinweise darauf, dass der Zustrom von Migranten nicht unisono gutgeheißen wird. Es gibt nennenswerte Schließungsinteressen in der Bevölkerung: Die Vorstellung, Migration habe überhandgenommen und »zu viele« Migranten seien nach Deutschland gekommen, wird von fast einem Drittel der Bevölkerung geteilt. Dieses Item gehört auch zu den besonders polarisierenden Statements. Immerhin über 20 Prozent beklagen, sie würden sich durch Migration fremd im eigenen Land fühlen: »Fremdländisch« klingende Namen, eine größere Vielfalt kultureller und religiöser Praktiken im Stadtteil oder die Präsenz migrantisch gelesener Personen im öffentlichen Raum werden als problematisch wahrgenommen. Eine solche Wahrnehmung ist anschlussfähig an ein in rechten Milieus fest verwurzeltes Grundgefühl der Überfremdung, das Arlie Russell Hochschild in ihrem Buch über Anhänger der US-amerikanischen Tea Party herausgearbeitet hat. Auf dieser Basis kann Gegenwehr gegen Migration leicht mobilisiert und politisch kapitalisiert werden.

[...]

[Es] gilt – trotz der Wahlerfolge rechter Parteien und der Einwurzlung rechter Strukturen in vielen Städten und Gemeinden –, dass es keine allgemeine Drift in Richtung Migrationsfeindlichkeit gibt. Ein grundlegender Backlash in den Einstellungen ist nicht zu erkennen, auch wenn diese Positionen durch die Etablierung einer rechtspopulistischen Partei im Bundestag und in vielen Landesparlamenten eine größere politische Bühne bekommen haben und somit an Salienz gewinnen.

[...]

Die Transformation in Richtung Einwanderungsland ist schon weitgehend vollzogen, viele wichtige Weichenstellungen sind erfolgt (etwa Fachkräfteeinwanderungsgesetz, Staatsbürgerschaftsrecht). Die arbeitsmarktlichen und demografischen Veränderungen machen Zuwanderung wichtiger denn je, zugleich bleibt abzuwarten, inwieweit die in Teilen der Gesellschaft vorhandenen exkludierenden Orientierungen nach und nach überschrieben werden oder sich bestehende Gegnerschaften weiter verschärfen. Entscheidend für die Zustimmungsfähigkeit von Migration bleibt neben der staatlichen Fähigkeit, Zuwanderung und Integration gut und erfolgreich zu managen, die Frage der sozialen Beziehungen vor Ort. Hier bilden sich unmittelbare »Praktiken des Zusammenlebens« heraus, hier machen Menschen Erfahrungen mit Diversität und ethnischer Heterogenität, die vor allem dann positiv bewertet werden, wenn sie mit Gefühlen der Verbundenheit und gelingender Integration einhergehen.

(Steffen Mau/Thomas Lux/Linus Westheuser Triggerpunkte Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft)




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Consul
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Fr 24. Jan 2025, 22:33

Stefanie hat geschrieben :
Fr 24. Jan 2025, 18:23
Natürlich ist das falsch.
Wenn es Angst vor wachsender Überfremdung gibt, ist Aufgabe aller demokratischen! Parteien und Medien, die Angst davor zu nehmen, in dem klargestellt wird, es gibt keine Überfremdung.
Wenn "Überfremdung" in Deutschland bedeutet, dass der Anteil der Deutschen im ethnologischen Sinn des Wortes ("ohne Migrationshintergrund") weniger als 50% beträgt, dann ist das an vielen Schulen und in vielen Kindergärten längst der Fall – und auch insgesamt in den Großstädten Offenbach a.M., Pforzheim, Heilbronn, Frankfurt a.M., Ludwigshafen und Nürnberg (Quelle).
ich bin kein AfD-Wähler, aber auch mir missfällt es sehr, wenn wir "Volksdeutschen" in unserem eigenen Land zu einer ethnischen Minderheit werden.



"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding

Wolfgang Endemann
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Fr 24. Jan 2025, 22:52

Stefanie hat geschrieben :
Fr 24. Jan 2025, 18:23

Wenn es Angst vor wachsender Überfremdung gibt, ist Aufgabe aller demokratischen! Parteien und Medien, die Angst davor zu nehmen, in dem klargestellt wird, es gibt keine Überfremdung.
Das ist teils richtig, teils falsch.

Selbstverständlich kann Politik die Angst vor Überfremdung nehmen, indem sie zB die Folge des Mangels an bezahlbarem Wohnraum kompensiert, die Integration der Migranten so fördert, daß keine große Belastung auf die heimische Bevölkerung, hauptsächlich auf unsere schwachen, ohnehin überforderten Mitbürger zukommt, zB keine große Zahl von Kindern ohne Deutschkenntnisse in Schulen in Problemvierteln, die es schon ohne Zuwanderung gab. Das alles kann gelöst werden mit Geld, aber nicht aufkosten der Armen.

Überfremdung ist ein relativer Begriff. Er kann nicht nach Belieben weggeredet werden. Es gibt auch das gegenteilige Problem. Unter bestimmten Bedingungen ist nicht die Überfremdung, sondern die spießige Enge und Konformität ein Riesenproblem. Das betrifft allerdings eher Leute, die es individuell lösen können. Der zivilisatorische Wandel verschiebt die Anforderungen in Richtung größerer Komplexitätsbewältigung, das führt bei den Schwachen zur Überforderung durch Fremdheit. Einen großen Anteil hat das Ausmaß der Technisierung und Bürokratisierung, und dann kommen auch noch die Fremden.

@ Jörn Budesheim
Ich gehöre, wie wohl alle in diesem Forum, zu dem oberen 2/3 der Bevölkerung, das nicht überfordert ist von Vielfalt, wenn ich leide, dann allenfalls an der Einfalt von fundamentalistischen Leuten, die an Religion gebunden sind und verständlicherweise dem Elend entfliehen wollen. Politik muß aber für das untere 1/3 gemacht werden. Übrigens ist dieser Sachverhalt der Grund, warum die AfD keine wirkliche Gefahr ist, sie wird nie wesentlich über die 33% hinausgelangen, es sei denn, es wird doch noch der Mittelstand depraviert, er entwickelt eine massive Abstiegsangst. Untersuchungen besagen übrigens, daß die Wähler der AfD tatsächlich zum großen Teil der Mittelschicht entstammen. Warum die Hysterie dieser Partei gegenüber, wenn die anderen bequem mit 66% regieren können. Eben weil es tendenziell 2/3 werden können. Ein Problem wird die AfD erst, wenn die Unzufriedenheit doch deutlich mehr als das untere Drittel erfaßt. Und dafür sind dann die Parteien verantwortlich, die regieren.




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Stefanie
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Fr 24. Jan 2025, 23:36

2023 lag der Anteil der ausländischen Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung bei 15 %.
29 % habe einen Migrationshintergrund (Zugewanderte und ihre Nachkommen).
Am Ende des Jahres 2023 lebten ca. 972.000 Menschen mit syrischer Staatsangehörigkeit in Deutschland. Etwa 420.000 sind aus Afghanistan. Türkei 1,5 Mio. EU Staaten 5 113 875 Mio.
Insgesamt haben 13,8 Mio keinen deutschen Paß.
Beispiel
https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesel ... lecht.html

Ca. 83 Mio. Menschen leben in Deutschland.

Die AfD hat Nachahmer, gerade sind das Merz und Söder. Wer deren Partei wählt, kann hinsichtlich dieses Thema auch die AfD wählen. Die zynische Diskussion um die Rückführung der Syrer ist nichts anderes als eine angedachte Remigration dieser Menschen.



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Consul
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Sa 25. Jan 2025, 00:08

Stefanie hat geschrieben :
Fr 24. Jan 2025, 23:36
2023 lag der Anteil der ausländischen Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung bei 15 %.
29 % habe einen Migrationshintergrund (Zugewanderte und ihre Nachkommen).
Macht zusammen 44% mit steigender Tendenz Richtung >50%.
Ist es dir gleichgültig, ob das eingeborene deutsche Volk (im ethnokulturellen Sinn von "Volk") die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland ausmacht oder nicht? – Mir ist es nicht egal.
Stefanie hat geschrieben :
Fr 24. Jan 2025, 23:36
Am Ende des Jahres 2023 lebten ca. 972.000 Menschen mit syrischer Staatsangehörigkeit in Deutschland. Etwa 420.000 sind aus Afghanistan.
Das bedeutet, dass derzeit 4% aller Syrer und 1% aller Afghanen in Deutschland leben. Das sind enorm hohe Prozentzahlen für ein einziges Land wie unseres – viel zu hohe! Denn dermaßen viele moslemische Orientalen lassen sich sicherlich nicht erfolgreich in die deutsche Gesellschaft integrieren.



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Stefanie
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Sa 25. Jan 2025, 06:42

Wieviele Generationen müssen es sein, damit man sich in Deutschland als zum deutschen Volk gehörig bezeichnen darf? 2, 3, 10 oder mehr Generationen? Was muss man vorweisen, um netterweise als im ethnokulturellen Sinn als Deutscher oder Deutsche eingeordnet zu werden?

Omid Nouripour, Politiker, 1975 in Teheran geboren
Ashok-Alexander Sridharan, deutscher Jurist und Politiker (CDU), ehemaliger Oberbürgermeister von Bonn, in Deutschland geboren, Vater, Diplomat aus Indien
Cem Özdemir, Politiker, Eltern aus der Türkei eingewandert
Familie de Maiziere, Hugenotten Frankreich im 17 jhd. Nach Deutschland gekommen
Sami Khedira, Fußball Profi, Vater Tunesien, Mutter Deutschland, besitzt beide Staatsbürgerschaften



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Quk
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Sa 25. Jan 2025, 06:43

Consul hat geschrieben :
Sa 25. Jan 2025, 00:08
Stefanie hat geschrieben :
Fr 24. Jan 2025, 23:36
2023 lag der Anteil der ausländischen Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung bei 15 %.
29 % habe einen Migrationshintergrund (Zugewanderte und ihre Nachkommen).
Macht zusammen 44% mit steigender Tendenz Richtung >50%.
Ich verstehe nicht, warum Du das addierst. Ich dachte, der Begriff "Ausländer" meint einen Menschen, der aus dem Ausland migriert ist. Andernfalls wäre er ein Inländer, oder? Wenn ich in meinem Korb 10 Möhren habe, kann ich auch sagen, ich habe 10 Karotten. Aber ich kann hinterher nicht sagen, ich hätte 20 gelbe Rüben. Ich habe nur 10 gelbe Rüben. Es wurden nur die Namen ausgetauscht.

Wir haben etwa 30 % Migrierte; davon sind etwa 15 % deutsche Migrierte. Die anderen 15 % sind nichtdeutsche Migrierte. Das sind nach meinem Verständnis die besagten Ausländer. Also 15 %, nicht 44 %.

Quelle:
https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-un ... ntergrund/

Wie viele Generationen an Nachkommen muss man zählen, bis der "Hintergrund" ganz verblasst? Gefühlt der halbe Ruhrpott, zum Beispiel, hat polnische Namen. In meinen Augen gehört Frau Grabowski zu uns Deutschen.


Aus obiger Quelle:
Nach der Definition des Statistischen Bundesamtes hat eine Person einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil die deutsche Staatsangehörigkeit nicht durch Geburt besitzt:

• Zugewanderte und nicht zugewanderte Ausländer,

• zugewanderte und nicht zugewanderte Eingebürgerte,

• (Spät-)Aussiedler,

• Personen, die die deutsche Staatsangehörigkeit durch Adoption durch einen deutschen Elternteil erhalten haben sowie

• die mit deutscher Staatsangehörigkeit geborenen Kinder der vier zuvor genannten Gruppen.




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Jörn Budesheim
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Sa 25. Jan 2025, 07:18

Wolfgang Endemann hat geschrieben :
Fr 24. Jan 2025, 22:52
Ich gehöre, wie wohl alle in diesem Forum, zu dem oberen 2/3 der Bevölkerung, das nicht überfordert ist von Vielfalt
Das ist eine interessante Umformulierung der Umfrage-Ergebnisse nahezu in ihr Gegenteil. Über 60 Prozent sehen sie als Bereicherung für das kulturelle Leben, steht dort.




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Sa 25. Jan 2025, 07:26

Consul hat geschrieben :
Sa 25. Jan 2025, 00:08
steigender Tendenz Richtung >50%.
Wenn ich mir deine Beiträge in Erinnerung rufe, würde ich vermuten, dass es dort eine starke Tendenz Richtung >50% oder mehr gibt, nicht-deutsche Philosophen zu zitieren. Philosophie ist international, und das ist gut so; Menschsein übrigens auch.




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Jörn Budesheim
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Sa 25. Jan 2025, 07:55

Wikipedia hat geschrieben : Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) wählte „Überfremdung“ 1993 mit folgender Begründung zum deutschen Unwort des Jahres:[7]

„Ausschlaggebend für die Kritik an diesem auf den ersten Blick harmlos erscheinenden Wort war die Feststellung, dass ‚Überfremdung‘ nach wie vor im Sinne einer rassistischen Uminterpretation verwendet wird […] ‚Überfremdung‘ wurde zur Stammtischparole, die auch die undifferenzierteste Fremdenfeindlichkeit ‚argumentativ‘ absichern soll.“
perplexity.ai hat geschrieben : der Ausdruck "Überfremdung" hat einen stark rassistischen und rechtsextremen Hintergrund. Er stammt aus der nationalsozialistischen Volkstumspolitik und wird heute hauptsächlich im rechtsextremen Kontext verwendet17.

Historischer Kontext
Der Begriff "Überfremdung" entstand im frühen 20. Jahrhundert und wurde besonders während der NS-Zeit geprägt. Er wurde verwendet, um die angebliche Bedrohung der deutschen Kultur und Gesellschaft durch Einwanderer und andere als "fremd" wahrgenommene Einflüsse zu beschreiben1.

Aktuelle Verwendung
Heute wird der Ausdruck "Überfremdung" weiterhin von rechtsextremen Gruppen benutzt, um ausländer- und fremdenfeindliche Ansichten zu verbreiten. Er impliziert eine vermeintliche Gefahr durch Einwanderer und fördert rassistische Narrative [...]




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Jörn Budesheim
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Sa 25. Jan 2025, 08:51

Neben der Frage, was die Politik tun kann bzw. tun sollte, stellt sich meines Erachtens auch die Frage, wir alle tun können. Die Liste dürfte ziemlich lang sein, hier nur ein Beispiel. Es wäre schon viel gewonnen, wenn alle ihre Meinungen anhand von seriösen Quellen überprüfen würden, statt zu glauben, was man irgendwo aufgeschnappt hat.

Ich habe mal vor ein oder zwei Jahren einen Bericht gesehen, da wurden Leute in Straßeninterviews nach der Zahl der Flüchtlinge in Deutschland befragt. Das war unglaublich. Hier ein paar Zahlen: Ende 2022 lebten etwa 1,9 Millionen Geflüchtete in Deutschland. Diese Zahl umfasst alle Ausländerinnen und Ausländer, die sich aus völkerrechtlichen, humanitären oder politischen Gründen in Deutschland aufhalten. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung Deutschlands von etwa 83 Millionen Menschen machten Geflüchtete also etwa 2,3% der Bevölkerung aus.

Die Menschen in den Interviews überschätzen diesen Anteil jedoch deutlich, in der Regel um ein Vielfaches, teilweise zehnfach und mehr zu hoch! Dafür gibt es viele Gründe: die hohe Anzahl der Medienberichte, in manchen Gebieten oder Stadtteilen leben natürlich deutlich mehr Geflüchtete als es der statistische Durchschnitt besagt, Menschen, die gar keine Flüchtigen sind, aber einen Migrationshintergrund haben, werden als solche wahrgenommen, die politischen Debatten fokussieren sich auf das Thema ... Heute ist es jedoch ein Leichtes, solche Meinungen mit Statistiken zu prüfen.

In Bezug auf diese Frage ist meines Erachtens auch die Bildung gefragt. Die Medienkompetenz muss z.b deutlich gestärkt werden. Insbesondere muss das Bild, dass wir über die Geflüchteten haben sich ändern. Jeder Mensch, egal wo er herkommt, kommt aus einer reichen Kultur. So etwas muss mehr und mehr vermittelt werden, finde ich. Soweit mein Wort zum Sonntag.




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Sa 25. Jan 2025, 09:12

Fachkräfte-Abkommen, 01.12.2023

Indische Migration ist ein riesiger Erfolg

Das deutsch-indische Migrationsabkommen wurde vor einem Jahr beschlossen. Die Zuwanderung aus Indien wächst aber schon seit Jahren rasant. Inzwischen kommen mehr Menschen aus Indien als aus vielen EU-Staaten. Und sie helfen gegen den dramatischen Fachkräftemangel ...

https://mediendienst-integration.de/art ... rfolg.html




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Sa 25. Jan 2025, 09:20

Islamische Gemeinden, 16.01.2025

Muslime in Ostdeutschland

[...]

In den letzten zehn Jahren, nach dem "Flüchtlingssommer" 2015, kamen viele Geflüchtete auch in die ostdeutschen Bundesländer. Wo es vorher kaum muslimische Strukturen gab, sind neue Gebetsräume entstanden, viele Vereine und Moscheen. Die Moschee in Erfurt ist die erste Moschee mit Minarett und Kuppel in Ostdeutschland, außerhalb Berlins.

[...]

"Muslimfeindschaft" ist das am weitesten verbreitete Ressentiment in Ostdeutschland, zeigt die Autoritarismus-Studie der Universität Leipzig. Beinahe jede*r zweite stimmt der Aussage zu, "Muslimen sollte die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden" – zehn Prozentpunkte mehr als im Westen (43,2 zu 32,8 Prozent).

[...]

Gemessen an der Gesamtzahl der Muslime in Deutschland leben nur etwa 3,5 Prozent aller Muslime in Deutschland im Osten.

https://mediendienst-integration.de/art ... and-1.html
Das passt - trotz der Unterschiede - gut zu dem Bericht, den ich vor einigen Jahren gesehen habe. Dort wurde auch gezeigt, dass es keinen zwingenden Zusammenhang zwischen Fremdenfeindlichkeit und der Zahl der Ausländer gibt. In dem Bericht wurde deutlich, dass in den verschiedenen Gebieten, über die berichtet wurde, in denen die Zahl der Flüchtlinge und Ausländer am geringsten war, die Fremdenfeindlichkeit am höchsten war. Es wurden Einzelinterviews geführt und gezeigt, die zum Teil haarsträubend waren. An fast allem waren "die Ausländer" schuld, obwohl es kaum welche in der Gegend gab. Eine Frau fühlte sich in einem Krankenhaus von den Ärzten schlecht behandelt, als Grund gab sie an, dass die Ärzte sich lieber um die vielen Ausländer kümmerten als um sie.

Das erinnert wohl nicht zufällig an die Lügengeschichten von Friedrich Merz und den Ausländern, die hier angeblich auf Kosten der Deutschen Zahnersatz schnorren.




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Jörn Budesheim
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Sa 25. Jan 2025, 10:07

Mich erinnert diese Sequenz an den Faden über Geschichten. Ohne Hannah Arendts Position im Detail zu kennen, zeigt sich hier meines Erachtens, warum das Erzählen von Geschichten eine „ethische Notwendigkeit“ sein kann. Wer nur als Flüchtling, Migrant oder Muslim wahrgenommen wird, bleibt auf seine Gruppenidentität reduziert, während die individuelle Lebensgeschichte unsichtbar bleibt. Die Möglichkeit, sich zu erzählen, kann nicht nur Würde/Individualität sichtbar machen, sondern auch wesentlich zur Inklusion beitragen. Hier sehe ich auch die Bildung gefordert: Schulen und andere Orte müssen viel mehr über die Vielfalt der Kulturen lehren, um ein tieferes Verständnis füreinander zu fördern.




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