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Tosa Inu
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So 10. Dez 2017, 15:38

@ 'Herr K."

Argumentiert man philosophisch, ist es vielleicht so, dass aus einem Argument gegen die Fehler eines Szientisten, kein Argument gegen die Wissenschaft oder den Naturalismus oder Physikalismus wird. Man könnte also Philosoph bleiben und sagen, dass weder der Szientist richtig liegt, noch Gabriel. Aber auch das - die Entscheidung philosophisch bleiben zu wollen - hat ja Aspekte des Kulturkampfes, oder meinetwegen auch niedriger gehängt, der Deutungshoheit.

Der lupenreine philosophische Nachweis eines Fehlschlusses platzt natürlich in dem Moment, wo die Philosophie in Gänze als irrelevant abgetan wird. Und es ist zwar richtig, dass man dies nicht einfach so tun kann, will man seriös bleiben, aber wer meint nachweisen zu können, dass die Philosophie ihrerseits nie seriös sein kann (da bspw. nur Gerede und keine exakte Messung) und das auch selbst glaubt (das ist gar nicht so selten), der ist schwer zu erreichen, seine Anhänger auch nicht.

Zwar sind Logik (und die Schlüsse der Aussagenlogik) und die empirische Wissenschaft oft kluge Ergänzungen, aber man weiß ja streng genommen wirklich nicht, wo die Reichweite der m.E. aus der Alltagspraxis destillierten logischen Schlüsse nun tatsächlich endet. In der Quantenwelt könnte das so sein und andererseits ist wiederum unklar, inwieweit das ein Nachteil ist, weil wiederum bei den Ergebnissen der Quantenwelt nicht klar ist, inwieweit ihre skurrilen Bedigungen unseren Alltag tangieren.

Man kann versuchen zu sagen, dass man benutzen sollte, was im jeweiligen Kontext angemessen ist, aber dafür haben wir keine Kriterien.



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

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Herr K.
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So 10. Dez 2017, 21:26

Ich vermute, dass Du Dich auf solche Aussagen beziehst, wie sie Stephen Hawking geäußert hat: dass Philosophie tot sei und zeitgenössische Philosophie eine Verschwendung von Zeit und zeitgenössische Philosophen eine Verschwendung von Platz seien.

Daraus scheinst Du nun zu schließen, dass das bedeute, dass auch Logik und Argumente prinzipiell abgelehnt würden. Aber das kann es nicht bedeuten: Hawking schreibt Bücher, in denen er argumentiert, da kann er wohl kaum Argumente generell ablehnen.




Tosa Inu
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Mo 11. Dez 2017, 07:41

Das glaube ich auch nicht.
Obwohl es Szientisten gibt, die diese Fehlschluss durchaus begehen. Darüber hinaus aber auch postmoderne Interpreten, zudem solche aus dem im engeren oder weiteren Sinne spirituellen Lager. Aufzuzeigen, dass es Interpreten gibt, die einen performativen Selbstwiderspruch begehen, heißt ja nun nicht, dass man diesen Fehler selbst begehen muss.

Das heißt aber wiederum auch nicht, dass es nicht Bereiche geben könnte, in denen unsere Alltagslogik an ihre Grenzen gerät, das könnte in der Quantenphysik der Fall sein. Dass dies so sein könnte, kann man wiederum nur in der uns zugänglichen Sprache vermitteln, analoges gilt für spirituelle Erfahrungen.

Die Stelle an der ich nie weiter komme (und tendenziell ins antirationale Lager schwenke) ist diese: Apel argumentiert, dass postmoderne Interpreten oder auch Wittgenstein, gerne die Philosophie in Gänze erledigen wollen, aber letztlich damit doch ebenfalls rational überzeugen wollen. Stimmt.
Wenn ich nun aber sage, dass ich mich ganz und gar (oder zumindest sehr weitreichend) auf meine Intuition oder das Schicksal verlasse (etwa in dem man nur auf das reagiert, was einem unmittelbar begegnet oder seiner inneren Stimme lauscht), dann würden viele das als sehr merkwürdig und irrational ansehen, doch Apel könnte erneute sagen, auf dieser Mensch sei ja irgendwie von der Überlegenheit dieses Ansatzes überzeugt, gleich wie irrtational, intuitiv, spontan ... er auch sei.
Aber gilt das Argument von Apel wirklich durchgängig? Kann eine mehr oder minder komplett irraionaler oder arationaler Inhalt tatsächlich als rationale Gesamtstrategie durchgehen?



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

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Herr K.
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Mo 11. Dez 2017, 18:20

Unsere Alltagslogik kommt an Grenzen, nicht nur in der Quantenmechanik, sondern auch z.B. beim Lügnerparadoxon. Bzw. beim Letzteren könnte es auch sein, dass mit unserem Konzept von "Wahrheit" etwas nicht stimmt.
Tosa Inu hat geschrieben :
Mo 11. Dez 2017, 07:41
Aber gilt das Argument von Apel wirklich durchgängig? Kann eine mehr oder minder komplett irraionaler oder arationaler Inhalt tatsächlich als rationale Gesamtstrategie durchgehen?
Das ist eine recht hypothetische Frage, denn es wird kaum jemanden geben, der sich komplett irrational verhält. In so einem Falle griffe das Argument von Apel mE nicht.




Tosa Inu
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Herr K. hat geschrieben :
Mo 11. Dez 2017, 18:20
Das ist eine recht hypothetische Frage, denn es wird kaum jemanden geben, der sich komplett irrational verhält.
Das ist auch nicht nötig, ich habe Apel auch nur zugespitzt.
Die Frage ist doch, wann man als rationaler (oder irrationaler) Mensch gelten kann.
Auch einem (von mir auch erst mal rein numerisch) irrationalen Menschen, kann man nicht einfach so zuschreiben, er folge einer rationalen Strategie.



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